- Daphne, Mosaikboden mit Darstellung des Urteils des Paris (Bild: wikimedia).
In zahlreichen Darstellungen von Mythen auf den Mosaikböden der reichen Villen von Daphne sieht man in der neueren Forschung einen Wiederhall von Mythenaufführungen im Theater. Auch wenn die Mosaiken in Daphne in der reinen mythologischen Formensprache hellenistischer Tradition verharren und keinen unmittelbaren Hinweis auf das Geschehen auf der Bühne beinhalten - wie dies beispielsweise bei zahlreichen Mosaikböden auf Kos oder in Nordafrika der Fall ist - so hat diese Vermutung im weiteren kulturhistorischen Kontext Vieles für sich.
Atriumhaus
Mosaikboden mit der Darstellung vom Urteil des Paris; AO: Paris, Louvre MA 3443:
Kommentar: Zu Aufführungen und Darstellungen vom Mythos des Urteils des Paris in antiken Theatern siehe Korinth, Kos,
Sabratha.
Literatur: G.W. Elderkin (Hrsg.), Antioch-on-the-Orontes, I (Princeton 1934) 42-49; Ch.R. Morey, The Mosaics of Antioch (New York 1938) 28 f. Taf. I; D. Levi, Antioch Mosaic Pavements (Princeton1947) 16-21; F. Baratte - K. Painter, Catalogue des mosaïques romaines et paleochretiennes (Paris 1978) 87-92; S. Campbell, The Mosaics of Antioch (Toronto 1988) 19 f. Kat.-Nr. 7i Taf. 70; Chr. Kondoleon, Mosaics of Antioch, in: dies., Antioch, The Lost City (Princeton 2000) Abb. S. 62; 172 Nr. 58 mit Abb.; L. Becker - Chr. Kondoleon, The Atrium House Triclinium, in: diess. (Hrsg.), The Arts of Antioch (Worcester 2005) 28 f. mit Anm. 27; R. Webb, Inside the Mask: Pantomime from the Performer’s Perspective, in: E. Hall – R. Wyles (Hrsg.), New Directions in Ancient Pantomime (Oxford 2008) 36.
weblink:
http://www.clevelandart.org/exhibcef/antiochexhib/html/exJudge.html
Quellen
Hierzu auch die Kritik bei Tertullian, apologeticum 15:
Übersetzung nach Kellner, Bibl. d. Kirchenväter:
„Andere laszive Künste bedienen sich sogar der Schandtaten der Götter, um euch Vergnügen zu machen. Seht nur die anmutigen Sachen von Leuten, wie Lentulus und Hostilius an, ob ihr bei ihren Späßen und Schwanken mehr über die Possenreißer oder über eure Götter lacht: über den Anubis als Ehebrecher, Luna als Mann, die gepeitschte Diana, die Eröffnung des Testaments des verstorbenen Jupiter und die drei gefoppten, hungrigen Herkules? Auch die Pantomimentexte machen alle Schändlichkeiten der Götter kund. Sol betrauert den Sturz seines Sohnes vom Himmel, und ihr amüsiert euch dabei. Cybele schmachtet nach dem blasierten Schäfer, ohne daß ihr dabei errötet. Ihr haltet es aus, daß man die Sündenregister des Jupiter absingt und Juno, Venus und Minerva von einem Hirten ihr Urteil empfangen. Wenn selbst ein Bild eures Gottes ein schmachvolles und verrufenes Haupt umkleidet, wenn ein geiler und für diese Kunst weibisch gemachter Körper bald eine Minerva, bald einen Herkules vorstellt, wird da nicht die göttliche Majestät verletzt und die Gottheit geschändet unter euren Beifallsrufen?! Noch