Maße
Dm orchestra 28,44 m
Beschreibung
Die Ausgrabungsstätte bei Vergina ist vermutlich identisch mit der antiken Stadt Aigai, die bis 410 v. Chr. Hauptstadt des Königreiches Makedonien war. Auch nach dieser Zeit blieb der Ort noch Begräbnisstätte der makedonischen Könige. Die Grabung von Vergina zählt seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Das Theater liegt an einem natürlichen Hang unterhalb des Königspalastes. Es stammt aus der 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. und wurde um die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. aufgegeben. Die cavea war in 9 cunei unterteilt; ihre unterste Sitzreihe ist erhalten. Vom Bühnengebäude erhielten sich nur geringe Reste. Im spätklassichen Theater wurde Philipp II., der Vater von Alexander d. Gr., ermordet.
Quellen
Diodor XVI 91-94 (Fest anläßlich der Heirat Kleopatras, der Tochter Philipps, mit Alexander von Epirus und Ermordung Philipp’s II. an dieser Stelle im Jahre 336/5 v. Chr.):
„ 91 (1) Als Pythodoros in Athen das Archontat bekleidete, bestellten die Römer Quintus Publius und Tiberius Aemilius Mamercus zu Konsuln; bei der Feier der hundertelften Olympiade siegte Kleomantis aus Kleitor im Stadion. (2) Damals eröffnete der von den Griechen zum Führer ernannte König Philipp den Krieg gegen die Perser, indem er Attalos und Parmenion mit einem Teil der Streitmacht nach Asien vorausschickte und ihnen den Auftrag zur Befreiung der griechischen Städte gab; da er selbst von dem Wunsch erfüllt war, den Kriegseintritt mit Billigung der Götter zu vollziehen, befragte er die Pythia, ob er den König der Perser wohl würde bezwingen können. Sie erteilte ihm daraufhin den Orakelspruch: «Bekränzt ist der Stier, das Ende gekommen, der Opferer bereit.» (3) Obwohl Philipp den Spruch als uneindeutig empfand, legte er ihn sich doch zu seinen Gunsten aus, schien die Weissagung doch anzukündigen, daß der Perser gleich einem Opfertier geschlachtet werde; in Wirklichkeit war dies aber nicht gemeint, sondern vielmehr, daß Philipp während einer Festversammlung und inmitten der Opfer zu Ehren der Götter wie ein bekränzter Stier erstochen werden sollte. (4) Doch er vermeinte, die Götter als Verbündete zu haben, und zeigte sich hocherfreut, daß Asien den Makedonen als Kriegsbeute zufallen werde. Sogleich nun richtete er den Göttern prachtvolle Opfer aus und ließ die Hochzeit von seiner und Olympias' Tochter Kleopatra feiern, die er Alexander, dem König der Epeiroten und vollbürtigen Bruder der Olympias, zur Frau gab. (5) Er wünschte, daß möglichst viele Griechen an den Feierlichkeiten zu Ehren der Götter teilnehmen sollten, und gedachte glänzende musische Wettkämpfe und üppige Festgelage für Freunde und Gäste auszurichten. (6) Deshalb lud Philipp aus ganz Griechenland seine persönlichen Gastfreunde ein und legte den Männern seiner Umgebung ans Herz, möglichst viele Bekannte aus der Fremde herbeizuholen. Voller Eifer war er darum bemüht, sich den Griechen wohlwollend zu zeigen und die ihm anläßlich der Betrauung mit der Führerschaft der gesamten Unternehmung erwiesenen Ehren durch angemessene Geselligkeit zu vergelten.
