Tlos, Panorama des Theaters (Photo: Kurt Böhne)

TLOS (Lykien, Lycia et Pamphylia)

Lage

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Öffnet internen Link im aktuellen FensterInschriften

Maße

Dm cavea 56 m
Bühnengebäude 36,6 x 4,35 m

Beschreibung

Das Theater wurde in weitgehend flachem Gelände erbaut. Vom Zuschauerraum sind die Flügel und die summa cavea auf Substruktionen errichtet. Er ist in zwei maeniana unterteilt, der untere in 11 Kerkides gegliedert, der obere in 20. Der untere Rang hatte mehr als 17 Sitzreihen, der obere 15. Die scaenae frons besaß 5 Türen und eine Dekoration, zu der auch ein figürlich dekorierter Fries gehört.

Nach der auf der Buchstabenform basierenden Datierung der Stifterinschrift Öffnet internen Link im aktuellen FensterTAM II 550-551 an der Wand eines der Parodoi wird der Bau des Theaters um die Zeitenwende datiert. Zwei weitere Stifterinschriften aus dem Theater zu Ehren des Opramoas aus Rhodiapolis werden mit Erneuerungen nach dem Erdbeben des Jahres 141 angesetzt.

Inschriften

Tlos, Blick über den Versturz des Bühnengebäudes auf den Zuschauerraum (Photo: Mustafa Kocak)
Tlos, Fragment der Ehreninschrift des P. Baebius Italicus aus dem Theater von Tlos, nach TAM II Nr. 563 mit Einfügung eines 2008 gesehenen Fragmentes (Photo: Kuster).

E. Kalinka, Tituli Asiae Minoris II, Tituli Lyciae, fasc. 2 (Wien 1930) 210 ff. Nr. 550-551. 563. 571. 578-579.

TAM II Nr. 563; D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore IV (Rom 1974) 234 f. Nr. 29. Ehreninschrift auf einem Statuensockel aus dem Theater:

Ποπλίῳ Βαιβίῳ Ποπλίου

υἱῷ Ὠϕεντείνα Ἰταλικῷ,

ταμίᾳ Κύπρου, δημάρχῳ,

πρεσβευτῇ Γαλλίας Νάρ-

βωνο̣[ς], σ̣τρα[τ]ηγῷ, πρεσ-

[βευτῇ λε]γεῶνος ιδʹ διδύ̣-

[μης Ἀρέ]ας νεικητικῆς,

[τετειμ]ημένῳ ἐν τῷ

[κατὰ Γε]ρμανίαν πολέμῳ

[ὑπὸ τοῦ] Σεβαστοῦ στεϕά-

[νῳ χρυσ]ῷ καὶ πυργωτῷ

[καὶ οὐαλ]λαρίῳ καὶ δόρα-

[σιν καϑ]α̣ροῖς γʹ καὶ σημέ-

[αις γʹ(?), πρ]εσβευτῇ Αὐτοκρά-

[τορος Κ]αίσαρος Δ̣[ομετια]-

[νοῦ Σε]βαστοῦ Γ̣[ερμανι]-

[κοῦ καὶ] ἀντιστρατήγῳ Λυ-

[κίας κα]ὶ Παμϕυλίας, τῷ

[εὐεργ]έ̣τῃ καὶ κτίστῃ καὶ

[δικαιο]δότῃ ἁγνῷ,

[Τλω]έων ὁ δῆμος.

 

Übersetzung:
„Dem Publius Baebius Italicus, Sohn des Publius, aus dem Stimmbezirk Oufentina: Quästor von Zypern, Volkstribun, Legat des Proconsuls der Provinz Gallia Narbonnensis, Praetor, Legat der legio XIV Gemina Martia Victrix, wurde während des Krieges in Germanien mit der corona aurea und muralis und vallaris und 3 hastae purae und 3 vexillae ausgezeichnet, Legat des Imperators Cäsar Domitian Augustus Germanicus und Statthalter in der Provinz Lykien und Pamphylien, dem Wohltäter und Gründer und heiligem Richter, das Volk der Bewohner von Tlos."