religiöser fürwahr betragt ihr euch im Amphitheater, wo über Menschenblut, über dem von Vollziehung von Leibesstrafen herrührenden Unflat eure Götter Tänze aufführen, indem sie Verbrechern Gegenstand und Vorwurf bieten; freilich werden auch die Rollen eurer Götter öfters durch Verbrecher gegeben. Es gab einmal eine Zeit, wo wir zugesehen haben, wie Attis, jener euer Gott aus Pessinus, kastriert wurde, und wie einer, welcher lebendig verbrannt wurde, den Herkules spielte. Wir haben dazu gelacht, wenn zwischen den spaßhaften Grausamkeiten zur Mittagszeit Merkur die Toten mit dem Brenneisen untersuchte; wir haben gesehen, wie der Bruder des Jupiter mit seinem Hammer die Leichname der Gladiatoren wegbrachte. Wenn diese Dinge und was man noch dazu ausfindig machen konnte, die Ehre der Gottheiten in Verruf bringen, wenn sie ihre erhabene Majestät in den Schmutz ziehen, so sind verächtlich jedenfalls sowohl die, welche dergleichen ausüben, als auch die, gegen welche es ausgeübt wird. Das mag indessen als bloße Kurzweil noch passieren. Wenn ich aber weiter hinzufüge, was nicht weniger Wissen und Gewissen eines jeden als wahr anerkennen dürfte, daß in den Tempeln Ehebrüche verabredet, zwischen den Altären Kuppeleien verhandelt, ja unter den Zelten der Tempelhüter und Priester selbst, mit eben denselben gottesdienstlichen Kopfbinden, Hüten und Purpurgewändern, bei brennendem Weihrauch die Wolllust befriedigt wird, so weiß ich nicht, ob sich eure Götter nicht über euch mehr als über die Christen beschweren. Ohne allen Zweifel sind die Tempelräuber, die ergriffen werden, jederzeit Leute aus eurer Zahl. Denn die Christen sind in den Tempeln nicht einmal bei Tage kundig. Sie würden sie aber vielleicht auch berauben, wenn sie Verehrer derselben wären."
Literatur: R. Lafer, Schauspiele und Schauspielebesuch bei Tertullian, Cyprian und Novatian im Vergleich, in: K. Strobel (Hrsg.), Die Geschichte der Antike aktuell: Methoden, Ergebnisse und Rezeption, Akten des 9. gesamtösterreichischen Althistorikertages 2002 und der V. Internationalen Table Ronde zur Geschichte der Alpen-Adria-Region in der Antike, Klagenfurt 14. 11-17. 11. 2002, Altertumswissenschaftliche Studien Klagenfurt, 2 (Klagenfurt 2005) 249-263.
Augustinus, de civitate dei XVIII 10,16-21:
Übersetzung nach Bibl. d. Kirchenväter:
„Er empfindet das als eine Schmach für die Gottheit, die nach seiner Ansicht mit Streitigkeiten und Gerichten nichts zu tun haben, und behauptet steif und fest, was hier von Mars erzählt wird, sei ebenso verlogen wie die Geschichte mit den drei Göttinnen Juno, Minerva und Venus, die zur Erlangung eines goldenen Apfels vor Paris als Richter über den Vorrang ihrer Schönheit stritten, was man zur Versöhnung der Götter, die an diesen ihren Schlechtigkeiten, ob es nun wirkliche oder erdichtete sind, ihre Freude haben, unter dem Beifall der Theaterbesucher in Spiel und Gesang und Tanz vorführt."