92 (1) Sobald dann schließlich Menschenmengen aus allen Himmelsrichtungen zu den Festlichkeiten zusammengeströmt waren und man die Wettspiele und die Vermählung zu Aigai in Makedonien feierlich beging, wurde er nicht nur von einzelnen angesehenen Männern mit goldenen Kränzen bekrönt, sondern auch auf Geheiß der meisten bedeutenden Städte, darunter auch Athens. (2) Bei der Verkündung dieser Bekränzung schloß der Herold mit der Erklärung, jeder etwaige Verschwörer gegen König Philipp, der schutzsuchend zu den Athenern geflüchtet käme, würde ausgeliefert. Mit dieser zufälligen Wendung kündigte, gleichsam aus göttlicher Vorsehung, das Verhängnis jenen Anschlag an, dem Philipp alsbald zum Opfer fallen sollte. (3) Wurden doch zudem noch weitere Stimmen laut, die, scheinbar auf göttliche Eingebung hin, auf den Untergang des Königs deuteten. Während des königlichen Banketts nämlich wies Philipp den aufgrund seiner Stimmgewalt und seines Ruhms höchst angesehenen Tragöden Neoptolemos an, einige gefeierte und vor allem auch auf den persischen Feldzug sich beziehende Dichtungen vorzutragen. Der Künstler meinte nun, eine zum Anlaß der Überfahrt Philipps passende Dichtung ausgewählt zu haben, mit der er des Perserkönigs Reichtum - welcher ja, obzwar gewaltig und weltberühmt, vom Schicksal doch zunichte gemacht werden könnte - zu tadeln gedachte, und hob mit dem Vortrag folgender Verse an: «Eure Gedanken streben über den Äther hinauf, Ihr plant die Bebauung weiter Ebenen, Die Häuser, die ihr errichten wollt, überragen jedes bekannte Haus, doch in Unverstand Bemeßt ihr euer künftiges Leben. Denn einer hemmt der Schnellfüßigen Lauf, Einer, der seinen Weg im Dunkel wandelt. Plötzlich aber, ungesehen, tritt er heran, Raubt uns die weitausgreifenden Hoffnungen - Er, der den Sterblichen gar viele Plagen schafft: Hades.» Und er fuhr mit den übrigen Versen fort, die sich dem nämlichen Thema zuwandten. (4) Philipp aber zeigte sich von der Botschaft begeistert und war gänzlich hingerissen von der Vorstellung des Untergangs des Perserkönigs, zumal er sich ja auch des pythischen Orakelspruchs erinnerte, der den gleichen Sinn wie die Worte des Tragöden zu haben schien. (5) Nach dem Ausklang jenes Gelages sollten anderntags die Wettkämpfe anheben, und noch während der Nacht sammelte sich die Menge im Theater. Bei Sonnenaufgang begann der Festzug, in welchem neben all der anderen großartigen Ausstattung mit vorzüglicher Kunstfertigkeit gestaltete Statuen der zwölf Götter mitgeführt wurden, zum Staunen prächtig und kostbar geschmückt; inmitten von ihnen befand sich eine dreizehnte, eines Gottes würdige Statue, nämlich die von Philipp selbst, womit der König seine Inthronisation zu seiten der zwölf Götter darzustellen beabsichtigte.
