Merida, Bühnengebäude des römischen Theaters.

Maße

Dm cavea 86,63 m
Dm orchestra 17 m
Br pulpitum 59,9 m
T pulpitum 7,28 m
H pulpitum 1 m

Inschriften

Merida, Theater, Bauinschrift über dem aditus maximus zur Orchestra hin.
CIL II 474; ERAEmerita 44b; CIIAEmerita 3:

M(arcus) Agrippa L(uci) f(ilius) co(n)s(ul) III trib(unicia) pot(estate) III

Öffnet externen Link in neuem FensterMarcus Agrippa, Sohn des Lucius, dreifacher Konsul und zum dritten Male im Besitz der tribunizischen Gewalt."

Mit der Gebälkinschrift aus dem Jahre 16/15 v.Chr. wird auch die Erbauung des gesamten Theaters angesetzt.

Lit.: J. M. Alvarez Martinez, Merida. Guía del teatro, anfiteatro, casa del anfiteatro romanos de Mérida (Cáceres 1992) Abb.

CIL II 478; ERAEmerita 78; AE 2005, 760; AE 2006, 582:

Imp(erator) [Caesar divi Traiani Parth(ici) f(ilius) divi Nervae n(epos)]
Traia[nus Hadrianus Aug]ust[us]
pont[if(ex) max(imus) trib(unicia) pot(estate)] XVIIII [imp(erator) i]teru[m]
[co(n)s(ul) I]II p(ater) p(atriae) o[ptimus] princ[eps]
cuneu[m et p]ros[caenium theatri in]cendio
[consumpta restituit editisque ludis sca]en[icis et] circen[sibus d(ecreto d(ecurionum)]

„Der Imperator Kaiser Trajanus Hadrianus Augustus, Sohn des Trajan mit dem Ehrentitel Parthicus, Enkel des vergöttlichten Nerva, Oberpriester, zum 18. Male im Besitz der tribunizischen Gewalt, Imperator zum wiederholten Male, zum dritten Male Konsul, Vater der Vaterlandes, bester Princeps, hat einen Sitzkeil und das Proscaenium des Theaters, das durch einen Brand beschädigt war, wiederherstellen lassen und auf Beschluss der Ratsherren Bühnenspiele und Zirkusrennen gegeben."

Die Fragmente der Marmortafel sollen über dem Bogen des Eingangs in die Orchestra gesessen haben.

Lit.: J. Mélida, Catalogo monumental de Badajoz (Madrid 1925/26) Nr. 712 f.; J. Iglesias Garcia, La hipotética inscripción del Teatro de Mérida, reconstruida por Hübner, Revista de Estudios Extremeños 31, 1975, 591-602; J.A. Sáenz de Buruaga, Observaciones sobre el teatro romano de Merida, in: Actas del simposio «El teatro en la Hispania romana», Mérida, 13-15 de Noviembre 1980 (Badajoz 1982) 308; E. Melchior Gil, La construccion pubblica en Hispania romana, in: Iniciativa imperial, municipal y privada, Mem Hist Ant 13/4, 1992/93 134; J.A. Garzon Blanco, La visita di Hadriano a Hispania. Los sucesos acaecidos en la Baetica, in: J.F. Rodriguez Neila (Hrsg.), Actas del I. coloquio de hstoria antiqua de Andalucia, Cordoba 1988, I (Cordoba 1993) 450; L. García Iglesias, Epigrafía Romana de Augusta Emerita (Madrid 1997) 67-76; J.L. Ramírez Sádaba, Catálogo de las inscripciones imperiales de Augusta Emerita (Mérida 2002) 37-47; M. Horster, Bauinschriften römischer Kaiser, Historia Einzelschriften 157 (Stuttgart 2001) 350 Nr. XIV 2,2.

Buchstaben zur Kennzeichnung von Sitzplätzen:

Lit.: J. R. Mélida, Art and Archeology 25, 1928, 35.

AE 1915, 33 = AE 1935, 4:

Dom[ini nostri Imp(erator) Caes(ar) Fl(avius) Constantinus max(imus) p(ius) f(elix) vict]or semper A[ugustus e]t Constantinus
Const[antius Constans beatissimi et felices Caesa]res the[atrum co]loniae
[E]merite[nsium indignam arbitrati ruinam operis tam an]tiqui o[rnatu me]liore quam fuerat
[adiecto restitui iusserunt disponente … ]o Sever[o viro c]larissimo comite [curante … praeside provinciae] Lusitan[iae].