Haus 2
„Red Pavement"; Darstellung von Phädra und Hippolytos; AO: Hatay Museum Antakya, inv. 1018 (
Bilderserie)
Das Mosaikbild ist eines von mehreren Bilder griechischer Mythen eines großen Mosaikbodens. Es zeigt Phädra neben dem Podest mit einer Aphrodite-Statuette, daneben ihre Amme und am rechten Rand Hippolytos. Die Statuette der Aphrodite ist eine Anspielung auf deren Zauber, durch den die Göttin bewirkt hatte, dass sich Phädra, die Frau des Theseus, in dessen Sohn und ihren Stiefsohn Hippolytos verliebte; vielleicht auch darauf, dass die Anwesenheit der widerstreitenden Göttinnen Artemis und Aphrodite bei der ursprünglichen Aufführung der griechischen Tragödie durch zwei Statuen in der Orchestra angedeutet war. Theseus hatte Hippolytos mit der Amazone Hippolyte gezeugt. Hippolytos verweigerte als konsequenter und keuscher Anhänger der Artemis der Göttin Aphrodite die nötige Ehrerbietung und hierfür wurde er von der Göttin der Liebe mit dem Tode bestraft. Aus Rache belegte diese nämlich Hippolytos' Stiefmutter mit dem o.g. Liebeszauber, der eine Verletzung jeder Konvention bedeutete. Hippolytos wies den ihm von der Amme Phädras in einem Brief übermittelten Antrag zurück, der in dem Diptychon auf dem Boden der Szene erkannt wurde. Phädra sah für sich in dieser Situation allein den Ausweg, sich umzubringen, nicht ohne vorher auf einem Täfelchen Hippolytos nach den Schmähungen desselben des versuchten Ehebruchs zu bezichtigen. In Kenntnis hiervon und aus Zorn bat Theseus den Poseidon, seinen Sohn zu töten. Poseidon schickte ihm daraufhin einen wilden Stier, der seine Pferde scheuen ließ und die den Hippolytos zu Tode schleiften. Theseus erkannte die Wahrheit zu spät.
Hier wie auch in anderen Darstellungen der pompejanischen Wandmalerei oder auf Sarkophagreliefs ist der Moment der Zurückweisung der Phädra dargestellt. Der Mythos war bereits in der erhaltenen Tragödie «Der bekränzte Hippolytos» des Euripides Gegenstand der Handlung, die im Jahre
428 bei den Dionysien in Athen aufgeführt wurde und den 1. Preis gewann; Ort des Geschehens war
Troizen. Die erste Bearbeitung des Stoffes im Stück "Der verhüllte Hippolytos" duch Euripides ist dagegen nicht erhalten; von ihr ist u.a. nur bekannt, dass sie beim Publikum durchfiel, vermutlich weil Phädra ihrem Schwiegersohn ganz offen und direkt ihre Liebe gestand, eine Grenzüberschreitung, die dem Publikum zu viel war. Seneca nahm in seiner Tragödie "Phaedra" das Stück des Euripides wieder auf. Das Thema gehörte auch zu den beliebten Sujets des römischen Pantomimus, dessen bekannter Vertreter
Apolaustus sich rühmen durfte, mit seiner Aufführung einen ersten Preis gewonnen zu haben.
Im antiochenischen Mosaikbild ist wie auch bei anderen Mythendarstellungen besteht die immer noch diskutierte Frage, ob sie den Mythos an sich oder seine Wiedergabe im Theater meinen. Libanios, or. II 49 erwähnt, dass er noch kürzlich die Aufführung «Hippolytos» des Euripides gesehen (oder gelesen?) habe. In welchem Kontext - etwa szenischen Aufführungen - ihm die anderen Mythen bekannt waren, bleibt dagegen unklar, ihre Erwähnung könnte allein seine literarische Bildung spiegeln, auch wenn nicht vergessen werden sollte, dass all diese Themen zum Repertoire der römischen Pantomime gehörten.
