NIKAIA, Iznik (Pontus et Bithynia)
Maße
Dm cavea 85 m.
Dm orchestra 23,5 m.
Beschreibung
Der Bau liegt im südwestlichen Stadtviertel. Es handelt sich um ein in der Ebene errichtetes römisches Theater in Gussmauertechnik, das Zuschauerrund überschreitet jedoch den Halbkreis. Die ima cavea ruht auf radial geführten Mauern, die sieben trapezoidale überwölbte Räume bilden, in deren äußeren Mauern Türen liegen. Nach einem Umgang setzt sich diese Art des Unterbaus mit Radialmauern fort, die 14 trapezoidale überwölbte Räume unter dem oberen Sitzrang bilden. Die orchestra ist zum Zuschauerraum hin von einer Podiumsmauer umgeben. Ein überwölbter Gang führte von außen in die orchestra, neben dem ein kleinerer parallel verlief und augenscheinlich zu den unteren Zuschauerrängen führte. Die Vorderseite des Proskenions besaß eine Gliederung aus halbrunden und rechteckigen Nischen, die mit einer aufwändigen Bauornamentik versehen sind, zur scaenae frons gehört ein Waffenfries. Die bei Plinius erwähnten »basilicae« sind nach vorherrschender Meinung jene auch in Thugga inschriftlich genannten seitlichen Räume beiderseits des Bühnengebäudes. Zur Zeit von Kaiser Trajan war das Theater noch nicht vollendet. In späterer Zeit wurde ein Teil des Theaters von einer Kirche überbaut.
Quellen
Plinius, epistulae X 38-40, 1:
(38) „Trajan an Plinius: Sicher muß man Sorge tragen, daß die Stadt Nicomedia eine Wasserleitung bekommt, und ich selbst bin überzeugt, daß Du mit der erforderlichen Gewissenhaftigkeit diese Aufgabe angreifen wirst. Aber mit gleicher Gewissenhaftigkeit solltest Du weiß Gott untersuchen, wer dafür verantwortlich ist, daß die Nicomedier bisher eine solche Summe verschleudert haben, damit die Leute hernach nicht wieder Wasserleitungen begonnen und liegengelassen haben, indem sie sich gegenseitig in die Tasche arbeiten. Also laß mich wissen, was Du in Erfahrung bringst.
(39) C. Plinius an Kaiser Trajan: Herr, das Theater in Nicaea, das zum großen Teil bereits steht, aber noch nicht ganz fertig ist, hat, wie ich höre - die Abrechnung ist nämlich noch nicht geprüft - mehr als 10 Millionen verschlungen; ich fürchte, für nichts und wieder nichts. Denn das Bauwerk hat sich gesenkt und große Risse bekommen, mag es daran liegen, daß der Boden feucht und weich oder das Material mürbe und nicht widerstandfähig ist. Jedenfalls müßte man sich überlegen, ob man es fertigstellen, liegenlassen oder gar abreißen sollte. Denn die Pfeiler und Substruktionen, mit denen man es von Zeit zu Zeit abzustützen sucht, erscheinen mir eher kostspielig als solide. Diesem Theater steht auf Grund von Versprechungen von privater Seite mancherlei in Aussicht, wie Basiliken ringsum und eine Galerie oberhalb des Zuschauerraums. Das alles wird jetzt aufgeschoben, da das, was vorher fertiggestellt werden muß, auf sich warten läßt. Ebenso haben die Nikomedier ein durch Feuer zerstörtes Gymnasium vor meiner Ankunft wiederaufzubauen begonnen, und zwar weit geräumiger und ausgedehnter, als es gewesen war, und schon eine bedeutende Summe darauf verwandt; ziemlich zwecklos, fürchte ich. Denn der Bau ist uneinheitlich und zusammenhanglos. Außerdem behauptet ein Architekt, allerdings ein Konkurrent dessen, der ihn begonnen hat, die immerhin 22 Fuß dicken Wände könnten die aufliegenden Lasten nicht tragen, weil sie immer nur mit Bruchstein gefüllt und nicht mit Ziegelwerk verkleidet seien. Auch die Claudiopolitaner bauen oder - genauer gesagt – graben in gewaltiges Bad in einer Niederung, die dazu noch von einem Berge überragt wird, und zwar mit dem Gelde, das die von Dir gnädigst ernannten Ratsherren als Eintrittsgeld bereits gezahlt haben oder auf meine Aufforderung hin zahlen werden. Da ich also befürchte, daß dort öffentliche Gelder, hier – was noch kostbarer ist als alles Geld - Dein Gnadengeschenk übel angelegt wird, sehe ich mich gezwungen, Dich zu bitten, nicht nur wegen des Theaters, sondern auch wegen dieser Bäder einen Architekten zu schicken, der entscheiden wird, ob es praktisch ist, nach den einmal gemachten Aufwendungen die Bauten, so gut es geht, zu Ende zu führen, wie sie begonnen sind, oder auszubessern, was mangelhaft, und zu verwerten, was verwertbar ist, damit wir nicht, während wir zu retten suchen, was einmal aufgewendet ist, schlecht verwenden, was wir drauflegen müssen.
