Arae Flaviae, Rottweil, Plan der Siedlung mit Lageangabe des vermuteten Theaters und der Villa mit dem Orpheus-Mosaik (Abbildung: Imperium Romanum).

Inschriften

  
Inschrift eines Sitzsteins, CIL XIII 6351 (Öffnet externen Link in neuem FensterEDH):
 

L(ucii) Pervinc(ii) Sat[urnini?]
 

Literatur: F. Haug - G. Sixt, Die römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs (Stuttgart 1912-142) Nr. 81.

  
Inschrift eines Sitzsteins, CIL XIII 6352 (Öffnet externen Link in neuem FensterBild):
 

Apr(onii) Aug[ustalis]
 

Literatur: F. Haug - G. Sixt, Die römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs (Stuttgart 1912-142) Nr. 82; C. S. Sommer, Municipium Arae Flaviae – Militärisches und ziviles Zentrum im rechtsrheinischen Obergermanien, BerRGK 73, 1992 (1993) 297 Abb. 5; R. Wiegels, Lopodunum III. Inschriften und Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59 (Stuttgart 2000) 190 Anm. 224.

 

Beschreibung

 

In leichter Hanglage zur Prim wurden eine Mauer mit Strebepfeilern sowie weitere Mauerzüge als Reste eines Theaters gedeutet. Geomagnetische Messungen in diesem Bereich zeigten außerdem einen monumentalen Baukomplex an. Die Breite des Theaters wurde auf 60 m geschätzt. Der Befund selbst erlaubt einstweilen kaum eine sichere Deutung als Theater. Für eine Deutung in diesem Sinne kann noch die Nähe zu einem Heiligtum sowie das Vorkommene der oben angeführten und als Sitzsteine gedeuteten Blöcke angeführt werden.

 

Literatur

 

M. Klee, Arae Flaviae III. Der Nordvicus von Arae Flaviae, Forschungen und Berichte Vor- und Frühgeschichte Baden Württemberg 18 (Stuttgart 1986) 94.

 

Fundschau, Fundberichte Baden-Württemberg 17/2, 1992, 134 Nr. 2 (C. S. Sommer).

 

C. S. Sommer, Municipium Arae Flaviae – Militärisches und ziviles Zentrum im rechtsrheinischen Obergermanien, BerRGK 73, 1992 (1993) 270-313, hier 295-298.

 

W. Spickermann, Germania Superior. Religionsgeschichte des römischen Germanien I, Religionen der Römischen Provinzen 2 (Tübingen 2003) 196 ff. Abb. 23.

 

K. Kortüm, Städte und kleinstädtische Siedlungen, in: Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau, Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg im Kunstgebäude Stuttgart 1. Oktober bis 8. Januar 2006 (Esslingen 2005) 154 ff. mit Stadtplan Abb. 167; B. Rabold, Öffentliche Großbauten. Architektur nach dem Vorbild Roms, ebda. 174 mit Abb. 195.

 

Veranstaltungen und Darstellungen

Rottweil, Mittelbild des Orpheus-Mosaiks.
Rottweil, Umzeichnung des gesamten Orpheus-Mosaiks (nach: Parlasca)
Rottweil, seitliches Feld des Orpheus-Mosaiks mit Darstellung eines Jägers bei der venatio in der Arena oder einer Jagd in freier Wildbahn (nach Parlasca).
Rottweil, seitliches Feld des Orpheus-Mosaiks mit Darstellung eines Rennwagens aus dem Zirkus (oben) und einer Jagd (unten) (nach: Parlasca).
Rottweil, seitliches Feld des Orpheus-Mosaiks mit Darstellung eines Rennwagens aus dem Zirkus (oben) und von Zuschauern (?) in der Arena (?) (unten) (nach: Parlasca).
Orpheusmosaik; AO: Rottweil, Öffnet externen Link in neuem FensterDominikanermuseum.