93 (1) Als das Theater voll besetzt war, erschien Philipp persönlich, gehüllt in ein weißes Himation und auf ausdrücklichen Befehl erst in beträchtlichem Abstand von seinen Lanzenträgern begleitet; jedermann wollte er nämlich vor Augen führen, daß er durch die allgemeine Ergebenheit der Griechen behütet sei und eines Schutzes durch Lanzenträger nicht bedurfte. (2) So bezwingend war um ihn die Ausstrahlung seiner Überlegenheit, daß ein jeder diesen Mann lobte und glücklich pries - bis sich plötzlich und vollends unerwartet der todbringende Anschlag auf den König ereignete. (3) Zur Verdeutlichung unseres Berichts sollen die Gründe jenes Anschlags vorausgeschickt sein. Pausanias, ein aus der sogenannten Orestis gebürtiger Makedone, diente als Leibwächter des Königs und wurde aufgrund seiner Schönheit der Geliebte Philipps. (4) Als er nun sehen mußte, daß sich der König in einen anderen, ihm namensgleichen Pausanias verliebte, griff er diesen mit Schmähungen an und beschuldigte ihn, androgyn zu sein und sich Liebeswerbungen jeglicher Art gefügig zu erweisen. (5) Außerstande, die Entehrung der Beschimpfung zu ertragen, wahrte dieser zwar momentan sein Schweigen, doch sobald er Attalos, einen der Freunde, über sein weiteres Vorgehen ins Vertrauen gezogen hatte, nahm er sich freiwillig und in eigentümlicher Weise das Leben. (6) Einige Tage später nämlich, als Philipp eine Schlacht gegen Pleurias, den König der Illyrer, austrug, stellte sich Pausanias vor den König, fing mit seinem eigenen Leib alle auf Philipp gezielten Hiebe auf und fand auf solche Art den Tod. (7) Dieser Vorfall erregte allgemeines Aufsehen, und Attalos, ein Mann der Hofgesellschaft, der beim König sehr einflußreich war, lud [den erstgenannten] Pausanias zum Gastmahl, flößte ihm übermäßig viel ungemischten Wein ein und lieferte daraufhin seinen Leib den Maultiertreibern zum trunkenen Mißbrauch aus, den man mit Hetären pflegt. (8) Sobald Pausanias aus seinem Rausch wieder zu sich gekommen war, empfand er bitteren Schmerz über die Entehrung seines Körpers und klagte Attalos vor dem König an. Philipp teilte wohl seinen Zorn über die schändliche Tat, mochte Attalos jedoch angesichts ihrer verwandtschaftlichen Beziehung und der augenblicklich von ihm erforderten Dienste nicht bestrafen. (9) Denn Attalos war der Neffe der Kleopatra, die der König jüngst als neue Frau genommen hatte; zudem war er, aufgrund seines erwiesenen Muts im kriegerischen Streit, zum Feldherrn der nach Asien entsandten Vorausabtellung erwählt worden. Deshalb gedachte der König den berechtigten Zorn des Pausanias über die erlittene Kränkung dadurch zu besänftigen, daß er ihm ansehnliche Geschenke machte und ihn ehrenvoll in die Leibgarde aufsteigen ließ.
94 (1) Gleichwohl nährte Pausanias unversöhnlich seinen Groll und sehnte sich nun danach, nicht mehr nur am Untäter, sondern auch an demjenigen, der ihm Genugtuung verweigerte, Rache zu nehmen. In diesem Ansinnen bestärkte ihn insbesondere der Sophist Hermokrates. Pausanias war nämlich dessen Schüler gewesen und hatte ihn während des Unterrichts einmal nach dem Weg zum höchsten Ruhm befragt, worauf der Sophist erwidert hatte, dazu müsse man denjenigen, der die größten Taten vollbracht habe, töten; denn mit der Erinnerung an diesen Mann werde auch die Erinnerung an seinen Mörder verknüpft bleiben. (2) Pausanias brachte jenen Gedanken mit seiner persönlichen Erbitterung in Verbindung, und da er in seinem Ungestüm keinen weiteren Aufschub des Vorhabens ertragen mochte, führte er den Anschlag während der nun stattfindenden Wettkämpfe in folgender Weise aus: (3) Nachdem er Pferde an den Toren untergestellt hatte, begab er sich zu den Theatereingängen, wobei er einen keltischen Dolch verborgen bei sich trug. Als nun Philipp die ihn umgebenden Freunde aufforderte, das Theater vor ihm zu betreten, und die Lanzenträger Abstand wahrten, sah Pausanias den König ohne jede Begleitung, stürzte auf ihn zu, versetzte ihm einen Dolchstoß zwischen die Rippen und streckte den König tot nieder; dann hastete er den Toren und den für die Flucht bereitgestellten Pferden zu. (4) Sogleich eilten die einen Leibwächter zum Leichnam des Königs, während die anderen, darunter Leonnatos, Perdikkas und Attalos, zur Verfolgung des Mörders ausschwärmten. Pausanias hatte einen Vorsprung und wäre vor den Verfolgern zu seinem Pferd gelangt, hätte sich seine Sandale nicht in einer Weinrebe verfangen und ihn stürzen lassen. Während er sich wieder aufrichtete, holten ihn Perdikkas und seine Leute ein, durchbohrten und töteten ihn."
