In zahlreichen antiken Theatern sind sog. aulaea archäologisch nachgewiesen. Es handelt sich dabei um die Schlitze bzw. Vorrichtungen, in welche der Vorhang während der Vorführung herabgelassen wurde. Davon ist wie unten bei Apuleius das siparium zu unterscheiden, welches eine leichtere Draperie war und hochgezogen wurde (vgl. Thugga, Bauinschriften CIL VIII 26606). Es ist auf dem Relief von Castel S. Elia dargestellt (Arachne)
Quellen
Donatus, de Com. 12,3:
aulaea quoque in scaenam intexta sternuntur, quod pictus ornatus ex Attalica regia Romam usque perlatus est.
Horaz, epistulae 2, 1, 189:
quattuor aut pluris aulea premuntur in horas.
Übersetzung:
„Ganze vier Stunden und mehr ruht während des Stückes der Vorhang."
Phaedrus, Fabulae Aesopiae 5, 7, 23:
... mittitur ...
Am Ende des Stückes wird der Vorhang hinaufgezogen, Cicero, Cael. 65:
„aulaeum tollitur."
Juvenal VI 67.
Ovid, Metamorphosen 3, 111-114:
Übersetzung:
„Ebenso pflegen an festlichen Tagen die Bilder zu steigen, | wenn im Theater der Vorhang sich hebt; die Gesichter erscheinen | gleich zu Beginn: dann mählich das andre, bis langsam gehoben | ganz die Figuren sich öffnen die Füße am unteren Rande.“
Bei späten Schriftstellern heißt es jedoch, wie bei uns, der Vorhang fällt beim Schluss des Stückes, so
Ammianus Marcellinus 16, 6, 3:
et Dorus euanuit et Verissimus ilico tacuit uelt aulaeo deposito scenae.
Übersetzung:
„Dorus verschwand, und Verissimus verstummte sofort, wie wenn im Theater der Vorhang gefallen ist."
Amm. Marc. 28, 6, 29:
Et ne quis coturni terribilis fabulae relinquerent intemptatum, hoc quoque post depositum accessit aulaeum.
Übersetzung:
„Bei dieser furchtbaren Tragödie sollte es auch an nichts fehlen, und so kam, nachdem der Vorhang bereits gefallen war, noch ein Nachspiel hinzu."
Apuleius, Metamorphosen I 8,5:
„oro te“, inquam, „aulaeum tragicum dimoveto et siparium scaenicum complicato et cedo verbis communibus.“
Übersetzung:
„Ich bitte dich“, rief ich, „du solltest den tragischen Vorhang wegtun und die Theaterdraperie einziehen, und heraus mit einfachen Worten!“
Apuleius metamorphosen 10, 29:
at ubi discursus reciproci multinodas ambages tubae terminalis cantus explicuit, aulaeo subducto et complicatis siparis scaena disponitur.
Übersetzung:
„Kaum aber hatte das Schlußsignal einer Trompete das Auf und Ab und Hin und Her und vielverschlungene Rundherum beendet, schließt man den Vorhang, zieht die Draperien ein und richtet die Bühne her."
Ammianus Marcellinus 16, 12, 57:
et velut in quodam theatrali spectaculo aulaeis miranda monstrantibus multa licebat …
Übersetzung:
„Wie in einer Theatervorstellung der aufgehende Vorhang vieles Wunderbare erblicken lässt, … "
Offenbar waren solchen Vorhängen Götter- oder Menschen- und besonders Heldenfiguren eingewebt, die gleichsam den Vorhang heraufzuzogen, so
Verg. georg. 3, 22-25:
iam nunc sollemnis ducere pompas | ad delubra iuvat caesosque videre iuvencos | vel scaena ut versis discedat frontibus utque | purpurea intexti tollant aulaea Britanni.
Übersetzung:
„Schon jetzt durchzuckts mich freudig, den Festzug | hin zu den Tempeln zu führen, zu schaun die geopferten Stiere, | und wie die Bühne die Stirnwand dreht, wie den steigenden Vorhang | heben, das Purpurgewirk, die eingewebten Britannier."
Literatur
J. Formigé, Remarques diverses sur les théâtres romains à propos de ceux d’Arles et d’Orange, Mémoires présentés par divers savants à l’académie des inscriptions et belles-lettres 13, 1914, 58-68.
A. Ducaroy - A. Audin, Le Rideau du scène du théâtre de Lyon, Gallia 18, 1960, 72-74.
M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 179 f. Abb. 629 (Relief Castel S. Elia).
W. Beare, The Roman Stage (London 1968) 267-274.
F. Sear, Roman Theatres - An Architectural Study (Oxford 2006) 8. 90.
links:
http://www.mediterranees.net/civilisation/Rich/Articles/Loisirs/Theatre/Aulaea.html