PHILIPPOPOLIS, Plovdiv (Thracia)
Maße
Dm orchestra 28 m
Inschriften
Inschriften erwähnen die Phylen der Stadt, die sich offenbar an den Baukosten beteiligten und deren Vertreter Ehrensitze im Zuschauerraum bekamen.
Beschreibung
Die auf Ansicht gearbeiteten Teile des Theaters sind mit Marmorquadern gearbeitet, andere Bestandteile in Ziegel- und Mörtelmauerwerk. Der Zuschauerraum des Theaters ist an die Akropolis des Ortes gebaut, teils in den Fels eingeschnitten, teils auf Substruktionen ruhend. Von der cavea sind 24 Sitzreihen erhalten, das untere maenianum ist in 11 kerkides eingeteilt und zeigt oben Sitze mit Rückenlehnen, vom oberen maenianum sind 6 Sitzreihen erhalten. Die orchestra ist von einer Podiumsmauer umgeben. Löcher dienten scheinbar nachträglich angebrachten Balken zum Aufbau von Sicherheitsbarrieren und –netzen bei den später auch hier veranstalteten venationes. Es gab eine erhöhte Bühne, die auf 16 Säulen ruhte. In das Hyposcaenium führten 3 Türen. Von der scaenae frons lassen sich 2 Etagen mit einer ionischen und einer korinthischen Ordnung nachweisen. Das Theater geht im Wesentlichen nach seinem inschriftlichen Befund auf trajanische Zeit zurück, doch sollen ältere Teile hellenistisch sein; ob sie sogar auf den Gründer der Stadt, Philipp II. von Makedonien zurückreichen, bleibt aber ungewiß.
Literatur
L. Botusarova – V. Kolarova, Godisnik na Narodinja archeologiceski muzej Plovdiv 7, 1971, 75-97 Taf. I-IV.
B. Böttger – B. Döhle – K. Wachtel, Bulgarien – Eine Reise zu antiken Kulturstätten (Berlin 1977) 136 Abb. 23.
B. Gerov, XXIV. Nationale archäologische Konferenz, Pazardzik, 8.-11. Mai 1979: Archäologische Entdeckungen und Ausgrabungen im Jahre 1978 (1979)
L. Botusarova, Muzei i pametnici na Kulturata, 20/1 (1980) 11-12; V. Kolarova, ebda. 13-18.
T. Ivanov, in: Ancient Bulgaria. Papers presented to the International Symposium on the Ancient History and Archaeology of Bulgaria, University of Nottingham 1981, part 2 (Nottingham 1983) 144.
M. Oppermann, Plovdiv – antike Dreihügelstadt (1984)
P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, I (Rom 1994) 270 f.
E. Bouley, Le théâtre romain de Philippopolis en Thrace, Ktema 21,1996, 109-116.
T. Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches (Mainz 1999) 176 Abb. 213.
R.G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 525 Abb.
F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 423 f. Abb. 450.
R. Ivanov – G. von Bülow, Thracia – Eine römische Provinz auf der Balkanhalbinsel (Mainz 2008) 49 Abb. 43. 46.
Veranstaltungen
Pythien:
Siegerinschrift des Valerius Eklektus aus Sinope, in Athen, nach 248 n. Chr.
Anonyme Sieger-Inschrift aus Perinth, IGRR I Nr. 802.
Münzprägung:
Philippopolis. Caracalla. Hexassarion oder Medaillon mit der Inschrift Vs. ΑVΤ Κ Μ ΑVΡ CΕV ΑΝΤΩΝΕΙΝΟC = Imperator Caesar Marcus Aurelius Severus Antoninus. Rs. ΚΟΙΝΟΝ ΘΡΑΚΩΝ ΑΛΕΖΑΝ EΝ / ΦΙΛΙΠ / ΠΟ = Koinon Thrakon Alexan(dreia) en Philippopolis. Reich ornamentierter Preistisch mit einer Brabeion genannten Preiskrone, welche die Inschrift ΠVΘΙΑ trägt, darunter Siegespalme und Preisvase.
Die Pythischen Spiele wurden in Thrakien von Kaiser Caracalla wieder ins Leben gerufen. Scheinbar fanden sie gelegentlich der Versammlung des Provinzialversammlung der Thraker statt. Der Beiname Alexan(dreia) verweist auf die Alexander-Imitatio des Caracalla.
Lit.: RE 19,2 (Stuttgart 1938) 2253 f. s. v. Philippopolis (Chr. M. Danoff); Th. Gerasimov, Les Alexandria Pythia et Kendreisia à Philippopolis, in: Sudia in honorem Acad. D. Decev (Sofia 1958) 279-302; E. Albanidis - S. Giatsis, Athletic games in Thrace during the Imperial Era, Nikephoros 20, 2007, 181-185.
Kentreiseia (Kendriseische Spiele):
Inschriften:
Siegerinschrift des Valerius Eklektus aus Sinope, in Athen, nach 248 n. Chr.
Lit.: Pauly-Wissowa Realencyclopädie 19,2 (Stuttgart 1938) 2253 f. s. v. Philippopolis (Chr. M. Danoff).
Darstellungen und Reflexe aus dem Theaterwesen
Orpheus-Darstellung auf einer Bronzemünze aus Philippopolis; 209/211 n.Chr.
Das Münzbild stellt den Mythos des thrakischen Kitharasängers Orpheus unter den friedlich zuhörenden wilden Tieren dar. Aus Martial und anderen Schriftquellen geht hervor, dass dieser Mythos in einer Art mythological reenactment in Theatern und Amphitheatern nachgespielt wurde (vgl. amphi-theatrum.de). Ferner stellen einige römische Mosaike des Orpheus seinen Mythos in einem theatralischen oder amphitheatralischen Zusammenhang dar und deuten damit an, dass die fraglichen Bilder nicht allein die Sage des thrakischen Sängers, sondern ihre Aufführung in einem Theater oder Amphitheater memorieren. Eine solche Aufführung läge im Heimatland des Orpheus umso näher und ist als sehr wahrscheinlich anzusehen, als endgültiger Beweis für eine solche kann das Münzbild jedoch nicht dienen. In der römischen Pantomime zählte der Mythos des Orpheus zum Standardrepertoire.
Lit.: U. Peter, Religious-cultural identity in Thrace and Moesia Inferior, in: Chr. Howgego u.a. (Hrsg.), Coinage and Identity in the Roman Provinces (2005) 107 ff. 109 Taf. 8,10.
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