Das Mosaik aus der sog. Orpheus-Villa in Rottweil ist eine Zentralkomposition in einem Rautensternsystem. Im quadratischen Zentralbild sieht man Orpheus auf dem Felsen sitzen und nach links blicken. Sein Körper ist halb nach rechts gewendet. Die Rechte hält angewinkelt das Plektron in die Nähe des Kitharajochs, die Linke ist hinter den Saiten der Kithara sichtbar und etwas schräg nach oben gehalten. Beide Oberschenkel gehen nach rechts, der linke Unterschenkel ist hinter den rechten geschlagen. Er trägt einen roten Mantel, der von einer Fibel auf der rechten Schulter zusammengehalten wird. Darunter ist ein helles Gewand sichtbar, das bis auf die Schienbeine herabfällt. Genauere Details zur Kleidung verschwimmen in der malerisch-unscharfen Darstellungsweise des Mosaizisten. Die Kithara wird vom linken Knie abgestützt. Eng vergleichbar sind die beiden Orpheusdarstellungen aus Sparta und Shahba-Philippopolis. Zu beiden Seiten der obergermanischen Orpheus-Darstellung in Rottweil sieht man einen Baum mit je einem Vogel darin, links zu seinen Füßen einen Storch und rechts ein Hündchen. Lediglich der Storch ist für die erzählerisch knapp gehaltenen Orpheusbilder ungewöhnlich, er taucht aber in der mehr erzählenden Mosaikdarstellung von Saragossa in spiegelverkehrter Position zu Rottweil auf. Auffallend sind bei der Darstellung aus Rottweil die starken Licht-Schatten-Reflexe, welche die Plastizität der Figur bis zu einem gewissen Grade auflösen. Dieser Stil ist aus der Malerei der antoninischen Zeit, also dem mittleren und letzten Drittel des 2. Jahrhunderts geläufig. Auf diese Zeitstellung deutet auch die Ornamentik des Rottweiler Mosaiks.

In den vier Rechteckbildern, welche an das zentrale Orpheusbild anschließen, sind in drei Fällen Szenen eines Wagenrennens dargestellt, während sich vom vierten Bild nichts erhalten hat. Hieran schließen wiederum vier Sechseckfelder an. In zweien sind Szenen einer Jagd erkennbar, in einem weiteren vielleicht Zuschauer sowie der Veranstalter von Spielen, und vom vierten Bild hat sich wiederum nichts erhalten. Der Sinn der Themenzusammenstellung ist recht offensichtlich, es handelt sich um das Unterhaltungsrepertoire aus Theater, Arena und Zirkus. Ein vergleichbares Programm liegt einem Mosaik von der Insel  Öffnet internen Link im aktuellen FensterKos vor, wo Gladiatorendarstellungen und ein Orpheusbild Seite an Seite vorkommen. Die Namensbeischriften der Gladiatoren lassen dort an ein bestimmtes Geschehen in der Arena denken, und wie in manch anderen Fällen konkret nachweisbar, könnte die Darstellung auch hier mit einer editio muneris des Stifters in Verbindung gestanden haben. Dass auch der thrakische Gründerheros der griechischen Musik zur Kithara in diesem Zusammenhang abgebildet wurde, kann nur bedeuten, dass es einen Auftritt eines als Orpheus verkleideten Schauspielers oder auch eines zum Spiel mit den wilden Tieren Verurteilten gab, dessen hier gedacht wurde.

Lit.: Römische Altertümer in der Umgebung von Rottweil am Neckar, 2. Jahresber. des Rottweiler Arch. Ver. (Stuttgart 1835) 12 ff. Taf.; F. Haug - G. Sixt, Die römischen Inschriften und Bildwerke Württembergs (Stuttgart 1912–19142) 167 ff. Nr. 91c Taf.; K. Parlasca, Römische Mosaiken in Deutschland, Römisch-Germanische Forschungen 23 (Berlin 1959) 99 f. 120 Taf. 12,1. 96. 101 (gegen 200 datiert, in der Erstveröffentlichung nach den Fundumständen um 140–150); S. Charitonidis - L. Kahil - R. Ginouvès, Les mosaïques de la maison du Ménandre à Mytilène. Antike Kunst Beiheft 6 (Bern 1970) Taf. 11,2; Ph. Filtzinger - D. Planck - B. Cämmerer (Hrsg.), Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart 19762) Taf. 73 nach S. 480; A. Rüsch, Das römische Rottweil. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg, 7 (Stuttgart 1981) 55 Abb. 26; I.J. Jesnick, The Image of Orpheus in Roman Mosaic – An Exploration of the Figure of Orpheus in Graeco-Roman Art and Culture with Special Reference to its Expression in the Medium of Mosaic in Late Antiquity, BAR Int. Ser. 671 (Oxford 1997) 253 Abb. 121; LIMC VII 90 Nr. 95 Abb. s. v. Orpheus (M.-X. Garezou); A. Hönle, Orpheus in Arae Flaviae, Kleine Schriften des Stadtarchivs Rottweil 13 (Rottweil 2005); N. Willburger, Kunsthandwerk als Ausdruck der Romanitas, in: Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau, Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg im Kunstgebäude Stuttgart 1. Oktober bis 8. Januar 2006 (Esslingen 2005) 318 ff. mit Abb. 315; R. Gogräfe, Die Wiedergeburt des Mainzer Orpheus (Mainz 2007) 54 Abb.