BYBLOS, Jubayl (Syria Phoenicia)

Byblos, Theater, nicht an originaler Stelle, sondern modern versetzt (Phot R. Gogräfe)

Maße

Dm cavea 48 m
Dm orchestra 11,6 m

Beschreibung

Das Theater lag ursprünglich unter der SO-Ecke der Kreuzritterburg und wurde nach den französischen Ausgrabungen unter der Leitung von Dunand versetzt wiederaufgebaut. Unter seinem ursprünglichen Standort lag das Ahiram-Grab. Die den Halbrund überschreitende cavea war in 7 kerkides geteilt, die unteren 5 Sitzstufen sind erhalten. Dieser Teil des Theaters wurde bereits in der älteren Literatur hellenistisch datiert. Die orchestra ist in den Boden gegraben und mit einem Kieselmosaik ausgelegt, der eine Büste des Dionysos zeigt. Eine Stufe grenzt sie gegen den Zuschauerraum ab, auf deren Mittelachse ein Altar stand. Auf dieser Stufe werden auch die Ehrensessel gestanden haben, von denen sich Reste fanden. Dahinter lag eine Stufe mit mehreren Pfostenlöchern, vermutlich für eine hölzerne Brüstung. Der Bühnenkomplex aus Gussmauerwerk scheint eine römische Bauphase darzustellen. Die Front des pulpitums ist durch Rechtecknischen gegliedert: Die vorspringenden Partien sind mit Halbsäulen verziert. Dahinter liegt ein relativ tiefes pulpitum, jedoch gab es scheinbar keine scaenae frons und auch keine Paraskenien, welche ein Bühnendach hätten tragen können. Die Münzdatierung des Ausgräbers mit einem t.p.q. von 218 n.Chr. stellte sich nach den neuen Untersuchungen wegen widersprüchlicher Fundstellen-Angaben als zumindest problematisch dar, stattdessen gelangte man durch eine Analyse der Bauornamentik zu dem Ergebnis, dass das Theater einheitlich in die letzten beiden Jahrzehnte de 1. Jhs. v. Chr. zu datieren sei.

Literatur

M. Dunand, Fouilles de Byblos 2 (Paris 1954) 41-46 Abb. 23; S. 95f. Nr. 7401; Taf. 1-5.

E. Frézouls, Recherches sur les théâtres de l'orient Syrien, Syria 36, 1959, 226.

J. Balty, La mosaique antique du Proche-Orient I. Des origines à la Tétrarchie, in : ANRW II 12,2 (Berlin 1981) 366 Nr. 7 Taf. 11.

E. Will, Le sanctuaire de la déesse syrienne. Exploration archéologique de Délos 35 (Paris 1985) 112

P. Ciancio Rossetto/G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, III (Rom 1994) 123f. Abb.

I. Nielsen, Cultic Theatres and Ritual Drama Arhus Studies in Mediterranean Antiquity 4 (Aarhus 2002) 246.

R. G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 204 Abb.

Chr. Ertel – K.-S. Freyberger – H. von Hesberg, Das Theater und die Kultbezirke des römischen Byblos, Zeitschrift für Orient-Archäologie 1, 2008, 90-152.

Veranstaltungen

Es wurde vermutet, dass die Funktion des Theaters vor allem als Kult-Theater im engeren Sinne zu sehen sei, wofür die unmittelbare Umgebung mit den zahlreichen Heiligtümern spricht; daneben besteht der eindeutigste architektonische Bezug zur hinter der Bühne gelegenen Thermenanlage und man wird davon ausgehen dürfen, dass Wasser bei den hier gebotenen Kulthandlungen eine wichtige Rolle spielte, etwa für rituelle Waschungen eines Kultbildes oder Ähnliches. Im Nahen Osten ist der Zusammenhang Wasser – Theater bei den Theatern in Öffnet internen Link im aktuellen FensterGerasa Birketein und Öffnet internen Link im aktuellen FensterKanatha allzu deutlich, und im Westen vor allem bei den gallischen ländlichen Theaterbauten.