Schriftquellen
Statius, Silvae III 5,91.
Maße
Dm cavea 102 m
Dm orchestra 21 m
Beschreibung
Das römische Theater liegt am Fuß der antiken Akropolis an der Stelle der Kirche S. Paolo Maggiore, unmittelbar neben dem antiken Odeum. Die cavea ruht auf Substruktionen in Form überwölbter Radialkammern. Zwischen diesen verläuft ein konzentrischer Gang. Die Außenfassade bestand aus einer dreistöckigen Ordnung aus Arkaden mit Pfeilern, denen Halbsäulen vorgeblendet waren. Der Zuschauerraum gliederte sich in 3 Ränge (maeniana) mit oben 5 und darunter mit 13 und 12 Sitzreihen. Die cavea war in 8 cunei unterteilt. In der Orchestra liegen Stufen für die Ehrensitze, man konnte sie über die seitlichen aditus maximi betreten. Auf ihrer Überwölbung lagen die tribunalia. Unter dem Boden des pulpitum erhielt sich das aulaeum, die scaenae frons besaß in der mittleren runden Nische die porta regia, in den seitlichen die portae hospitales. Die existenz einer porticus post scaenam wird vermutet. Mauerwerk ist opus reticulatum, das an den Ecken mit Ziegelmauerwerk oder Tuffquadern verstärkt ist. Reste von Marmorinkrustation haben sich erhalten. Der Bau des Theaters geht auf die augusteische Zeit zurück, über einen zu vermutenden griechischen Vorgängerbau ist nichts bekannt, sieht man von einer Bemerkung bei
Plutarch, Brutus 21 (
griechisch) ab, wonach bereits Marcus Antonius in Neapel Schauspieler für von ihm veranstaltete Spiele in Rom verpflichtete, also in Neapel eine etablierte Tradition bestanden haben muß. In flavischer Zeit wurde das Theater fast völlig neu gebaut, danach noch verschiedentlich restauriert.
Literatur
G. Rega, Le vestigia del tempio di Castore e Polluce e del teatro detto di Nerone (Neapel 1890).
B. Capobasso, Napoli greco-romana (Neapel 1905) 82 ff.
M. Napoli, Napoli greco-rma (Neapel 1959) 183 ff.
G. Forni, Enciclopedia dell’Arte Antica, Supplemento 1970 (Rom 1973) s. v. teatro.
W. Johannowski, I teatri in Napoli antica, in: Napoli (Neapel 1985) 209 ff.
M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 40 f.
C. Courtois, Le bâtiment de scène dans les théâtres antiques de l'Italie et de la Sicile. Étude chronologique et typologique (Löwen 1989) 222.
P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, II (Rom 1996) 518 f. Abb.
G. Tosi, Gli edifici per spettacoli nell'Italia romana (Rom 2003) 149 Taf. III Abb. 49-51.
F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 126 Abb. 16.
Veranstaltungen
Sebasta Isolympica:
gegründet im Jahre 2 von Kaiser Augustus als der erste griechische periodische Agon im Westen des römischen Reiches.
Quellen:
Strabo V 4,7 (griechisch):
„Überhaupt erhalten sich hier sehr viele Spuren hellenischer Lebensweise: Gymnasien und Jünglingsschulen, Verwandtschaftsstämme und hellenische Namen, obwohl sie Römer sind. Jetzt wird bei ihnen auch ein 5-jähriger heiliger Agon in schöner Kunst und Leibesübung an mehreren Tagen gefeiert, welcher mit den glänzendsten in Hellas wetteifert." (Übers. nach Forbiger)
Sueton, Claudius 11,2 (latein. Text):
„ ... Das Andenken an seinen Bruder (d.i. Germanicus) wurde bei jeder Gelegenheit gefeiert und er (d.h. Claudius) ließ sogar bei den Wettkämpfen in Neapel eine seiner griechischen Komödien aufführen und gemäß dem Urteil der Richter preiskrönen."
Sueton, Nero 20,2-3:
... donec blandiente profectu, quamquam exiguae vocis et fuscae, prodire in scaenam concupiit, subinde inter familiares Graecum proverbium iactans occultae musicae nullum esse respectum.
Et prodit Neapoli primum ac ne concusso quidem repente motu terrae theatro ante cantare destitit, quam incohatum absolveret nomon. Ibidem saepius et per complures cantavit dies; sumpto etiam ad reficiendam vocem brevi tempore, impatiens secreti a balineis in theatrum transiit mediaque in orchestra frequente populo epulatus, si paulum subbibisset, aliquid se sufferti tinniturum Graeco sermone promisit. Captus autem modulatis Alexandrinorum laudationibus, qui de novo commeatu Neapolim confluxerant, plures Alexandria evocavit.
