Lage
Maße
Dm cavea 115 m
DM orchestra 25 m
Inschriften
Auf den Sitzbänken am oberen Rand der ima cavea wurden verschiedene Sitzplatzinschriften beobachtet. Zwei von den 7 Beispielen werden hier aufgeführt.
Alpi Nr. 1:
τ(ό)π(ος) Διδί(ου) τ(ο)π(οϕυυλάκτο)ς
„Sitz des Platzwärters Didios.”
Alpi Nr. 5:
τ(ό)π(ος)] ανα(βάϑρου) Ουραν(ίου) Που(βλίου)
„Platz des Ehrensitzes des Uranius Publius”
Lit.: F. Alpi, Les inscriptions du théâtre, in: J. Abdul Massih, Cyrrhus 1, Le Théatre de Cyrrhus, d'après les archives d'Edmond Frézouls, Bibliothèque Archéologique et Historique, 196 (Beyrouth 2012) 405-410.
Beschreibung
In der Antike war Kyrrhos eine wichtige Stadt und Verkehrsknotenpunkt in Nordsyrien, später wurde der Ort verlassen und ist nicht modern überbaut worden.
Das römische Theater ist parallel zum unterhalb von ihm verlaufenden cardo maximus ausgerichtet. Es wurde an den Hang der Akropolis gebaut, so dass nur der oberste Rang oder die beiden obersten Ränge der cavea auf Substruktionen ruhen. Der Zuschauerraum ist über den Halbkreis hinaus gerade verlängert. Der untere Rang ist noch sichtbar erhalten, der oder die beiden oberen werden rekonstruiert. Von den Sitzreihen des untersten Ranges sind 10 vollständig und 6 weitere in Teilen erhalten, die restlichen nur durch ihre Unterbauten kenntlich. Der unterste Rang ist durch 14 Treppenaufgänge untergliedert, eine für die ima cavea sehr hohe Zahl. Die gesamte Länge der Sitzreihen allein des unteren Ranges beträgt 1860 m, wodurch sich unter Zugrundelegung einer Sitzbreite von 40 cm pro Person ein Fassungsvermögen von 4650 Zuschauern berechnen läßt.
Vom Umgang bzw. der praecinctio zwischen ima und media cavea sind innerer und äußerer Rand erhalten, das Pflaster war bei der Bauaufnahme jedoch schon ausgeraubt. Erhalten war jedoch an dieser Stelle eine Kanalisation in Form von Tonröhren, welche konzentrisch unter dem Umgang verlief und an einzelnen Stellen das Wasser in radialer Richtung unterhalb der Treppenaufgänge bis in einen großen Kanal unter der Orchestra und von dort hinter das Bühnengebäude ableitete. Eine einzelne Sitzbank gibt noch einen Hinweis darauf, dass ähnlich wie im Theater zu Bosra dieser Umgang von Ehrensitzen gesäumt war.
Von der media und summa cavea blieben allein Reste von massiven Blöcken aus Gussmauerwerk erhalten, die zu alternativen Rekonstruktionsvorschlägen mit nur einem zusätzlichen oberen Sitzrang oder zwei verschiedenen Sitzrängen führte. Immerhin lassen diese Substruktionen einen konzentrischen Umgang unterhalb des oberen Sitzranges erkennen, der normalerweise auch einer praecinctio zwischen media und summa cavea entsprechen sollte. Dazwischen führen Radialgängen von der Außenfassade der cavea bis zur praecinctio oberhalb der ima cavea. Von der Außenfassade der Theatercavea sind allein unterste Mauerreste erhalten, ihr weiteres Aussehen ist unklar, außer dass man durch vier radiale Zugänge in der Außenfassade die Wege zu den mittleren und oberen Sitzrängen erreichen konnte.