Libanios, or. II 48-49:
„ (48) Und dabei weiß ich, dass mancher nicht nur Mitgefühl für seine lebenden Zeitgenossen hatte, wenn sie ein Missgeschick traf, sondern sogar beim Lesen einer Tragödie Tränen über das Buch fallen ließ. ... (49) Man könnte ohne Weiteres zu ihnen sagen: «Was gehen euch die Kinder der Niobe an oder eine Tochter des
Kadmos (
Ino?), die ihren Sohn tötet? Ist Laios euer Vater,
Ödipus euer Bruder, Hekabe eure Mutter,
Kreon in Korinth euer Onkel,
Glauke eure Base?» Habe ich nicht kürzlich dem
Hippolytos des
Euripides eine Klage gegönnt, so ernstlich, als ob ich dabei gewesen wäre und gesehen hätte, wie er litt? Warum macht man mir dann nicht Vorwürfe, dass ich mich von Ereignissen aus der Zeit vor dem trojanischen Krieg erschüttern lasse?” (Übers. nach T. Wolf)
Lit.: R. Stillwell (Hrsg.), Antioch-on-the-Orontes, III (Princeton 1941) 26 f. Abb. 31; 192-195 Nr. 140 Taf. 66-68; K. Weitzmann, Illustrations of Euripides and Homer in the Mosaics of Antioch, in: Stillwell a. O. 241; D. Levi, Antioch Mosaic Pavements (Princeton 1947) 68-87 Taf. XI. XIII; G. Downey, Ancient Antioch (Princeton 1963) 207; J. Lancha, Mosaïque et culture dans l'Occident romain (Rom 1997) 401; F. Cimok, Antioch Mosaics. A Corpus (Istanbul 2000) 70-84; B. Leyerle, Theatrical Shows and Ascetic Lives . John Chrysostom's Attack on Spiritual Marriage (Berkeley - London 2001) 17; J. Huskinson, Theatre, Performance and Theatricality in some Mosaic Pavements from Antioch, Bull. of the Inst. of Class. Studies 46, 2002-2003, 131-165; D. Stefanou, Darstellungen aus dem Epos und Drama auf kaiserzeitlichen und spätantiken Bodenmosaiken: eine ikonographische und deutungsgeschichtliche Untersuchung, Orbis antiquus, 40 (Münster 2006) 186-197; 388 Abb. 54. Sarkophagreliefs: C. Robert, Die antiken Sarkophagreliefs, III 2 (1904) 169 ff.; D. Stefanou, Darstellungen aus dem Epos und Drama auf kaiserzeitlichen und spätantiken Bodenmosaiken: eine ikonographische und deutungsgeschichtliche Untersuchung, Orbis antiquus, 40 (Münster 2006) 181 ff.
weblinks: Bildergalerie Dick Osseman.
- Daphne, Haus des Menander; Mosaik mit Menander, Glykera und der Komodia.
Haus des Menander
Literatur: R. Stillwell (Hrsg.), Antioch-on-the-Orontes, III: The Excavations 1937-1939 (Princeton 1941) 25 f.; 119-121. 183-192; J.J. Dobbins, The Houses of Antioch, in: Chr. Kondoleon (Hrsg.), Antioch. The Lost City, Ausstellungskatalog Worcester Art Museum Oct. 7,2000-February 4, 2001 (Princeton 2000) 51-61, bes. 57 ff.; Chr. Kondoleon, Mosaics of Antioch, ebda. 74 f.
Raum 11; Mosaik des Menander, der Glykera und der Komodia; AO: Princeton, Art Museum 40.435 (
Bild):
Dargestellt sind die durch Beischriften identifizierbaren Menander und die Hetäre Glykera auf einer Kline sowie die Personifikation der Komödie: Letztere hält eine Maske in ihrer linken und einen Stock mit gebogenem Griff in der rechten Hand. Vor ihr steht ein Behältnis, auf dem eine weitere Maske und eine Schriftrolle ruhen.
