PRUSA AD OLYMPUM, Προῦσα πρὸς Ὀλύμπῳ, Bursa (Bithynia et Pontus)
Beschreibung
Ein Bau für Spiele ist am Ort nicht nachgewiesen - weder ein Theater noch ein Amphitheater. Die zahlreichen Inschriften aus dem Gladiatorenwesen lassen abgesehen von der Bedeutung des antiken Ortes Prusa ad Olympum aber darauf schließen, dass es einen solchen Bau gegeben haben muß.
Literatur
Veranstaltungen
Gladiatorenkämpfe
Die zahlreichen epigraphischen Nachweise von Gladiatoren aus Prusa zeigen sicherlich an, dass in einem hier vorauszusetzenden Theater - weniger Amphitheater - auch Gladiatorenkämpfe stattfanden, doch geht aus den Texten letztlich nicht der örtliche Kontext der Veranstaltungen hervor noch der Rahmen, in dem sie abgehalten wurden.
Weihinschrift an Nemesis; IPrusa 45:
Lit: L. Robert, Les gladiateurs dans l'Orient grec (Paris 1940) 133 Nr. 82; J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 331 Nr. 168.
Grabinschrift eines Provocators; IPrusa 175:
D(is) [M(anibus)]
Sex(to) Pacuv[io]
Restituto [proc(uratori)]
Augg(ustorum) ad f[amil(ias)]
gladiat[or(ias) per]
Asiam e[t adhae-]
rentes p[rovin-]
cias pro[c(uratori) Augg(ustorum)]
ad XX tr[ans Pa-]
dum
Seleuc[us
Lit.: CIL III 6994; L. Robert, Les gladiateurs dans l'Orient grec (Paris 1940) 267; H.G. Pflaum, Les carrières procuratoriennes équestres sous le Haut-Empire romain (Paris 1960/61) 743 f. Nr. 284; J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 331 Nr. 168.
Grabrelief des Alexandros; AO: Bursa, Museum inv. 3122; IPrusa 1031:
Lit.: J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 332 Nr. 170.
Grabinschrift; IPrusa 60 (PHI):
Literatur: L. Robert, Les gladiateurs dans l’Orient grec (Paris 1940; ND Amsterdam 1971) 134 Nr. 84; T. Corsten, Die Inschriften von Prusa ad Olympum, Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 39 (Bonn 1991) Nr. 60; M. Junkelmann, Das Spiel mit dem Tod. So kämpften Roms Gladiatoren (Mainz 2000) 31; J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 332 Nr. 171.
Grabstele mit Totenmahl:
Literatur: A. von Domaszewski, Arch. epig. Mitt. Österreich 7, 1883, 173 Nr. 11; L. Robert, Les gladiateurs dans l’Orient grec (Paris 1940; ND Amsterdam 1971) 135 Nr. 85; E. Pfuhl - H. Möbius, Die ostgriechischen Grabreliefs, II (Mainz 1979) 418 Nr. 1718 Taf. 250; J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 332 Nr. 172.
Grabstein des Retiariers Eurotas; AO: Bursa, Museum inv. 8356; IPrusa 171:
Lit.: J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 332 Nr. 173.
Personen des Theaterlebens
Philistion
Aus augusteischer Zeit ist Philistion bekannt, der vermutlich nicht allein Mime, sondern auch Komödienschreiber war. Der Name Philistion wird mehrfach erwähnt, doch ist nicht wirklich bewiesen, dass es sich bei all diesen Testimonien wirklich um ein und dieselbe Person handelt oder ob nicht Epigonen von ihm auf den gleichen Namen hörten. Seine Herkunftsangaben lauten neben Prusa auf Nikaia, Magnesia (welches?) und Sardes. Sein Name wurde bereits auf einer Wandinschrift des Bühnengebäudes vom Theater in Aphrodisias erwähnt, er wurde in der Grabinschrift des Mimen Eucharistos aus Patara genannt wie auch auf einer Sarkophaginschrift aus Kibyra.
Alciphron, ep. III 55,10.
Ammianus Marcellinus XXX 4,21:
„Auch haben sie (d.i. die Advokaten) es bisweilen mit Richtern zu tun, die ihre Weisheit eher aus den Spitzfindigkeiten eines Philistion oder Aesop bezogen haben, als dass sie aus der Schule des bekannten und gerechten Aristides oder eines Cato hervorgegangen wären.” (Übers. W. Seyfarth)
Anecdota Graeca II (ed. Boissonade) 468.
Anth. Pal. VII 155 (Loeb):
„Für Philistion, den Spaßmacher aus Nikaia.
Das von vielen Lasten erfüllte Leben der Menschen
erleichterte ich, Philistion aus Nikaia, durch mein Gelächter.
Hier ruhe ich nun, nur dies blieb von meinem Leben.
Wie oft bin ich gestorben, doch so noch nie.”
Apophthegmata Vindobonnensis Nr. 130.
Lit.: Reich, Mimus 428.
Cassiodor IV 51.
Choricius XVIII.
Lit.: Reich, Mimus 220-221.
Epiphanius, adv. haer. I 21,3; I 26,1; I 33,8; II 66,22.
Georgios Monachos, Chronicon 206 (Migne, PG 110, 337-340).
Lit.: zur Stelle Reich, Mimus 428-429.
Hieronymus contra Rufinum II 20.
Hieronymus, chron. Ol. CXCVI,3:
„196. Olympiade, Jahr 3 (= 7 n.Chr.): .... Der Mimenautor Philistion, von Herkunft Magnesier, gilt in Rom als berühmt.”