Kommentar: Der Name des Kaisers in den Zeilen 15-16 ist eradiert. Allein zu Kaiser Domitian passt jedoch die Verleihung von dona militaria in einem Germanischen Krieg. Eine genauere Datierung unserer Inschrift ergibt sich durch eine weitere aus Tlos (IGRR III 548; TAM 557), die zwar sehr fragmentiert ist, in der aber Baebius als Statthalter der Provinz Lycia et Pamphylia zur Zeit der 4. tribunizischen und 9. imperatorischen Akklamation eines Kaisers genannt ist, als welcher allein Domitian ergänzt werden kann. Diese Situation trifft auf das Jahr 85 n. Chr. zu. Daher kann die Verleihung von dona militaria an Baebius während eines Germanischen Krieges nur auf den Chattenfeldzug des Jahres 83  bezogen werden und nicht auf spätere Kriege, die diesen Namen ebenfalls tragen könnten (vgl. CIL XIV 3612 aus Tivoli). Als Legionslegat der flavischen Zeit erhielt P. Baebius vermutlich 3 Vexilla, wobei zu späterer Zeit auch die Verleihung von zweien an Legionslegaten überliefert ist.
Die dona militaria wurden ursprünglich für eine bestimmte soldatische Leistung vergeben, doch trat dies bald hinter die Bedeutung des Ranges zurück, nach dem die Auszeichnungen verliehen wurden. Die corona aurea wurde allgemein für besondere Tapferkeit im Feld vergeben. Sie trägt ihren Namen, obwohl auch die anderen
Öffnet externen Link in neuem Fenstercoronae vergoldet waren. Die Öffnet externen Link in neuem Fenstercorona muralis wurde demjenigen gewährt, der als Erster die feindliche Stadtmauer überwinden hatte. Bereits hieran zeigt sich, dass sich die Auszeichnung nach dem Rang und nicht nach der konkreten Tat richtete, da die Chatten kaum Stadtmauern um ihre Siedlungen errichtet haben dürften. Die Öffnet externen Link in neuem Fenstercorona vallaris stand demjenigen zu, der als Erster das Lager des Feindes erstürmte. Die hastae purae waren kleine silberne Ehrenlanzen. Die vexillae sind in diesem Zusammenhang Auszeichnungen in Form der Standarten, die jede militärische Einheit mit sich führte.
Seine aufgeführten Ämter als Quästor von Zypern, Volkstribun und Legat des Proconsuls der Gallia Narbonnensis wird er unter Kaiser Vespasian innegehabt haben, unter welchem er vielleicht auch in den Senatorenstand aufgenommen wurde; cos. suffectus wurde er im Jahre 90. Möglicherweise bereits unter Titus oder Domitian wurde er Prätor und dann als Legat der legio XIV Gemina Martia Victrix nach Mainz geschickt. Nach erfolgreichem Krieg wurde er mit der Statthalterschaft über Lykien und Pamphylien betraut. Die legio XIV Martia Victrix lag bereits seit 70/71 n. Chr. zusammen mit der I Adiutrix im Doppellegionslager von
Öffnet internen Link im aktuellen FensterMainz und blieb dort bis ca. 92, um dann gegen die legio XXII Primigenia Pia Fidelis ausgetauscht zu werden.

Wegen seiner Zugehörigkeit zur Oufentina tribus wurde Comum, Mediolanum oder Canusium als seine Heimat erwogen.

Literatur: IGRR III 551; Dittenberger II 8818; Öffnet externen Link in neuem FensterRA 1897, 446 ff. Nr. 115; Öffnet externen Link in neuem FensterAJA 1897, I 416 ff.; E. Ritterling, Zu Domitians Chattenkrieg, Westdeutsche Zeitschrift Korr.-Bl. 16, 1897, 60-64; RE Suppl. I (Stuttgart 1903) 235 Nr. 28a s. v. Baebius (Groag); P. Steiner, Die dona militaria, BJb 114/115, 1906, 56 f. Nr. 72; G. Alföldi, Die Legionslegaten der römischen Rheinarmeen (Köln - Graz 1967) 15 Nr. 25; G. Kreiler, Die Statthalter Kleinasiens unter den Flaviern, Diss. München 1975; Öffnet externen Link in neuem FensterV.A.Maxfield, The Military Decorations of the Roman Army (London 1981) 148; L. Schumacher, Römische Kaiser in Mainz (Bochum 1982) 40 Abb. 6; G. Camodecca, Ascesa al senato e rapporti con i territori d'origine Italia, in: Colloquio internazionale A.I.E.G.L su "Epigrafia e ordine senatorio", Roma 14-20 maggio 1981, Bd. II (Rom 1982) 142; G. Alföldy, Senatoren aus Norditalien, ebda. 350 f.; Der Neue Pauly, 2 (Stuttgart - Weimar 1997) 393 s.v. Baebius Nr. II 7 (W. Eck). Zu Kränzen vgl. B. Bergmann, Der Kranz des Kaisers. Genese und Bedeutung einer römischen Insignie, Image & Context, 6 (Berlin - New York 2010) bes. 112 ff.

 

IGRR III 557; TAM II Nr. 571: Ehreninschrift auf einem Statuensockel aus dem Theater:

[— — — — — — — — — —]
[— — — — — — — πρεσ]-
[βευτὴν καὶ ἀντιστρά]-
[τηγον Αὐτοκράτορος]
Τρα[ια]νοῦ [Κ]αίσαρος
Σεβ[α]σ̣τοῦ Γερμανικοῦ
Δακ[ικ]οῦ ἐπαρχειῶν
Λυκ[ία]ς καὶ Παμϕυλίας,
ἁγν[]ν δικα[ι]οδότην
,
Τλ[ω]έων ἡ βουλὴ

κα[ὶ ἡ] γερουσία καὶ
[
ὁ δῆ]μος [τ]ῇ τοῦ Λυ-
[κίων] ἔ̣ϑνους
[γνώμῃ].

