Inschriften
CIL X 833:
M(arcus et) M(arcus) Holconii Rufus et Celer cryptam tribunalia thea(trum) (de) s(uae) p(ecuniae)
Marcus Holconius Rufus und Marcus Holconius Celer (ließen) den überdachten Gang, die Tribunalia und die Sitzreihen auf eigene Kosten (bauen).
Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 44 B I 1.
CIL X 834:
M(arcus et) M(arcus) Holco[nii] Rufus et Celer [cryp]tam tribunalia theatrum (de) s(uae) p(ecuniae)
Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 44 B I 2.
Inschrift von einem Eingang zum Theater, CIL X 835:
M(arcus et) M(arcus) Holco]nii Rufus [ et Celer
cryptam tri]bunal(ia) thea[trum
-------------] colonia[e, tribunalia, theatrum s(ua) p(ecunia)
Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B I 3M; Cébeillac Gervasoni, L'Évérgetisme des magistrats du Latium et de la Campanie, MEFRA 102, 1990, 714.
CIL X 836:
… th]eatru[m …
Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B I 5.
Inschrift des Architekten M. Artorius Primus von der Außenwand der cavea, CIL X 841:
M ARTORIVS M L PRIMVS
ARCHITECTVS
M(arcus) Artorius M(arci) l(ibertus) Primus
architectus.
"Marcus Artorius Primus, Freigelassener des Marcus, Architekt."
Der Architekt M. Artorius Primus ist in Pompeji auch in der Inschrift CIL X 807 genannt, die vermutlich von der Basilica stammt.
Lit.: I. Calabi Limentani, Studi sulla società romana - il lavoro artistico, Biblioteca storica universitaria, ser. II monografie, IX (Mailand 1958) Nr. 189; M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B I 6; M. Cébeillac Gervasoni, L'Évérgetisme des magistrats du Latium et de la Campanie, MEFRA 102, 1990, 714.
Sitzplatzmarkierung durch Zahlzeichen, CIL X 8143:
"I II III"
Sitzplatzmarkierung durch Zahlzeichen, CIL X 8144:
"XI XII XIII XIV XV"
Lit.: J. Formigé, Remarques diverses sur les théâtres romains à propos de ceux d’Arles et d’Orange, Mémoires présentés par divers savants à l’académie des inscriptions et belles-lettres 13, 1914, 32 Abb. 2; T. Jones, Pre-Augustan Seating in Italy and the West, in: T. Wilmott (Hrsg.), Roman Amphitheatres and spectacula: a 21st-Century Perspective, Papers from an international conference held at Chester, 16th-18th February, 2007, BAR Int. Ser. 1946 (Oxford 2009) 127-139.
CIL X 1026:
Fragment einer Bauinschrift, AE 1912, 112:
[------]
sub[struction---]
[---] tribu[nali---]
[---] grad[---]
„ --- den Unterbau --- die Tribunalia ---- die Stufen ----”
Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B I 4.
Graffito am Ausgang zum Korridor zwischen Theater und Odeum; CIL IV 1085:
Paris
isse
val
„Paris, höchstselbst. Lebe wohl.”
Mit dem hier verewigten Paris könnte der berühmte Paris (I) gemeint sein, der unter Kaiser Nero hingerichtet wurde, und der vermutlich auch in den Graffiti an III 5,3 sowie VI 9,6 genannt ist.
Lit.: V. Hunink, Glücklich ist dieser Ort! 1000 Graffiti aus Pompeji. Lateinisch - deutsch (Stuttgart 2011) 271 Nr. 798.