Lit.: A.M. Friend, Menander and Glykera in the Mosaics of Antioch, in: R. Stillwell (Hrsg.), Antioch-on-the-Orontes, III: The Excavations 1937-1939 (Princeton 1941) 248-251; D. Levi, Antioch Mosaic Pavements (Princeton1947) 201-203; F.F. Jones, Antioch Mosaics in Princeton, Records of Art Museum, Princeton University 40 Nr. 2, 1981, 4 Abb. 3; R. Kassel - C. Austin (Hrsg.), Poetae Comici Graeci, VI 2. Menander. Testimonia et fragmenta apud scriptores servata (Berlin - New York 1998) 15 Nr. 37; Chr. Kondoleon (Hrsg.), Antioch. The Lost City, Ausstellungskatalog Worcester Art Museum Oct. 7,2000-February 4, 2001 (Princeton 2000) 156 Nr. 40; J. Huskinson, Theatre, Performance and Theatricality in some Mosaic Pavements from Antioch, Bull. of the Inst. of Class. Studies 46, 2002-2003, 151-153; C.W. Marshall, Cratinus and the Daphne mosaic, in: C.W. Marshall - G. Kovacs (Hrsg.), No laughing matter. Studies in Athenian comedy (London 2012) 187-196 (google). Zu Menander und Glykera: H. Körte, Glykera und Menander, Hermes 54, 1919, 87-93 (
JSTOR); J.J. Bungarten, Menanders und Glykeras Brief bei Alkiphron, Dissertation Bonn 1967.
weblink:
Haus des Menander, Raum 17, Okeanos-Thetys-Mosaik; AO: Antakya Museum (
Bilder):
In der Forschung wurde die Möglichkeit diskutiert, dass Darstellungen von Seegöttern und anderen wasserbezogenen Ereignissen Reflexe von sog. Thetymimen sein könnten, d.h. Theatervorführungen in der gefluteten orchestra. Die technischen Vorrichtungen hierfür waren im Theater von Daphne vorhanden - wie auch in zahlreichen anderen römischen Theatern. Als wichtiges Argument für diese Interpretationsmöglichkeit dienen die Angriffe des Johannes Chrysostomos in seiner 7. Homilie zu Matthäus 6, wo das Auftreten nackter Schwimmerinnen als mythologische Figuren im Theater verurteilt wird. Auf ähnliche Vorführungen scheint Martial, de spec. 26 zu deuten. Traversari wies auf andere wahrscheinliche Reflexe derartiger Vorführungen u. a. im Meeresmosaik der großen Thermen von Henchir Thina hin, wo von Delphinen gezogene Bigen des Zirkusses dargestellt sind. Dort wird man freilich auch an andere Bezüge zwischen der Darstellung der Wasserwelt und ihrem Fundkontext - einer Thermenanlage - denken.
Literatur: G. Traversari, Gli spettacoli in acqua nel teatro tardo-antico (Rom 1960) 46 ff.; J. Huskinson, Theatre, Performance and Theatricality in some Mosaic Pavements from Antioch, Bull. of the Inst. of Class. Studies 46, 2002-2003, 153 Abb. 9.
weblinks:
Quellen
Johannes Chrysostomos, Hom. VII Matth. 6 (PG 57,79-80):
(7) Wenn "derjenige, welcher eine Frau aus Begierlichkeit ansieht, die Ehe schon gebrochen hat", wie soll dann der, der gezwungen ist, eine entblößte Frau zu sehen, nicht tausendmal eher in die Fesseln der Lust verstrickt werden? Die Sintflut hat zur Zeit Noahs das Menschengeschlecht nicht so schmachvoll zugrunde gerichtet, als wie diese schwimmenden Frauen alle ihre Zuschauer ersticken. Jener Regen, wenn er auch den leiblichen Tod brachte, hat wenigstens die Schlechtigkeit der Seelen abgewaschen; hier geschieht das Gegenteil, die Leiber bleiben, die Seelen aber gehen zugrunde. Wenn es sich um die Frage des Vorranges handelt, dann wollt ihr vor der ganzen Welt den Vortritt haben, weil diese unsere Stadt die erste war, in der die Gläubigen