Seitlich des Theaters sind auf seiner Südseite neben dem Bühnenhaus breite Stufen erhalten, die zu den erwähnten Zuschauereingängen hinter der cavea führten. Weiterhin gelangte man von dort zu zwei rechteckig abbiegenden Gängen: Der erste führte auf die Bühne, der zweite zum aditus maximus und in die Orchestra. Anders war der Zugang auf der Nordseite gestaltet, wo direkt aus östlicher Richtung ein Treppenaufgang zwischen Latrine und Bühne zur analemma-Mauer der cavea führte, und dort rechtwinklig in der nördlichen aditus maximus umknickte. An diesem Knick führte ähnlich wie bei der Südseite ein Zugang auf die Bühne. Der nördliche aditus maximus ist heute durch eine später eingebaute Spolienmauer zugesetzt.
Das Pflaster der Orchestra ist ausgeraubt. In ihr fand sich ein hexagonaler Altar mit Büsten auf jeder Seite, die jedoch so stark zerstört sind, dass sie nicht mehr benannt werden können: Deutlich ist allein, dass sie Girlanden über ihre Köpfe hielten. Vermutlich war dies die Thymele des Theaters. Zwischen Orchestra und ima cavea steht eine 1,5 m hohe Podiumsmauer, die in ihrem jetzigen Zustand das Ergebnis einer oder mehrerer Umbauten darstellt. Angesichts dessen, dass Stufenanbauten aus der Orchestra nach wie vor zur ima cavea führten, ist ihr Zweck als Podiumsmauer einer Arena, wie in vielen Theaterumbauten des griechischen Ostens, zweifelhaft.
Das proscaenium, die Vorderseite der niedrigen Bühne oder des Pulpitums, besteht aus dem üblichen Wechsel halbrunder und rechteckiger Nischen. Dahinter konnten Reste eines kleinen Aulaeums erkannt werden, hinter dem wiederum das hyposcaenium liegt. Der Boden der Bühne ist nicht erhalten. Die gerade scaenae frons hatte 5 Türen, die zentrale valva regia lag in einer rechteckigen Nische, die zunächst auf jeder Seite von je einer halbrunden und dann je wiederum einer kleineren rechteckigen Nische für die valvae hospitales flankiert ist. Zahlreiche Bauteile des Versturzes stammen vom Säulenaufbau der scaenae frons. Diese Bauornamentik bleibt das entscheidende Kriterium zur Datierung des Theaters: Während von den französischen Bearbeitern eine Datierung um 150 n.Chr. vorgeschlagen wurde, kam Freyberger durch eine Analyse des Baudekors zu einer Datierung in die severische Epoche. Ein guter Teil der statuarischen Ausstattung des Theaters wird ehemals die Nischen der scaenae frons geziert haben, andere Fragmente werden vielleicht in den Nischen der Pulpitumsfront gestanden haben.
Dahinter lag der langrechteckige Raum des postscaeniums, in den auch seitliche Eingänge führten, die über breite Treppen erreicht werden konnten. Seitlich von dem Bühnenhaus lagen auf jeder Seite ein Treppenhaus und Annexräume an der Stelle der sog. basilicae. Der nördliche dieser beiden Räume war eine Latrine mit einem Mosaikboden, der südliche wird als 'foyer' bezeichnet.
Literatur
E. Frézouls, Les théâtres romains de Syrie, Annales Archéologiques de Syrie 2, 1952, 58-60 Taf. IV, 7-V, 9.
E. Frézouls, Recherches historiques et archéologiques sur la ville de Cyrrhus, Annales Archéologiques Arabes de Syrie 4-5, 1954-55, 89-128.
E. Frézouls, Recherches sur les théâtres de l'orient Syrien, Syria 36, 1959, 214.
E. Frézouls, Recherches sur les théâtres de l'orient Syrien II, Syria 38, 1961, 58.
E. Frézouls, L’exploration archéologique de Cyrrhus, in: Colloque Apamée de Syrie (Brüssel 1969) 88-90.
E. Frézouls, Cyrrhus et la Cyrrhestique jusqu’à la fin du Haut-Empire, in: ANRW II 8 (Berlin – New York 1977) 164-197.
E. Frézouls, Les édifices des spectacles en Syrie, in: J.-M. Dentzer - M. Orthmann (Hrsg.), Archéologie et Histoire de la Syrie II = Schriften zur vorderasiatischen Archäolgie I (Saarbrücken 1989) 390-393 Abb. 105-106 (um 150 n. Chr. datiert).
