IPOLA (?) (Baetica)

Quellen

Philostrat, Apollonios von Tyana V 9 (195):

Übersetzung:
„In Ipola, einer Stadt in Baetica, ereignete sich, wie Damis erzählt, ein bemerkenswerter Vorfall mit einem Schauspieler. Als man nämlich nach Verkündigung der Öffnet internen Link im aktuellen Fensterpythischen Siege in den Städten zahlreiche Opfer darbrachte, besuchte einer jener Schauspieler, die es nicht wagten, mit Nero zu rivalisieren, jene Städte des Abendlandes, verdiente dabei sein Geld und erntete großen Beifall beim minder barbarischen Publikum, weil er diesem etwas noch nie Gehörtes darbot und ihm zudem versicherte, daß er die Melodien des Nero genau wiedergebe. Als dieser Mann nun nach lpola kam, flößte seine Erscheinung auch dann schon den Leuten Furcht ein, wenn er schweigend auf der Bühne stand. Wenn sie sein gewaltiges Auftreten, das weite Aufsperren des Mundes, das Besteigen des Podestes und die seltsame Bekleidung sahen, gerieten sie in großen Schrecken. Wenn er aber seine Stimme erhob und weithin schallend ertönen ließ, dann liefen fast alle davon, wie wenn sie von einem Dämon angeschrien würden. So altväterisch ist die Bildung der dortigen Barbaren." (Übers. V. Mumprecht)

Kommentar:
Ein Ort Ipola scheint sonst nicht bekannt zu sein, sicherlich liegt eine Verschreibung für eine ähnlich klingende Siedlung in der Baetica vor. Infrage kämen vom lautlichen Gesichtspunkt her Ilipula magna oder I. minor (bei Urso) bzw. Ilipa (bei Sevilla). Weiteres ist Sache der topographischen Forschung.
Bei der zitierten Stelle scheint insbesondere die Bemerkung über das weite Aufsperren des Mundes ein Hinweis zu sein, dass der Schauspieler eine tragische Maske trug. Der dadurch im Publikum ausgelöste Schrecken wird mitunter als Hinweis auf die völlige Ignoranz des provinzialrömischen Publikums für Tragödienaufführungen gewertet. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass die sehr auffällige Darstellung antiker Theatermasken auch im provinzialrömischen Bereich sehr verbreitet war und ihre Kenntnis aus diesem Grunde doch geläufig gewesen sein muss. Im Übrigen liegt hier einer von verschiedenen Hinweisen auf das fahrende Volk der Schauspieler vor, die auch in die entlegensten Ecken des Römischen Reichs vordrangen.

Beschreibung

Das Theater ist nur aus der Überlieferung der Lebensbeschreibung über Öffnet externen Link in neuem FensterApollonios von Tyana bekannt.

Literatur

M. Pfanner, Modelle römischer Stadtentwicklung am Beispiel Hispaniens und der westlichen Provinzen, in: Stadtbild und Ideologie. Die Monumentalisierung hispanischer Städte zwischen Republik und Kaiserzeit (München 1990) 97.