Maße
Dm cavea 49 m (1. Bauphase); 60 m (3. Bauphase)
Dm orchestra 20,9 m
Pulpitum 24.75 x 4,5 m (1. Bauphase); 33,36 x 6,4-7,15 m (3. Bauphase)
Beschreibung
Die cavea wurde bereits im 2. Jh. v. Chr. gegen einen leichten Hang aus Lava und Erde gebaut. Ein erster Umbau der Bühne wird gewöhnlich in die Zeit nach 80 v.Chr., der Gründung der sullanischen Kolonie, datiert. In der 3. Bauphase zu augusteischer Zeit wurde die cavea vergrößert, mit halbrund geführten Substruktionsmauern verstärkt und einer Krypta als halbrund geführtem Gang unter media und summa cavea versehen. Für diese Umbaumaßnahmen zeichneten die Brüder Rufus und Celer der Familie der Holconier verantwortlich, ausführender Architekt war Marcus Artorius Primus. Die Sitzreihen der cavea wurden in dieser Phase noch etwas nach vorne gezogen und die summa cavea durch einen Podiumswall von den unteren Rängen abgetrennt. Oberhalb der summa cavea verläuft ein offener Umgang. Linien auf einzelnen marmornen Sitzreihen geben eine Breite von 39 cm je Platz an. Die seitlichen Eingänge bzw. parodoi wurden bereits in der zweiten Bauphase überwölbt und von den Holconiern zu augusteischer Zeit mit tribunalia versehen, auf denen der Veranstalter der hier gegebenen Spiele sitzen durfte. Pfostenlöcher für die vela, d. h. die Sonnenzelte, wurden in den äußeren Umfassungsmauern beobachtet. Die orchestra diente bereits von Anfang an auch als Wasserbassin, das von einem in der Nähe gelegenen Wassertank bedient werden konnte. Später erhielt sie Stufen für die Ehrensitze, die bisellia, auf denen zu sitzen die reichen Stifter aus der Familie der Holconier sicherlich Anspruch hatten. Auf der Vorderseite der niedrigen Bühne ist das aulaeum, der Kanal für den Bühnenvorhang, noch sichtbar. Die scaenae frons war in der 1. Bauphase geradlinig und hatte 3 Türen. in einer 2. Bauphase wurde sie um eine geradlinige Säulenstellung bereichert. In der 3. Bauphase wurden die Türen in eine runde (porta regia) bzw. zwei rechteckige (portae hospitales) Nischen eingebaut. Die 2-stöckige scaenae frons enthielt damit auch ihren Statuenschmuck. Das Bühnengebäude umfasste von Anbeginn ein postscaenicum sowie eine porticus post scaenam, die zu späterer Zeit abgetrennt und in eine Gladiatorenkaserne umgebaut wurde. Man nimmt an, dass ursprünglich bei wichtigen Feierlichkeiten eine Prozession vom Foro triangolare über eine große Treppe an der Nordseite der späteren Gladiatorenkaserne durch die porticus post scaenam in das Theater hineinführte.
Der Ausbau des Theaters zu augusteischer Zeit steht in einer Reihe zahlreicher weiterer Theaterbauten, welche das besondere Augenmerk des Kaisers und der führenden Mitglieder der Gesellschaft für das Bühnenwesen in jener Zeit dokumentieren. Nach dem Erdbeben unter Kaiser Nero mußte insbesondere das Bühnengebäude renoviert werden.
Ausstattung
Inschrift des Holconius Rufus in seiner 4. Amtszeit als Duovir, 2 v. Chr., CIL X 837:
M HOLCONIO RVFO D V I D IIII QVINQ
TRIB MIL A POPVLO AVGVSTI SACERDOTI
EX D D
M(arco) Holconio Rufo d(uo)v(iro) i(ure) d(icundo) IIII quinq(uennali)
trib(uno) mil(itum) a populo Augusti sacerdoti
ex d(ecurionum) d(ecreto)
„Dem Marcus Holconius Rufus, Bürgermeister mit Gerichtsbarkeit, 4-maligem Bürgermeister mit Zensusfunktion, vom Volk gewählten Militärtribun, Priester des Augustus, auf Beschluß der Gemeinde.”
Lit.: C. Nicolet, Tribuni Militum a Populo, MEFRA 79, 1967, 40 f.; P. Castrén, Ordo Populusque Pompeianus. Polity and society in Roman Pompeii, Acta Instituti Romani Finlandiae 8 (Rom 1975) 68; P. Zanker, Das Bildnis des M. Holconius Rufus, AA 1981, 349 ff.; M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B II 2; J. H. d’Arms, Pompeii and Rome in the Augustan Age and Beyond: the Eminence of the gens Holconia, in: R. I. Curtis (Hrsg.), Studia Pompeiana et Classica in Honour of W. F. Jashemski I. Pompeiana (New York 1988) 51-68; P. Hoffmann, Der Isis-Tempel in Pompeji, Charybdis 7 (Hamburg 1993) 79 f.