„ ... Schließlich, durch einige Fortschritte geschmeichelt, begehrte er (d.h. Nero) auf der Bühne auzutreten, obwohl seine Stimme klein und dumpf war. Immer wieder zitierte er in diesem Zusammenhang vor seinen Freunden das griechische Sprichwort, Musik im Verborgenen habe keinen Wert.
Zum ersten Mal trat er in Neapel auf, und nicht einmal ein Erdbeben, das plötzlich das Theater erschütterte, konnte ihn abhalten, das begonnene Stück zu beendigen. Dort sang er noch öfters, auch während mehrerer Tage. Als er sich, um seine Stimme zu erholen, eine kurze Ruhepause gönnte, konnte er das Alleinsein nicht ertragen, ging vom Bad ins Theater hinüber und speiste mitten unter den Leuten in der Orchestra, wobei er auf griechisch versprach, dass er, wenn er ein wenig getrunken habe, mit voller Stimme werde schmettern können. Geschmeichelt durch die in Musik gesetzten Beifallskundgebungen von Alexandrinern, die in großer Zahl mit dem letzten Schiff in Neapel eingetroffen waren, ließ er noch weitere Einwohner von Alexandria kommen." (Übers. nach A. Lambert)
Velleius Paterculus II 123,1:
... prosequens eum simulque interfuturus athletarum certaminis ludicro, quod eius honori sacratum a Neapolitanis est, processit in Campaniam.
„Er (d.i. Augustus) wollte ihm (d.i.
Tiberius) das Geleit geben und zugleich die Athletenwettkämpfe besuchen, die ihm zu Ehren in Neapel veranstaltet wurden. Daher brach er nach Kampanien auf.”
Tacitus, ann. XV 33-34:
(33) Unter dem Konsulat des C. Laecanius und M. Licinius wurde Nero von einer von Tag zu Tag wachsenden Begierde erfasst, auf öffentlichen Bühnen aufzutreten. Bisher hatte er nur in seinem Palast oder in einem Park an den
„Iuvenalischen Spielen" gesungen, die er aber als zu schwach besucht und deren Rahmen er für seine mächtige Stimme als zu eng ablehnte. Doch wagte er es nicht, in
Rom damit den Anfang zu machen, sondern er wählte dazu Neapel aus, weil es eine griechische Stadt sei. Dort wolle er zuerst auftreten und dann nach Achaia hinüberfahren, um die berühmten, seit alters geheiligten Kränze zu erlangen und durch seinen so vermehrten Ruhm den Bürgern ihren Beifall zu entlocken. So wurde denn das dortige Stadtvolk zusammengetrieben, und zusammen mit ihm füllten die Bewohner der nächstgelegenen Kolonien und Landstädte, die die Kunde von diesem Ereignis herbeigelockt hatte, ferner alle diejenigen, die ehrenhalber oder zu allerlei dienstlichen Verpflichtungen im Gefolge des Caesars waren, ja sogar ganze Soldatenabteilungen das Theater in Neapel.
(34) Dort kam es, wie die meisten glaubten, zu einem traurigen, nach Neros Auffassung aber zu einem die Huld der Götter ankündenden Vorfall. Als das Publikum das Theater verlassen hatte und dieses leer stand, stürzte es ein, jedoch ohne dass jemand Schaden nahm. Deshalb dankte er den Göttern in sorgsam ausgearbeiteten Liedern, in denen er den glücklichen Ausgang des kürzlichen Ereignisses pries. In der Absicht, über das Adriatische Meer zu fahren, machte er einstweilen in
Benevent halt. Dort veranstaltete Vatinius ein zahlreich besuchtes Gladiatorenspiel. Vatinius gehörte zu den abscheulichsten Mißgeburten an Neros Hof. Er stammte aus einer Schusterwerkstatt, war mißgestaltet, ein pöbelhafter Possenreißer, den man zuerst nur als Zielscheibe kränkenden Witzes zugezogen hatte, der es aber im Laufe der Zeit durch die Verleumdung der rechtschaffensten Männer zu solcher Geltung gebracht hatte, dass er durch Beliebtheit, Reichtum und durch sein schädliches Wirken sogar über die schlechten Elemente hinausragte." (Übers. W. Sontheimer)
Seneca, epistulae 76,2-3:
82) ... 'In hoc senescamus, ut iuvenes sequamur?' In theatrum senex ibo et in circum deferar et nullum par sine me depugnabit: ad philosophum ire erubescam? (3) Tamdiu discendum est quamdiu nescias; si proverbio credimus, quamdiu vivas. Nec ulli hoc rei magis convenit quam huic: tamdiu discendum est quemadmodum vivas quamdiu vivas. Ego tamen illic aliquid et doceo. Quaeris quid doceam? etiam seni esse discendum. (4) Pudet autem me generis humani quotiens scholam intravi. Praeter ipsum theatrum Neapolitanorum, ut scis, transeundum est Metronactis petenti domum. Illud quidem fartum est, et ingenti studio quis sit pythaules bonus iudicatur; habet tubicen quoque Graecus et praeco concursum: at in illo loco in quo vir bonus quaeritur, in quo vir bonus discitur, paucissimi sedent, et hi plerisque videntur nihil boni negotii habere quod agant; inepti et inertes vocantur.