(40) Was mit dem in Nicaea im Bau befindlichen Theater geschehen muß, wirst Du am besten an Ort und Stelle überlegen und bestimmen. Mir genügt es, wenn Du mir meldest, für welche Seite Du Dich entschieden hast. Dann aber fordere von den Privatleuten die Baulichkeiten, wenn das Theater, um dessentwillen sie sie versprochen haben, fertig ist. Für Gymnasien haben die Griechen eine Schwäche; deshalb haben sich auch die Nicaeer vielleicht allzu kühn an dessen Errichtung herangemacht. Aber sie müsser mit dem zufrieden sein, was ihnen genügen könnte.“
Literatur
R. Pococke, A Description of the East and some other Countries, III (London 1743-45) 123.
Ch. Fellows, Travels and researches in Asia Minor more particular in Lycia (London 1852; ND Hildesheim/New York 1975) 87.
C. von der Goltz, Anatolische Ausflüge (Berlin 1896) 435.
R. Schneider, Die römischen und byzantinischen Denkmäler von Iznik-Nicaea, Istanbuler Forschungen, 16 (Berlin 1943) 8 f. Abb. 2-3
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 4, 1982, 229-235 Abb. 1-8.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 5, 1983, 215-220. 457-458 Abb. 1-4.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 6, 1984, 459-467 Abb.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 7, 1985, 579-595 mit 2 Plänen.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 8,2, 1986, 233-257 Abb. 1-15 mit 2 Plänen.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 9, 2, 1987, 299-328 Abb. 1-10.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 10, 2, 1988, 339-382 Abb. 1-31, Pläne 1-6.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 11, 2, 1989, 301-324 Abb. 1-25.
St. Mitchell, Archaeology in Asia Minor 1985-89, in: Archaeological Reports 1989-1990 (Athen 1990) 89.
Kazi Sonuçlari Toplantasi 12,2, 1990, 379-404.
Kazi Sonuçlari Toplantasi 13,2, 1991, 377-402.
Kazi Sonuçlari Toplantasi 14,2, 1992, 181-203.
P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, III (Rom 1994) 457 Abb.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 15,2, 1993, 181-203.
B. Yalman, Kazi Sonuçlari Toplantasi 17,2, 1995, 337-360.
R. G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 21 Abb.; 127 Abb.; 626 Abb.
Chr. Marek, Pontus et Bithynia (Mainz 2003) 81 Abb. 121.
E. Burmeister, Antike griechische und römische Theater (Darmstadt 2006) 135.
F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 358.
weblinks: Bildergalerie Dick Osseman
Veranstaltungen
Rhomaia Sebasta:
Mit der Erlaubnis zum Bau eines Tempels für die Dea Roma und seinen Vater Cäsar durch Augustus im Jahre 29 v.Chr. ging analog dem Vorgang in Pergamon sicherlich auch die Einrichtung eines heiligen Agons einher. Anders als in Nikomedia war der Tempel in Nikaia für die Römer gedacht, da in ihm nicht der lebende Herrrscher verehrt wurde. Die Verehrung des lebenden Kaisers blieb den Griechen in Nikomedia vorbehalten und auch dort wird man die Einführung damit verbundener Spiele voraussetzen dürfen.
Cassius Dio LI 20:
(6) Καῖσαρ δὲ ἐν τούτῳ τά τε ἄλλα ἐχρημάτιζε, καὶ τεμένη τῇ τε Ῥώμῃ καὶ τῷ πατρὶ τῷ Καίσαρι, ἥρωα αὐτὸν Ἰούλιον ὀνομάσας, ἔν τε Ἐφέσῳ καὶ ἐν Νικαίᾳ γενέσθαι ἐφῆκεν: αὗται γὰρ τότε αἱ πόλεις ἔν τε τῇ Ἀσίᾳ καὶ ἐν τῇ Βιθυνίᾳ
(7) προετετίμηντο. καὶ τούτους μὲν τοῖς Ῥωμαίοις τοῖς παρ᾽ αὐτοῖς ἐποικοῦσι τιμᾶν προσέταξε: τοῖς δὲ δὴ ξένοις, Ἕλληνάς σφας ἐπικαλέσας, ἑαυτῷ τινα, τοῖς μὲν Ἀσιανοῖς ἐν Περγάμῳ τοῖς δὲ Βιθυνοῖς ἐν Νικομηδείᾳ, τεμενίσαι ἐπέτρεψε. καὶ τοῦτ᾽ ἐκεῖθεν ἀρξάμενον καὶ ἐπ᾽ ἄλλων αὐτοκρατόρων οὐ μόνον ἐν τοῖς Ἑλληνικοῖς ἔθνεσιν, ἀλλὰ καὶ ἐν τοῖς ἄλλοις ὅσα τῶν Ῥωμαίων ἀκούει,
(8) ἐγένετο. ἐν γάρ τοι τῷ ἄστει αὐτῷ τῇ τε ἄλλῃ Ἰταλίᾳ οὐκ ἔστιν ὅστις τῶν καὶ ἐφ᾽ ὁποσονοῦν λόγου τινὸς ἀξίων ἐτόλμησε τοῦτο ποιῆσαι: μεταλλάξασι μέντοι κἀνταῦθα τοῖς ὀρθῶς αὐταρχήσασιν ἄλλαι τε ἰσόθεοι τιμαὶ δίδονται καὶ δὴ καὶ ἡρῷα ποιεῖται.