CIL X 838; ILS 6361:
M HOLCONIO M F RVFO
II V I D QVINQVENS
ITER QVINQ TRIB MIL A P
FLAMIN AVG PAT COLO D D
M(arco) Holconio M(arci) f(ilio) Rufo
IIv(iro) i(ure) d(icundo) quinqu(i)ens
iter(um) quinq(uennali) trib(uno) mil(itum) a p(opulo)
flamin(i) Aug(usti) patr(ono) colo(niae) d(ecurionum) d(ecreto)
Kommentar: Inschrift aus Bronzebuchstaben in der untersten Reihe der ima cavea aus der 5. Amtszeit als des M. Holconius Rufus als Duovir. Die Ehreninschrift für M. Holconius Rufus wurde in der Forschung ursprünglich mit einem bisellium des Geehrten verbunden. Heute interpretiert man sie als Zeugnis für eine Ehrenstatue.
Lit.: J. H. d’Arms, Historia 23, 1974, 501; M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B II 3 Taf. 9,1; J. H. d’Arms, Pompeii and Rome in the Augustan Age and Beyond: the Eminence of the gens Holconia, in: R. I. Curtis (Hrsg.), Studia Pompeiana et Classica in Honour of W. F. Jashemski I. Pompeiana (New York 1988) 58.
Ehreninschrift für M. Holconius Rufus, CIL X 839:
[M(arco) Hol]conio Ru[fo M(arci)] f(ilio)
[___ q]uinq(uennali) trib(uno) mil(itum) [
Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B II 4.
Ehreninschrift für M. Holconius Celer, Bruder des Rufus, 15/16 n.Chr., CIL X 840:
M HOLCONIO CELERI
D V I D QVINQ DESIGNATO
AVGVSTI SACERDOTI
M(arco) Holconio Celeri
d(uum)v(iro) i(ure) d(icundo) quinq(uennali) designato
Augusti sacerdoti
„Dem Marcus Holconius Celer, Bürgermeister mit Gerichtsbarkeit, designiertem Bürgermeister mit Zensusfunktion, Priester des Augustus …
Lit.: P. Castrén, Ordo Populusque Pompeianus. Polity and society in Roman Pompeii, Acta Instituti Romani Finlandiae 8 (Rom 1975) 68. 97; M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 B II 5; J. H. d’Arms, Pompeii and Rome in the Augustan Age and Beyond: the Eminence of the gens Holconia, in: R. I. Curtis (Hrsg.), Studia Pompeiana et Classica in Honour of W. F. Jashemski I. Pompeiana (New York 1988) 61.
Ehreninschrift, CIL X 842:
[Imp(eratori) Caesari] Augusto patri
[patriae imp(eratori) XIV co(n)]s(uli) XIII pontif(ici) max(imo) trib(unicia)
[pot]est(ate) XXII
Lit.: M. Fuchs, Die Ausstattung römischer Theater in Italien und den Westprovinzen des römischen Reiches (Mainz 1987) 45 BII 1.
Literatur
F. Mazois, Les ruines de Pompéi IV (Paris 1824–1838) 61-70 Taf. 30-34.
F. Wieseler, Theatergebäude und Denkmäler des Bühnenwesens bei den Griechen und Römern (Göttingen 1851) 12-14, 25-6, 28.
J. Overbeck - A. Mau, Pompeji (Leipzig 1884) 153-171.
A. Mau, Führer durch Pompeji (Leipzig 1898) 39-41.
P. Gusman, Pompèi (Paris 1899) 186-204.
O. Puchstein, Die griechische Bühne (Berlin 1901) 75-77.
R. Paribeni, NSc 1902, 5. 12-15.
A. Mau, Das grosse Theater von Pompeji, Mitt DAI Rom 1906, 1-56.
O. Puchstein, Das grosse Theater von Pompeji, Arch. Anz. 1906, 301-314.
A. Sogliano, NSc 1906, 100-7.
A. Mau, Pompeji in Leben und Kunst (Leipzig 1908) 141 ff.
G. Spano, Il teatro delle Fontane in Pompei, Memorie della R. Accademia di Archeologia, Lettere e Belle Arti II, 1911, 111-148.
E.R. Fiechter, Die baugeschichtliche Entwicklung des griechischen Theaters (München 1914) 76-78.