" (2) „... Dazu werden wir alt: uns jungen Menschen anzuschließen?" Ins Theater werde ich alter Mann gehen und mich in den Circus bringen lassen, und kein Gladiatorenpaar wird ohne mich kämpfen: Zum Philosophen zu gehen aber soll ich mich schämen? (3) Solange mus gelernt werden, wie du unwissend bist: Wenn wir dem Sprichwort glauben, solange du lebst! Und für keine Aufgabe gilt das mehr als diese: So lange muss gelernt werden, wie du lebst, so lange du lebst! Trotzdem bin ich auch Lehrer. Du fragst, was ich lehre? Auch ein alter Mann muss lernen. (4) Ich schäme mich jedoch des Menschengeschlechts, sooft ich die Schule betrete. Unmittelbar am Theater in Neapel, wie du weißt, muss man vorbeigehen, wenn man zu des Metronax Haus gelangen will. Jenes freilich ist gerammelt voll, und mit leidenschaftlichem Eifer urteilt man über die Frage, wer ein gute Flötenspieler ist. Es hat auch ein griechischer Trompeter und ein Ausrufer Zulauf. Hingegen wird dem Ort, wo das Wesen eines Mannes von Wert erörtert wird, wo man ein Mann von Wert zu sein lernt, sitzen ganz wenige, und diese scheinen den meisten nichts Vernünftiges zu tun zu haben. ..." (Übers. nach Manfred Rosenbach)
Lukian, de saltatione 31-32:
(31) ... Die Sujets sind beiden gemeinsam, und die des Pantomimen unterscheiden sich von denen der
Tragödie gar nicht, sind nur mannigfaltiger, lehrreicher und abwechslungsreicher. (32) Ist der Tanz nicht unter die Zahl der Kampfspiele aufgenommen, so kommt das meiner Meinung nach daher, weil die Sache den Kampfrichtern zu schwierig und würdevoll erschien, als dass man sie zu einem Gegenstand der öffentlichen Würdigung hätte machen sollen. Nur kurz sei bemerkt, dass die ausgezeichnetste Stadt chalkidischer Abkunft in Italien (Anm.: hiermit ist nach allg. Meinung Neapel gemeint) den Tanz als Schmuck zu ihren Wettkämpfen hinzugefügt hat." (Übers. Th. Fischer)
Kommentar: Die Zulassung der Pantomimik zu Agonen im allgemeinen wird entweder unter Kaiser
Hadrian oder - wahrscheinlicher - Kaiser Trajan angenommen.
Festprogramm; Inschr. von Olympia 56;
SEG XXXVII 356:
Lit.:
weblink:
Siegerinschrift eines Trompeters aus Olympia,
IvO 232.
Siegerinschrift eines Aulos-Spielers in Delphi,
FdD III 1 547.
Katalog der Sebasta; SEG 33, 1983 Nr. 770:
Ehreninschrift des P. Älius Antigenidas;
IG XIV 737; IGRR I 442; INapoli I 47:
Siegerinschrift des Titus Flavius Euanthes;
IG XIV 748; INapoli I 52:
INapoli I 54:
INapoli I 63:
Literatur zu den Eusebeia in Neapel allgemein: R.M. Geer, The Greek Games at Naples, TAPha 66, 1935, 208-221; R. Rieks, Sebasta und Aktia, Hermes 98, 1970, 100 f.; R. Merkelbach, Zu der Festordnung der Sebasta in Neapel, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 15, 1974, 192 f. (JSTOR); M.A. Cavallaro, Spese e spettacoli. Aspetti economici-strutturali degli spettacoli nella Roma giulio-claudia, Antiquitas 34 (Bonn 1984) 174 ff.; I.E. Stefanis, Dionisiakoi technitai (Heraklion 1988) 604 (griechisch); H. Leppin, Histrionen, Antiquitas 41 (Bonn 1992) 170. 174; S. Remijsen, Only Greeks at the Olympics? Reconsidering the Rule against Non-Greeks at ‘Panhellenic’ Games, Classica et Mediaevalia 67, 2019, 1-61; E. Miranda de Martino, Forme a riti del culto di Augusto a Napoli, in: C. Capaldi (Hrsg.), Augusto e la Campania. Da Ottaviano a Divo Augusto 14-2014 d.C. (Neapel 2020) 31-41; D. Di Nanni Durante, Augusto e il programma dei Sebastà, ebda. 43-53; Elena Miranda de Martino, Les sebasta de Naples à l’époque de Domitien. Témoignages épigraphiques, Comptes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 158-3, 2014, 1165-1188 (
Persée).
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