K. S. Freyberger, Zur Datierung des Theaters in Bosra, Damaszener Mitteilungen 3, 1988, 22-23 (mit severischer Datierung).
P. Ciancio Rossetto/G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, III (Rom 1994) 205.
R. G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 175 Abb.
J. Abdul Massih, Cyrrhus 1, Le Théatre de Cyrrhus, d'après les archives d'Edmond Frézouls, Bibliothèque Archéologique et Historique, 196 (Beyrouth 2012),
darin:
Janine Abdul Massih, Activités de la mission francaise de Cyrrhus, d'après les archives d'Edmond Frézouls, 15-76 (academia.edu)
S. Binninger, Les vestiges du décor architectural du théâtre étudiés par Edmond Frézouls, 177-224.
S. Binninger, Catalogue des vestiges du décor architectural du théâtre, 225-364.
J.-Cl. Bessac, Le chantier de construction du théâtre de Cyrrhus (Syrie), 365-404.
F. Alpi, Les inscriptions du théâtre, 405-410.
Z. Fani, Les sculptures du théâtre de Cyrrhus, 411-427.
weblink:
Ausstattung
Von der statuarischen Ausstattung des Theaters fanden sich einige Bruchstücke, von denen eine Auswahl hier aufgeführt ist. Vermutlich stammen die meisten Bruchstücke ursprünglich von der figürlichen Ausstattung der scaenae frons, besonders die unterlebensgroßen Statuetten könnten auch die Nischen der Pulpitums-Front geziert haben.
Hexagonaler Altar; AO: Kyrrhos, Theater.
Der Altar wurde in der Orchestra gefunden. Er zeigt auf jeder Seite eine stark bestoßene Büste mit einer von Schleifen zusammengehaltenen Girlande. Nach Frézouls handelt es sich um die Darstellungen von zwei weiblichen und vier männlichen Göttern.
Lit.: E. Frézouls, AAS 4-5; 1954-55, 125 Taf. VI 1; Fani 417 Nr. 5 Abb. 5.
Dionysos-Kind; AO: Aleppo, Museum.
Es handelt sich um den sitzenden Dionysos als Kleinkind mit einer Weintraube im Arm. Er wurde von Hermes getragen, von dem allein seine rechte Hand unter dem Gesäß des Dionysos erhalten ist.
Lit.: Fani 412 f. Nr. 1 Abb. 1 a-d.
Kopf des Serapis; AO: Aleppo, Museum, CY 6476; K 2275:
Unterlebensgroßer Kopf.
Lit.: Fani 414 Nr. 2 Abb. 2.
Kopf des Pan; AO: Aleppo, Museum CY 69A86; K 2274:
Unterlebensgroßer Kopf.
Lit.: Fani 415 Nr. 3 Abb. 3.
Füllhorn; AO: Aleppo, Museum CY 6433; K 2278:
Oberer Rand eines Füllhorns.
Lit.: Fani 416 Nr. 4 Abb. 4.
Weiblicher Kopf; AO: ?
Lit.: Fani 418 Nr. 7 Abb. 7.
Fragment eines weiblichen Kopfes; AO: Aleppo, Museum CY 69B73:
Lit.: Fani 418 Nr. 8 Abb. 8.
Torso einer Mantelstatue; AO: ?
Lit.: Fani 418 Nr. 9 Abb. 9.
Torso einer weiblichen Mantelstatue; AO: ?
Lit.: Fani 419 Nr. 10 Abb. 10.
Torso einer unterlebensgroßen Mantelstatue; AO: ?
Lit.: Fani 419 Nr. 11 Abb. 11.
Fragmente einer Gewandstatue; AO: ?
Lit.: Fani 419 Nr. 13 Abb. 13.