J. Formigé, Mém. Ac. Inscr. 13 ( 1914) 32.
G. Spano, AttiAccadPont 49, 1919, 176.
M. Bieber, Denkmäler, 52 f.
A. von Gerkan, Das Theater von Priene (München 1921) 104-5.
A. Byvanck, Das grosse Theater in Pompeji, Mitt DAI Rom 40, 1925, 107-124.
A. Sogliano, Pompei nel suo sviluppo storico: Pompei preromana (Rom 1937) 196-216.
A. Maiuri, L’ultima fase edilizia a Pompei (Rom 1942) 77-80.
A. Maiuri, NSc 1951, 126-134.
G. Traversari, Dioniso, 15, 1952, 308-310. G. Traversari, Gli spettacoli in acqua nel teatro tardo-antico (Rom 1960) 68-72.
M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 170 ff. Abb. 605-611.
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Pompeji; Travaux et envois des architectes françaises au XIXsiècle (Paris - Neapel 1981) 170-203.
Corpus Topographicum Pompejanum, 5 (Rom 1981) 401-405.
W. Johannowsky, in: La regione sotterrata dal Vesuvio (Atti del convegno internazionale 11-15 novembre 1979).
V. Kockel, Funde und Forschungen in den Vesuvstädten, AA 1986, 465 f.
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P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, II (Rom 1996) 567-569.
G. Tosi, Gli edifici per spettacoli nell'Italia romana (Rom 2003) 164-166 Taf. III Abb. 74. 85-95.
F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 130-132 Abb. 22 Taf. 9-12.
weblinks:
Veranstaltungen
Bestimmung für die Ausgaben von Ludi, um 80 v.Chr.:
CIL I2 1635; X 829; ILS 5706:
C(aius) Vulius C(ai) f(ilius) P(ublius) Aninius C(ai) f(ilius) IIv(iri) i(ure) d(icundo)
laconicum et destrictarium
faciund(um) et porticus et palaestr(am)
reficiunda locarunt ex
d(ecreto) d(ecurionum) ex
ea pecunia quod eos e lege
in ludos aut in monumento
consumere oportuit faciun(da)
coerarunt eidemque probaru(nt)
„Gaius Vulius, Sohn des Gaius, (und) Publius Aninius, Sohn des Gaius, Bürgermeister mit Gerichtsbarkeit, haben auf Beschluß der Ratsherren den Auftrag vergeben, dass das Schwitzbad und das Destriktarium gebaut und die Säulenhalle und die Palästra wiederhergestellt werden, und zwar von dem Geld, das ihnen vom Gesetz her für Ausgaben für Spiele oder Baumaßnahmen zur Verfügung steht. Das Auszuführende haben sie gesehen und abgenommen. ”
Die Inschrift stammt aus den Stabianer Thermen in Pompeji und gibt einen Einblick in die Finanzierung von Spielen und Bauten.
Lit.: J. Delorme, Gymnasion: étude sur les monuments consacrés à l’éducation en Grèce des origines à l’Empire Romain, BEFAR 196 (Paris 1960) 224-226; H. Eschebach, Laconicum et destrictarium faciund... locarunt. Untersuchungen in den Stabianer Thermen zu Pompeji, Mitt DAI Rom 80, 1973, 235-242; ders., Die stabianer Thermen in Pompeji, Denkmäler antiker Architektur, 13 (Berlin 1979) 68-69; G. Ville, La gladiature en Occident des origines à la mort de Domitien; BEFAR, 245 (Rom 1981) 182 Anm. 18; H. Mouritsen, Elections, magistrates and municipal elite: studies in Pompeian epigraphy (Rom 1988) 78; E. Pettenò, Vitruvio e la grecità: una proposta di rilettura del Brano V, 11 del De Architectura, Revue archéologique 1999/1, 19; Chr. Kunst, Christiane, Römische Wohn- und Lebenswelten. Quellen zur Geschichte der römischen Stadt, Texte zur Forschung, 73 (Darmsatdt 2000) 129-130 Nr. 38b; M. Pobjoy, Building Inscriptions in Republican Italy: Euergetism, Responsibility, and Civic Virtue, in: A. Cooley (Hrsg.), The Epigraphic Landscape of Roman Italy (London 2000) 80; G.G. Fagan, Bathing in Public in the Roman world (Ann Arbor 2002) 250 Nr. 61; A. Hüttemann, Pompejanische Inschriften. Der Bestand vor Ort im Stadtgebiet und in den Nekropolen (lat./dt.). Zusammengestellt, übersetzt, erläutert und herausgegeben von Arno Hüttemann (Stuttgart 2010) 75-76 Nr. 30.