Literatur
M. Andronikos, To Ergon 1982 (1983) 19 f. Abb. 27-28.
ders., To Ergon 1983 (1984) 28 f. Abb. 29.
ders., To Ergon 1984 (1985) 29.
ders., Anaskafhj sth Bergina, Praktika 1982, 55 f. Taf. 39.
ders., Anaskafhj sth Bergina, Praktika 1983 46-50 Abb. B Taf. 61-64.
ders., Vergina (engl. Ausgabe Athen 1984) 46-49 Abb. 21-23.
P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, II (Rom 1994) 317 Abb.
St. Drougou, Das antike Theater von Vergina, Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts, athenische Abteilung 112, 1997, 281-305 Taf. 37-41.
D. Wiles, Tragedy in Athens (Cambridge 1997) 38 ff.
R.G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 551 Abb.
E. Burmeister, Antike griechische und römische Theater (Darmstadt 2006) 69.
F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 415.
U. Pappalardo, Antike Theater. Architektur, Kunst und Dichtung der Griechen und Römer (Petersberg 2007) 12f.
Veranstaltungen
Olympische Spiele:
Spiele zu Ehren des olympischen Zeus. Nach den hier angeführten Quellen fanden diese in Aigai statt, obwohl sie bis in die neuere Literatur in Dion lokalisiert werden.
Lit.: D. M. Robinson. Inscriptions from Olynthus, TAPA 65, 1934, 117; M. Mari, Le Olimpie macedoni di Dion tra Archelao e l’età romana, Rivista di Filologia 126, 1998, 137-169; D. H. J. Larmour, Stage and Stadium. Drama and Athletics in Ancient Greece, Nikephoros Beihefte 4 (Hildesheim 1999) 173; S. Aneziri, Die Vereine der dionysischen Techniten im Kontext der hellenistischen Gesellschaft, Historia Einzelschriften 163 (Wiesbaden 2003) 57 f.
Quellen:
Arrian I 11,1:
„Nachdem dies geregelt war, zog Alexander heim nach Makedonien und brachte dem olympischen Zeus die seit Archelaos bereits offizieller Brauch gewordenen Opfer dar. Auch veranstaltete er Spiele in Aigai, olympische genannt; wie es heißt, wurde sogar ein Wettkampf zu Ehren der Musen veranstaltet. Um diese Zeit, so wurde bekannt, gab auch das Standbild des Thrakers Orpheus, des Sohnes des Oiagros, in Pierien in einem fort Schweißwasser von sich, was die verschiedenen Seher, jeder in seiner Art, auslegten. Der Seher Aristandros aus Telmessos aber sprach Alexander Mut zu, denn es werde auf diese Weise offenkundig, daß Epiker wie Lyriker und alle anderen, die sich als Sänger mit künstlerischer Verklärung beschäftigten, gewaltig zu tun haben würden, Alexander und seine Taten in Worten und Tönen zu besingen.“
Diodor XVI 55, 1:
„Nach der Eroberung von Olynthos richtete Philipp, gleichsam als Siegesfeier mit aufwendigen Opfern zu Ehren der Götter, die Olympien aus; er berief eine großartige Festversammlung ein, ließ glänzende Wettkämpfe veranstalten und viele der sich einfindenden Fremden zu den Gastmählern laden.“
Diodor XVII 16 (engl): .
Demosthenes, XIX 192-193 (de falsa legatione; engl.) zum Jahre 348/7 v. Chr.