Öffnet internen Link im aktuellen FensterTAM II Nr. 578: Ehreninschrift aus dem Theater auf einem Statuensockel für Opramoas aus Öffnet internen Link im aktuellen FensterRhodiapolis:

Öffnet internen Link im aktuellen FensterTAM II Nr. 579: Ehreninschrift aus dem Theater auf einem Statuensockel für Opramoas aus Rhodiapolis: 

Öffnet internen Link im aktuellen FensterTAM II Nr. 550-551, Liste der Geldgeber für den Bau des Theaters.

Literatur

E. Petersen - F. von Luschan, Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratien, I (Wien 1889) 138-140.

D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore, III (Rom 1970) 191-196 Abb. 223-233 Taf. XXXIX; Bd. IV (Rom 1974) 142 Abb. 211.

J. und H. Wagner, Die türkische Südküste (Frankfurt/Wien 1977/78) 65 Abb. 9.

J. Wagner, Türkei. Die Südküste von Kaunos bis Issos. Artemis-Cicerone (München 1980) 47 f. mit Lageplan.

G. E. Bean, Kleinasien 4. Lykien (Stuttgart 1980) 65.

C. Bayburtluoğlu, Lycie (Ankara o. J. [ca. 1981]) S. 77 mit Lageplan.

P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, III (Rom 1994) 527 (H. P. Isler).

W.W. Wurster, Dynastensitz und Römerstadt: eine Skizze über Prozesse der Romanisierung in Lykien, in: F. Blakolmer u.a. (Hrsg.), Fremde Zeiten = Festschrift Jürgen Borchardt (Wien 1996) 167 Abb. 4.

R.G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 628 Abb.

M.C. Sturgeon, Dedications of Roman Theatres, in: CARIS: Essays in Honor of Sara A. Immerwahr, Hesperia Supplement 33 (Athen 2004) 423.

H. Brandt - F. Kolb, Lycia et Pamphylia. Orbis Provinciarum (Mainz 2005) 46 f. Abb. 48-49.

F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 380 Abb. 405.

Bilsen Özdemir, The Cult of Dionysus in the Friezes of the Tlos Theatre, in: Taner Korkut - Britta Özen-Kleine (Hrsg.), Festschrift für Heide Froning (Istanbul 2018) 373-387 (Öffnet externen Link in neuem Fensteracademia.edu)

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.bauwesen.hs-magdeburg.de/scheffler/Projekte/Tlos/Tlos-Startseite.htm

Bildergalerie

Tlos, Theater (Photo: Mustafa Kocak).
Tlos. Theater (Photo: Mustafa Kocak).
Tlos, cavea des Theaters (Photo: Mustafa Kocak).
Tlos, Überblick über das Stadion im Vordergrund, leicht rechts versetzt dahinter das Theater (Photo: Kurt Böhne)

Veranstaltungen

Panegyris des Opramoas aus Rhodiapolis:

Literatur: M. Wörrle, Stadt und Fest im kaiserzeitlichen Kleinasien. Studien zu einer agonistischen Stiftung aus Oinoanda. Vestigia 39 (München 1988) 243.

 

Eine Siegerinschrift eines Agonisten aus Tlos, H. A. Ormerod – E. S. G. Robinson, Inscriptions from Lycia, JHS 1914, 10 Nr. 15 hält nur auswärtige Veranstaltungen fest:

[— — — — — — — — — —]
[— — — — — — — — — —]
[ἐ]κ Ποτιόλ[ων — — —]
Νέα̣ν πόλιν Σεβά[στεια].
Ἀθήνας Παν̣[ε]λ̣λ̣ή[νια].
Ἀθήνας Ὀλύμπεια.
Ἀθήνας Παναθήναια.
Ἀθήνας Ἁδριάνεια   βʹ.
τὰς ἐξ Ἄργους ἀσπίδας δʹ.
Ἅλεια ἐν Ῥόδῳ        βʹ.
Μείλητον Κομμόδεια.
Σμύρναν πρῶτα κοινὰ Ἀσ[ίας].
Πέργαμον Αὐγούστεια   βʹ.
Πέργαμον Τραιάνεια   γʹ.
Ἔφεσον ὈλύμπιαἜφεσον Β[αρβίλ]-
ληαἜφεσον Ἀρτεμείσια Κο[μμό]-
δειαἐν Ἀντιοχείᾳ Ὀλύμπια τὰ̣?
                    βʹ.


Übersetzung:
… die Kapit]o[lia in Rom
in Athen] die Öffnet internen Link im aktuellen FensterPanath[enäen
in Ath]en die Öffnet internen Link im aktuellen FensterHadrianeia
den Schild von Argos bei den Heraia
die Öffnet internen Link im aktuellen FensterHaleia in Rhodos,
in Milet die Kommodeia
in Öffnet internen Link im aktuellen FensterSmyrna die ersten Koina von Asien
in
Öffnet internen Link im aktuellen FensterPergamon die Augusteia 2 mal
in
Öffnet internen Link im aktuellen FensterPergamon die Trajaneia 2 mal
in Öffnet internen Link im aktuellen FensterEphesos die Olympien.
In Öffnet internen Link im aktuellen FensterEphesos die B[arbilleia.
In Öffnet internen Link im aktuellen FensterEphesos die Artemisia Ko[mmodeia.
In Antiocheia die Olympia T[…