„Unsere Herren, der Imperator Cäsar Flavius Konstantin Augustus, der Größte, Fromme, Glückliche und immerwährender Sieger sowie die allerfrohesten und glücklichen Cäsaren Konstantin, Konstantius und Konstans haben befohlen, das Theater der Colonia der Emeritenser, welches sich in einem unwürdigen ruinösen Zustand befand, nicht so sehr mit dem Schmuck der alten Zeit sondern vielmehr unter Hinzufügung von schönerem wiederherzustellen unter der Anordnung .... unter dem Vir clarissimus und Comes Severus ... Vorsitzendem der Provinz Lusitania."

Die Inschrift dokumentiert eine Renovierung zwischen den Jahren 333 und 337 n.Chr.

Lit.: L. Garcia Iglesias, Epigrafía romana de Augusta Emerita, Dissertation Madrid 1973. L. Garcia Iglesias, La hipotética inscripción del Teatro de Mérida, reconstruida por Hübner, Revista de Estudios Extremeños 31, 1975, 591; J. Blänsdorf, Das römische Theaterwesen der Kaiserzeit im Spiegel der Inschriften, in: J. Fugmann u.a. (Hrsg.), Theater, Theaterpraxis, Theaterkritik im kaiserzeitlichen Rom, Kolloquium anläßlich des 70. Geburtstages von Prof. Dr. Peter Lebrecht Schmidt 24./25. Juli 2003 Universität Konstanz (München/Leipzig 2004) 121.

Beschreibung

Das römische Theater ist nahezu vollständig wieder aufgebaut und liegt genau neben dem Amphitheater. Die cavea des Theaters lehnt sich in den unteren Teilen an einen natürlichen Hang, während die oberen auf Substruktionen ruhen. Der Zuschauerraum gliedert sich in 3 Ränge bzw. maeniana, von denen der untere aus 23 Sitzreihen mit 6 cunei besteht, die beiden oberen aus 5 Sitzreihen in 6 cunei. Zwischen den Rängen verlaufen Umgänge. Über dem obersten Rang ist ein Wandelgang zu vermuten. Zur orchestra hin war der Zuschauerraum durch eine Prohedrie mit drei Sitzreihen abgegrenzt. In der Mitte der unteren cavea war in trajanischer Zeit eine Nische für den Kaiserkult ausgespart worden. Die orchestra selbst war mit bunten Marmorplatten gepflastert. Von den Seiten führten die Parodoi hinein, über denen die Tribunalia lagen. Die Front des pulpitum, d. h. der niedrigen römischen Bühne, war mit Rund- und Rechtecknischen gegliedert. Im hyposcaenium unter der Bühne konnten Einrichtungen des Bühnenapparates beobachtet werden, darunter 12 Vertiefungen für die Balken eines Öffnet internen Link im aktuellen Fensteraulaeums, also des Vorhanges, der gewöhnlich unten befestigt war und zu Beginn einer Vorstellung herabgelassen und erst am Ende wieder hochgezogen wurde. Die scaenae frons war 2-stöckig. Sie enthielt drei Tore, deren mittleres, die porta regia, in einer halbrunden, deren seitliche, die hospitalia, in einer rechteckigen Nische lagen. Skulpturen schmückten die Säulenfront. Im postscaenicum, dem Raum hinter der Bühnenfront, liegen 6 Räume mit Stuck- und Marmorverkleidung. Dahinter lag eine porticus post scaenam, ein 4-seitiges Peristyl mit Gärten. Diese besaß eine weitere Nische mit statuarischen Darstellungen der römischen Kaiser, namentlich des Augustus im sogenannten Octavian-Typ und mit bedecktem Haupt, d. h. als Opfernder, und von Tiberius und dem jüngeren Drusus (?) als Togaträger. Das Theater wurde 16/15 v. Chr. geweiht und sein Bau durch Öffnet externen Link in neuem FensterMarcus Vipsanius Agrippa gefördert. Unter Domitian, Hadrian und Konstantin d. Gr. erfolgten weitere Veränderungen am Bau. Umbauten in einem tonnengedeckten Gang in der cavea zeigen solche Umbaumaßnahmen an. Die scaenae frons war ursprünglich vollständig in Granit aufgebaut, heute ist sie aus grauem und weißem Marmor wieder errichtet worden.

Zuschauer: 5.500

Bildergalerie

Merida, römisches Theater.
Merida, römisches Theater.
Merida, römisches Theater.
Merida, römisches Theater.
Merida, römisches Theater.
Merida, römisches Theater (Bild: James Goddard).

Ausstattung

Lit. allgemein: D. Boschung, Die Präsenz des Kaiserhauses im öffentlichen Bereich, in: Stadtbild und Ideologie. Die Monumentalisierung hispanischer Städte zwischen Republik und Kaiserzeit (München 1990) 391 ff.

