Pausilyp, Luftbild der Ausgrabungsstätte der Villa der Vedius Pollio mit Theater und Odeum (Bild: Google Earth)

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Öffnet externen Link in neuem FensterCassius Dio XXIII 1-7:

„Im nämlichen Jahre starb Öffnet externen Link in neuem FensterVedius Pollio, ein Mann, der im allgemeinen nichts Erwähnenswertes geleistet hatte - er stammte nämlich von Freigelassenen, gehörte zum Ritterstand und hatte keine glänzende Leistung vorzuweisen -, doch machten ihn sein Reichtum wie auch seine Grausamkeit sehr bekannt, so daß er sich dadurch selbst einen Platz in der Geschichte erwarb.
(2) Die meisten Dinge, die er sonst trieb, wären uninteressant zu berichten, das eine indessen sei vermerkt: Er hielt sich in Bassins Muränen, die auf Menschenfleisch abgerichtet waren, und ihnen pflegte er die Sklaven, die er zum Tode verurteilt hatte, als Fraß vorzuwerfen. Eines Tages, als er Öffnet externen Link in neuem FensterAugustus zu Gast hatte, zerbrach sein Mundschenk einen Kristallbecher, und Pollio befahl, indem er nicht einmal auf seinen Tischgenossen Rücksicht nahm, den Sklaven zu den Muränen hineinzuwerfen.
(3) Da warf sich der Unglückliche Augustus zu Füßen und flehte ihn um Schutz an, und der Kaiser versuchte auch zunächst, durch gütliches Zureden Pollio von einer solch gräßlichen Tat abzubringen. Wie ihm nun der kein Gehör schenkte, sagte er: «Laß all die anderen Trinkgefäße, was du dergleichen oder auch sonstwie von Wert besitzt, zu mir herbringen, damit ich mich ihrer bedienen kann!»
(4) Als man sie herbeigeschafft hatte, befahl Augustus, sie zu zerbrechen. Wie Pollio das sah, war er natürlich empört, doch da er sich angesichts der Masse des übrigen zerbrochenen Geschirrs nicht mehr über den einen Trinkbecher ärgern konnte, vermochte er auch den Sklaven für das, was Augustus selbst getan hatte, nicht mehr zu bestrafen und gab sich, wenn auch widerwillig, zufrieden.
(5) Solch eine Art von Mensch war denn etwa Pollio, der damals aus dem Leben schied. Unter seinen zahlreichen Vermächtnissen an viele andere Personen hinterließ er Augustus einen großen Teil seines Besitzes samt dem Pausilypum, dem bekannten Platz, der zwischen Neapel und Puteoli liegt, und traf die Anordnung, daß dort für die Öffentlichkeit ein ausnehmend schönes Bauwerk errichtet werden solle.
(6) Augustus ließ Pollios Haus bis auf den Grund niederreißen und tat so, als stehe das mit den Vorarbeiten für den Neubau in Zusammenhang. In Wirklichkeit aber war es seine Absicht, daß Pollio in der Stadt kein Denkmal haben solle, und daher errichtete er eine Säulenhalle, auf die er nicht den Namen Pollios, sondern Livias setzte.
(7) Dies tat er indessen erst später. Damals legte er in Gallien und Spanien eine Menge Kolonien an, gab den Einwohnern von Öffnet internen Link im aktuellen FensterKyzikos ihre Freiheit zurück und beschenkte die Öffnet internen Link im aktuellen FensterPaphier, die unter einem Erdbeben hatten leiden müssen, mit Geld; außerdem gestattete er ihnen auf Grund eines Beschlusses, ihre Stadt Augusta zu heißen." (Übersetzung O. Veh)

Plinius, nat. hist. IX 167.

Lit.: RE 18,2 (Stuttgart 1949) 2419-2421 s.v. Pausilypum (Scherling); J. H. d'Arms, Romans on the Bay of Naples. A Social Study of the Villas and their Owners from 150 B.C. to A.D. 400 (Cambridge/Mass. 1970) 229-230.