Spectacula, um das Jahr 70 v. Chr.:
CIL I2 1632; ILLRP2 645; A. Degrassi, Inscriptiones Latinae liberae rei publicae. Imagines (Berlin 1965) Nr. 251:
C(aius) Quinctius C(ai) f(ilius) Valgus
M(arcus) Porcius M(arci) f(ilius) duovir(i)
Quinq(uennales) coloniai honoris
caussa spectacula se sua
peq(unia) fac(iunda) coer(averunt) et coloneis
locum in perpetuom deder(unt)
„Caius Quinctius Valgus, Sohn des Caius, und Marcus Porcius, Sohn des Marcus, haben als Bürgermeister der Stadt mit Zensusfunktion um der Ehre Willen auf eigene Kosten Spiele veranstalten lassen und ihren Mitbürgern den Platz für alle Zeiten übergeben.“
Kommentar: Die beiden Brüder sind als Anhänger Sullas bekannt. C. Quinctius Valgus war Großgrundbesitzer und trat auch als Erbauer des Amphitheaters wie des kleinen Theaters bzw. Odeums hervor.
Lit.: H. Dessau, C. Quinctius Valgus, der Erbauer des Amphitheaters zu Pompeji, Hermes 18, 1883, 620-622; L. Schumacher, Römische Inschriften, lateinisch/deutsch (Stuttgart 1988) 146 Nr. 75; P. Kruschwitz, Carmina Saturnia epigraphica (Stuttgart 2002) 180.
ludi scaenici:
Grabinschrift des A. Clodius Flaccus, CIL X 1074 d:
Nicht näher bezeichnete Veranstaltung beim Vesuvausbruch im Jahre 79 n. Chr.:
Cassius Dio LXVI 23, 3-5:
„Während dieser Vorgänge wurde eine unermeßliche Aschenmenge herausgeschleudert, die dann Land und Meer bedeckte und die ganze Luft erfüllte. Wie es eben der Zufall wollte, fügte sie viele Schäden mannigfacher Art sowohl den Menschen als auch den Landgütern und dem Vieh zu und tötete insbesondere alle Fische und Vögel. Dazu überdeckte sie zwei ganze Städte, Herculaneum und Pompeii, dessen Einwohnerschaft gerade im Theater saß. (4) Die gesamte Staubmenge war so ungeheuer groß, daß Teile davon selbst bis nach Afrika, Syrien und Ägypten gelangten; auch nach Rom gelangte sie und erfüllte die darüber liegende Luft und verdunkelte die Sonne. (5) Viele Tage herrschte hier ebenso Angst, da die Menschen nichts von dem Ereignis wußten und sich nicht denken konnten, was geschehen war. Doch auch sie meinten, daß alles drunter und drüber gehe, daß die Sonne in die Erde verschwinde und die Erde sich zum Himmel erhebe.“ (Übers. nach O. Veh)
Sonstiges
Eintrittsmarke mit dem Wort Aischylos:
Kommentar: Eintrittsmarken für römische oder griechische Theater, sog. tesserae, wurden häufiger gefunden. Meist sind sie rund, seltener 4-eckig, und bestehen aus Bein. Bisweilen haben sie die Form von Fischen, Vögeln oder Früchten. Sehr oft sind sie an der Darstellung unterschiedlichster Theatermasken kenntlich, gelegentlich nennen sie ein Theaterstück und manchmal zeigen sie Teile der Theaterarchitektur. Das Wort »Aischylos« auf einem der pompejanischen tesserae aus dem Theater führte zur Vermutung, dass noch in der römischen Kaiserzeit seine Stücke dort aufgeführt wurden. Nach anderer Deutung können solche Namen auf den tesserae auch Bereiche im Zuschauerraum bezeichnen.
Literatur: H. Thédenat, Pompei, vie publique (Paris 1906) 83; M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 247.