Inschriftenbasis für C. Cäsar

Literatur: J. R. Mélida, Art and Archeology 25, 1928, 34. M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 167 f.

Inschriftenbasis für Lucius Cäsar

Literatur: J. R. Mélida, Art and Archeology 25, 1928, 34. M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 167 f.

Kaiser mit Hüftmantel

Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 169; W. Trillmich, in: Schubart (Hrsg.), Hispania Antiqua. Denkmäler der Römerzeit (Mainz 1993) 239-240 Taf. 51 a.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem FensterArachne

Merida, römisches Theater, Panzerstatue eines römischen Kaisers (Bild: James Goddard).
Panzerstatue eines Kaisers

Lit.: K. Stemmer, Untersuchungen zur Typologie, Chronologie und Ikonographie der Panzerstatue, AF 4 (1978) 99 VIII 2 Taf. 66,3-4; M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 169; W. Trillmich, in: Schubart (Hrsg.), Hispania Antiqua. Denkmäler der Römerzeit (Mainz 1993) 239-240 Taf. 51 b.

Panzerstatue eines Kaisers

Literatur: K. Stemmer, Untersuchungen zur Typologie, Chronologie und Ikonographie der Panzerstatue, AF 4 (1978) 100 VIII 4 Taf. 68,1-2. M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 169.

Panzerstatue eines Kaisers

Literatur: K. Stemmer, Untersuchungen zur Typologie, Chronologie und Ikonographie der Panzerstatue, AF 4 (1978) 34 III 6 Taf. 18,2; 19,1. M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 169.

Kolossalstatue mit Globus

Literatur: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 169.

Merida, römisches Theater, weibliche Gewandstatue aus der scaenae frons (Bild: James Goddard).
Weibliche Gewandstatue

Lit.: W. Trillmich, in: Schubart (Hrsg.), Hispania Antiqua. Denkmäler der Römerzeit (Mainz 1993) 239-240 Taf. 53.

Kopf der Agrippina Minor

Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 168 Taf. 67,4; 68,3.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem FensterArachne

Statue einer bärtigen Gottheit mit Kalathos

Literatur: W. Trillmich, in: Schubart (Hrsg.), Hispania Antiqua. Denkmäler der Römerzeit (Mainz 1993) 239-240 Taf. 52.

Literatur

P. Paris, Arch. Anz. 1912, 456-459.

P. Paris, Arch. Anz. 1914, 370-381.

Öffnet externen Link in neuem FensterL. Lantier, CRAI 1915, 164.

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weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.spanisharts.com/arquitectura/imagenes/roma/i_merida_teatro.html

Öffnet externen Link in neuem FensterÖffnet externen Link in neuem Fensterwww.almendron.com/historia/antigua/teatro/teatro.htm

Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.youtube.com/watch?v=m8gOtCU3jX4&feature=related

Öffnet externen Link in neuem Fensterterraeantiqvae.com/group/hispaniaromana-reconstruccion-ideal-del-teatro-clasico-de-merida

Zeugnisse des Theaterwesens

Grabstein einer weiblichen mimus-Darstellerin, AE 1993, 912; Öffnet externen Link in neuem FensterHEp 5, 1995, 97:

Corne[l]i[a]
P(ubli) l(iberta) Nothi[s]
secunda mim[a]
Sollemnis et
Halyi
h(ic) s(ita) [e(st)] s(it) t(ibi) t(erra) l(evis)

Literatur: J.C. Saquete Chamizo - J. Márquez Perez, Nuevas inscripciones romanas de Augusta Emerita: la necrópolis del Disco, Anas 6, 1993, 70 f. Nr. 10; J. Blänsdorf, Das römische Theaterwesen der Kaiserzeit im Spiegel der Inschriften, in: J. Fugmann u.a. (Hrsg.), Theater, Theaterpraxis, Theaterkritik im kaiserzeitlichen Rom, Kolloquium anläßlich des 70. Geburtstages von Prof. Dr. Peter Lebrecht Schmidt 24./25. Juli 2003 Universität Konstanz (München/Leipzig 2004) 108 mit Hinweis auf weitere Grabstelen weiblicher mimae aus Öffnet internen Link im aktuellen FensterAeclanum in Italien (CIL IX 1325) und möglicherweise Volubilis (Öffnet externen Link in neuem FensterAE 1987, 1126); J. Edmondson, Public Spectacles and Roman Social Relations, in: T. Nogales Bassarate - A. Castellano Hernández (Hrsg.), Ludi Romani.Espetáculos en Hispania Romana, Museo Nacional de Arte Romano, Mérida, 29 de julio-13 de octuobre, 2002 (Cajasur 2002) 59; ebda. 192 Nr. 18.