(9) ταῦτα μὲν ἐν τῷ χειμῶνι ἐγένετο, καὶ ἔλαβον καὶ οἱ Περγαμηνοὶ τὸν ἀγῶνα τὸν ἱερὸν ὠνομασμένον.
„(6) Neben der Erledigung der sonstigen Aufgaben her gab Caesar damals die Erlaubnis zur Weihung heiliger Bezirke für die Roma und seinen Vater Caesar, den er selbst Heros lulius nannte, und zwar in Ephesos und Nikaia; die genannten Städte hatten nämlich damals in Asia bzw. Bithynien die erste Stelle inne. (7) Er befahl den dort wohnenden Römern, die beiden Gottheiten zu verehren, während er den Nichtrömern, von ihm Hellenen genannt, gestattete, ihm selbst heilige Bezirke zu widmen, den Bewohnern von Asia in Pergarnon, den Bithyniern in Nikomedeia. Und diese Sitte, die unter seiner Herrschaft ihren Anfang nahm, setzte sich unter anderen Kaisern nicht nur bei den hellenischen, sondern auch bei all den anderen Völkerschaften fort, soweit sie den Römern untertan sind. (8) Denn weder in der Hauptstadt selbst noch im übrigen Italien hat je ein Kaiser, mochte er auch noch so hohe Anerkennung verdienen, einen derartigen Schritt gewagt; nach ihrem Heimgang freilich werden auch dortzulande Kaisern, die gerecht regiert haben, neben anderen göttlichen Ehrungen her tatsächlich auch Tempel erbaut. (9) All das geschah im Laufe des Winters, und auch die Pergamener erhielten das Recht, die "Heiligen Spiele", wie sie die Feierlichkeiten nannten, zu Ehren von Caesars Tempel abzuhalten.“ (Übersetzung nach O. Veh).
Provinzialspiele:
Spiele des Provinziallandtags.
Literatur: L. Robert, La titulature de Nicée et de Nicomédie: La gloire et la haine, Harvard Studies in Classical Philology 81, 1977, 1-39 (= Opera minora Selecta VI [Amsterdam 1989] 211-249); P. Herz, Die musische Agonistik und der Kunstbetrieb der Kaiserzeit, in: J. Blänsdorf (Hrsg.), Theater und Gesellschaft im Imperium Romanum. Mainzer Forschungen zu Drama und Theater 4 (Tübingen 1990) 178 Anm. 21; K. Bringmann - Th. Schäfer, Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums (Berlin 2002) 125.
Commodeia:
Kaiser Commodus ließ sich selbst gerne als neuer Herakles darstellen und erlaubte der Stadt Nikaia, deren mythischer Gründer Herakles war, die Veranstaltung von Festspielen unter seinem Namen.
Literatur: L. Robert, La titulature de Nicée et de Nicomédie: La gloire et la haine, Harvard Studies in Classical Philology 81, 1977, 32f. (= Opera minora Selecta VI [Amsterdam 1989] 242 f.); St. Mitchell, Antatolia: Land, Men and Gods in Asia Minor, I (Oxford 1993) 220 f.
Philadelphia Severeia:
Aus Anlaß der Bruderliebe zwischen Geta und Caracalla veranstaltete Spiele, denen wahrscheinlich keine lange Lebensdauer beschieden war. Das Festprogramm ist nicht überliefert.
Literatur: St. Mitchell, Antatolia: Land, Men and Gods in Asia Minor, I (Oxford 1993) 221.
Maiumas-Feier:
I.Iznik Nr. 63 (PHI).
Belege weiterer Maiumas-Feiern in Aphrodisias, Antiocheia am Orontes, Tyros und Gerasa und vielleicht Pella (?).
Gladiatorenkämpfe
Ehreninschrift des Flavius Severianus Asklepiodotos; BE 1980, 508; I.Iznik 60:
Lit.: SEG 1979, 1281; J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 192 f.; 331 Nr. 166.
Grabinschrift eines Gladiators; I.Iznik 276:
Lit: CIG 3764; IGR I 44; L. Robert, Les gladiateurs dans l'Orient grec (Paris 1940) 132 f. Nr. 81; J.M.D. Carter, The presentation of gladiatorial spectacles in the Greek east: Roman culture and Greek identity (Ann Arbor 2007) 331 Nr. 167.