den Namen "Christen" erhielten. ... Er (d.i. der Hl. Paulus) will damit sagen: Ich befehle euch nicht, die Höhen der Berge aufzusuchen; allerdings sähe ich es gerne, denn die Städte ahmen die Laster von Sodom nach; aber dennoch zwinge ich keinen dazu. Behalte ruhig dein Haus, deine Kinder, deine Frau; aber misshandle deine Frau nicht, beschimpfe nicht deine Kinder und trage den Schmutz der Theater nicht in deine Familie. ... Welche Entschuldigung hast du also, wenn du gierig das zu sehen trachtest, was man anständigerweise nicht einmal nennen kann? Wenn du allem anderen das vorziehst, was man nicht einmal erzählen darf? Damit will ich diesen Gegenstand fallen lassen, um nicht allzu beschwerlich zu werden. Wenn ihr aber in diesen Dingen verharrt, dann schärfet ihr nur selber das Eisen, mit dem ich euch noch tiefer verwunden werde; und ich werde nicht eher aufhören, als bis ich das Theater des Teufels geleert und die Versammlung der Kirche gereinigt habe. ... (Übersetzung nach Bibl. der Kirchenväter)
Lit.: O. Pasquato, Gli spettacoli in S. Giovanni Crisostomo: paganesimo e cristianesimo ad Antiochia e Constantinopli, Orientalia Christiana Analecta, 201 (Rom 1976); B.Leyerle, Theatrical Shows and Ascetic Lives. John Chrysostom's Attack on Spiritual Marriage (Berkeley - London 2001); A. Berlan-Bajard, Les spectacles aquatiques Romains, Collection de l’École Française de Rome, 360 (Rom 2006) 435-437 T. 59.
Martial, de spec. 26 (30):
Die folgenden Zeilen Martials reflektieren sicherlich ein konkretes Ereignis in Rom, haben darüberhinaus aber auch exemplarische Bedeutung:
Lusit Nereidum docilis chorus aequore toto
et vario faciles ordine pinxit aquas.
Fuscina dente minax recto fuit, ancora curvo:
credidimus remum credidimusque ratem,
et gratum nautis sidus fulgere Laconum
lataque perspicuo vela tumere sinu.
Quis tantas liquidis artes invenit in undis?
aut docuit lusus hos Thetis aut didicit.
Es spielte auf der ganzen Fläche des Meeres der Nereiden gelehrige Schar
und malte in wechselnder Anordnung Figuren in das gefällige Wasser.
Ein Dreizack drohte mit geradem, ein Anker mit Krummem Zahn:
Wir glaubten ein Ruder, glaubten ein Schiff zu sehen,
und dass den Seeleuten das Gestirn der Spartaner gnädig erstrahle,
dass breit, in deutlich sichtbarem Bausch, die Segel sich blähten.
Wer erfand solche Künste in den klaren Wellen?
Entweder lehrte Thetis diese Spiele, oder sie lernte sie erst.
(Übers. P. Barié/W. Schindler)
Lit.: K.M. Coleman (Hrsg.), M. Valerii Martialis Liber Spectaculorum (Oxford 2006) 212-217; A. Berlan-Bajard, Les spectacles aquatiques Romains, Collection de l’École Française de Rome, 360 (Rom 2006) 433 T. 56.
Menander-Mosaik (Perikeiromene, Philadelphoi, Synaristosai, Theophoroumene)
Im Jahre 2007 wurde in 200 m Entfernung vom römischen Theater eine weiteres Menander-Mosaik in Daphne bei Antiocheia gefunden, das erneut durch Beischriften bezeichnete Komödienszenen des Menander zeigt. Dargestellt waren die Stücke
'Perikeiromene',
'Philadelphoi',
'Synaristosai' und
'Theophoroumene'.
Literatur: K. Gutzwiller - Ö. Celik, New Menander mosaics from Antioch, AJA 116, 2012, 573-623. (Preview); Katherine M.D. Dunbabin, Theater and Spectacle in the Art of the Roman Empire (Ithaca - London 2016) 57-60.
weblink:
Bilder: © D. Osseman.