Die klassische griechische Orchestra war rund. Im griechischen Theater war sie der Tanzplatz für den Chor, auf dem er sich zunächst gegenüber den Schauspielern befand. Die Schauspieler gingen durch die Erhöhung ihrer Bedeutung vor den Chor jedoch bald auf die Bühne bzw. das Logeion, die erhöhte griechische Bühne. Kontrovers wird die Frage der Frühform der Orchestra diskutiert, wonach diese in griechischen Theatern des 5. Jh. v.Chr. wie dem Dionysos-Theater in Athen sowie in Aixone,
Isthmia und
Syrakus vielfach noch rechteckig gewesen zu sein scheint.
Die typisch römische Orchestra war halbrund. Nach Vitruv wurde in ihr nicht mehr gespielt, sondern sie diente mit den erhöhten Stufen an ihrem Rand als der Platz der Ehrensitze (subsellia) für Senatoren.
Quellen
IG I Suppl. 492a.
Lit.: M. Marcovich, On the earliest Greek verse inscriptions, La Parola del Passato 24, 1969, 217 f.; F.J. Fernandez, Eine neue Lesung der ältesten griechischen Inschrift. IG I Suppl. 492 a, Bonner Jahrbücher 170, 1970, 71-76.
Platon, Apol. 26d-2.
Timaios, Sophistes Lexicon Platonicum s.v. Ὀρχήστρα.
τὸ τοῦ ϑεάτρου μέσον χωρίον, καὶ τόπος ἐπιϕανὴς εἰς πανήγυριν, ἔνϑα Ἁρμοδίου καὶ Ἀριστογείτονος εἰκόνες.
Photios, s. v.: ὀρχήστρα
πρῶτον ἐκλήϑη ἐν τῆι ἀγορᾶι εἶτα καὶ τοῦ ϑεάτρου τὸ κάτω ἡμίκυκλον οὗ καὶ οἱ χοροὶ ἦιδον καὶ ὠρχοῦντο εἰς τὴν ὀρχήστραν —ἔτι γὰρ τὴν ϑέαν ὤικειτ’ ἐκεῖ, ϕησὶν ὁ κωμικός.
„Orchestra wurde zuerst eine Stelle auf der Agora genannt, dann auch der Halbkreis unten im Theater, wo die Chöre sangen und tanzten - ...“
Kommentar: Der Satz bei Photios bezieht sich auf die Verhältnisse in Athen und führte bei einigen Forschern zu der nicht unwidersprochen gebliebenen Ansicht, das älteste Theater in Athen habe auf der Agora gelegen, bevor es an den Südhang der Akropolis beim Heiligtum des Dionysos Eleutheros verlegt worden sei; siehe Athen, Dionysos-Theater.
Athenaios 622c.
Isidor von Sevilla, etymologia XLIV (
latein. Text):
de orchestra. (1) Orchestra autem pulpitus erat scenae, ubi saltator agere posset, aut duo inter se disputare. Ibi enim poetae comoedi et tragoedi ad certamen conscendebant, hisque canentibus alii gestus edebant. Officia scenica: tragoedi, comoedi, thymelici, histriones, mimi et saltatores.
Juvenal III 172-179:
... ipsa dierum
festorum herboso colitur si quando theatro
maiestas tandemque redit ad pulpita notum
exodium, cum personae pallentis hiatum
in gremio matris formidat rusticus infans,
aequales habitus illic similesque videbis
orchestram et populum; clari velamen honoris
sufficiunt tunicae summis aedilibus albae.
„Selbst wenn man erhabene Festtage im Theater am grasigen Hange begeht und schließlich die bekannte Posse wieder auf die Bretter kommt - das Landkind auf dem Schoß seiner Mutter fürchtet sich vor dem weit geöffneten Maul der kreideweißen Maske - selbst dann wirst du dort die gleiche Kleidung erblicken bei denen, die auf den vordersten Plätzen sitzen wie beim gewöhnlichen Volk, wobei sich selbst die höchsten Beamten mit einer weißen Tunika begnügen." (Übers. nach H.C. Schnur)
Quintilian, inst. VI 3,71:
Stulta reprehendere facillimum est, nam per se sunt ridicula; sed rem urbanam facit aliqua ex nobis adiectio. Stulte interrogaverat exeuntem de theatro Campatium Titius Maximus an spectasset. Fecit Campatius dubitationem eius stultiorem dicendo: "(non), sed in orchestra pila lusi".
„Törichtes zu tadeln, ist leicht genug; denn es ist schon an sich lächerlich: jedoch bringen wir es erst zu einer feinen witzigen Wirkung, wenn wir noch etwas hinzufügen. Töricht hatte Titius Maximus den Campatius gefragt, als dieser das Theater verließ, ob er zugeschaut habe. Campatius machte durch seine Antwort das Törichte, das in der zweifelnden Frage lag, noch törichter: «Nein, vielmehr habe ich in der Orchestra Ball gespielt.»" (Übers. nach H. Rahn)
Sueton, Nero XII 3.
Vitruv, de arch.
V 6,1-2. 5;
V 7,1-2.
Italica.
Olisippo, CIL II 183; ILS 5640.
Veji, CIL XI 3798. 3807. 3808.
Ammaedara, ILTun 461; AE 1927, 29.
Literatur
R.C. Flickinger, Plutarch as a source of information on the Greek theater (Chicago 1904) 26-28.
J.T. Allen, The orchestra-terrace of the Aeschylean theater, University of California publications in classical philology 7, 1922, 121-128.
E. Gebhard, The form of the orchestra in the early Greek theater, Hesperia 43, 1974, 428-440. (JSTOR)
F. Kolb, Agora und Theater, Volks- und Festversammlung, Archäologische Forschungen, 9 (Berlin 1981) 27 ff.
G. Ley - M. Ewans, The orchestra as acting area in Greek tragedy, Ramus 14, 1985, 75-84.
K. Neiiendam, The Art of Acting in Antiquity, Iconographical Studies in Classical, Hellenistic and Byzantine Theatre (Kopenhagen 1992) 98.
D. Wiles, Tragedy in Athens (Cambridge 1997), bes. 207 ff.
F. Sear, Roman theatres. An architectural study, Oxford Monographs on Classical Archaeology (Oxford 2006) 7. 44. 80-82.