Marcus Antoninus, τὰ εἰς ἑαυτὸν VI 47:
Ἐννόει συνεχῶς παντοίους ἀνθρώπους καὶ παντοίων μὲν ἐπιτηδευμάτων, παντοδαπῶν δὲἐθνῶν τεθνεῶτας, ὥστε κατιέναι τοῦτο μέχρι Φιλιστίωνος καὶ Φοίβου καὶ Ὀριγανίωνος.
„Denk dauernd an die bereits verstorbenen Menschen aller Art mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten und aus den verschiedensten Völkern, bis du bei Philistion, Phoibos und Origanion angekommen bist." (Übers. R. Nickel)
Lit.: zur Stelle Reich, Mimus 56; deutsche Übers.: R. Nickel (Hrsg.), Marc Aurel, Wege zu sich selbst, griechisch - deutsch (Düsseldorf - Zürich 19982) 144-145.
Martial II 41,15.
Nilus.
Lit.: zum Brief des Nilus an Nikotychos: Reich, Mimus 204.
Sextus Iulius Africanus, de historia Susannae epistula ad Originem (Migne, PG 11, 41-45).
Origines, epistula ad Africanum de historia Susannae 11 (Migne, PG 11, 73-76).
Passio S. Catharinae:
Lit.: J. Viteau (Hrsg.), Passions des saints Ecaterine et Pierre d’Alexandrie, Barbara et Anysia (Paris 1897) Kap. 4 ; Brinkmann, Rheinisches Museum 60, 633-634.
Passio S. Porphyrii:
Lit.: Une passion inédite de Saint Porphyre le mime, Analecta Bollandiana 19, 1910, 270; Brinkmann, Nachträge, Rheinisches Museum 68, 1913, 159.
Sidonius Apollinaris ep. II 2,6:
Der südgallische Aristokrat Sidonius Apollinaris und schließliche Bischof von Clermont aus dem mittleren 5. Jh. kontrastiert die Ausstattung seiner Villa mit derjenigen anderer Zeitgenossen und betont dabei indirekt, dass die Dekoration von Innenräumen mit der Thematik von ludi scaenici und athletischen Wettkämpfen geläufig war. Angesichts des archäologischen Befundes fällt jedoch die Nicht-Erwähnung von ludi circenses und Gladiatorenkämpfen auf.
Non hic per nudam pictorum corporum pulchritudinem turpis prostat historia, quae sicut ornat artem, sic devenustat artificem. absunt ridiculi vestitu et vultibus histriones pigmentis multicoloribus Philistionis supellectilem mentientes. absunt lubrici tortuosique pugilatu et nexibus palaestritae, quorum etiam viventum luctas, si involvantur obscenius, casta confestim gymnasiarchorum virga dissolvit.
„Hier ist keine schändliche Geschichte durch die nackte Schönheit gemalter Figuren dargestellt, welche sonst den Dekor ausmacht, so wie sie das Kunstwerk verunstaltet. Es fehlen die an Aussehen und Mimik lächerlichen Schauspieler, die durch farbenreiche Malerei das Gerät eines Philistion nachstellen; abwesend sind die schlüpfrigen, in Faustkampf und Umklammerung verschlungenen Athleten.”
Suda φ 364 (Suda-online):
Φιλιστίων, Προυσαεύς, ἢ ὡς Φίλων Σαρδιανός, κωμικός. τελευτᾷ δὲ ἐπὶ Σωκράτους. ὃς ἔγραψε κωμῳδίας βιολογικάς. τελευτᾷ δὲ ὑπὸ γέλωτος ἀπείρου. δράματα δὲ αὐτοῦ Μιμοψηφισταί. οὗτός ἐστιν ὁ γράψας τὸν Φιλόγελων, ἤγουν τὸ βιβλίον τὸ φερόμενον εἰς τὸν Κουρέα. Νικαεὺς δὲ μᾶλλον παρὰ πᾶσιν ᾄδεται, ὡς μαρτυρεῖ τὸ ἐπίγραμμα: ὁ τὸν πολυστένακτον ἀνθρώπων βίον γέλωτι κεράσας Νικαεὺς Φιλιστίων. τοῦ αὐτοῦ αἵματος ἦν Φιλήμονι, ὃς καὶ οὗτος γελῶν καταστρέφει τὸν βίον.
„Philistion aus Prusa, wie Philon angibt, oder aus Sardes, war Komödiendichter. Er starb nach Sokrates. Er verfasste Komödien nach dem wahren Leben und hat sich (im wahrsten Sinne des Wortes) totgelacht. Seine Stücke sind Mimopsephistai. Dieser schrieb den Philogelos, ein dem Koureus gewidmetes Buch. Nach Ansicht der meisten stammt er aber eher aus Nikaia, wie folgendes Epigramm überliefert: ‚Philistion aus Nikaia. Der das vielschmerzende Leben der Menschen mit Lachen überdeckte.’ Er war blutsverwandt mit Philemon, der sein Leben ebenfalls in einem Lachanfall verlor.“
Kommentar: Der Suda-Artikel setzt das Leben Philistions viel zu früh an, weder war er ein Zeitgenosse des 399 v.Chr. vergifteten Sokrates noch des gegen 262 v.Chr. verstorbenen attischen Komödiendichters Philemon. Der Fehler beruht auf den oft zwischen Menander und Philistion gezogenen Vergleichen in der römischen Literatur.
Tzetzes, proleg. ed. Lycophr. I p. 254.
Lit.: zur Stelle Reich, Mimus 79. Zu Johannes Tzetzes: engl. wikipedia.
Literatur
Reich, Der Mimus 423-562; Chr. Marek - P. Frei, Geschichte Kleinasiens in der Antike (München 2010) 594.