ludi publici

Ludi publici bedeutet 'öffentliche Spiele' - im Gegensatz zu privaten. Ihre Öffentlichkeit drückt sich darin aus, dass sie von Beamten der römischen Republik ausgerichtet und dass sie aus dem aerarium, dem römischen Staatsschatz, finanziert wurden. Ihre Abhaltung wurde außerdem im römischen Festkalender aufgeschrieben und auf einen bestimmten Tag oder Zeitraum fixiert. Diese Tage waren feriae publicae, öffentliche Feiertage. Diesem Rhythmus unterliegende Spiele hießen ludi annui oder ludi stativi. Bei diesen Spielen der römischen Republik handelte es sich um Wagenrennen (ludi circenses), athletische Wettkämpfe und schließlich um Bühnenspiele im Theater (ludi scaenici). Sie sollten mit der Ehrung der Götter verbunden sein, waren also Teil eines Gottesdienstes und damit nicht profan, wie man den ludi bisweilen unterstellt.

Quellen

Cicero, de legibus XV 38:

Iam ludi publici quoniam sunt cavea circoque divisi, sint corporum certationes cursu et pugillatu et luctatione curriculisque equorum usque ad certam victoriam in circo constitutae, cavea cantui vacet ac fidibus et tibiis, dummodo ea moderata sint ut lege praescribitur.

„Da ja die öffentlichen Spiele in Theater- und Zirkusspiele unterteilt sind, sollen die körperlichen Wettkämpfe im Laufen, im Faustkampf, im Ringen und im Wagenrennen zur Ermittlung des Siegers im Zirkus stattfinden. Das Theater soll von Gesang, Lautenklang und Flötenspiel erfüllt sein, wenn sich dies nur in Grenzen hält, wie es vom Gesetz vorgeschrieben wird. ”

Cicero, de legibus II IX 22:

Loedis publicis quod sive curriculo et sine certatione corporum sive cantu et fidibus et tibiis fiat, popularem laetitiam moderanto eamque cum divum honore iungunto.

„Während der öffentlichen Spiele, sofern sie ohne Wettlauf und ohne körperlichen Wettkampf stattfinden, soll man die Freude des Volkes durch Gesang, Lautenklang und Flötenspiel in Grenzen halten und sie mit der Ehrung der göttlichen Mächte verknüpfen.” (Übers. nach R. Nickel)

Tertullian, de spectaculis VI:

(1) accedit ad testimonium antiquitatis subsecuta posteritas, formam originis de titulis huius quoque temporis praeferens, per quos signatum est, cui idolo et cui superstitioni utriusque generis ludi notarentur. (2) Öffnet internen Link im aktuellen FensterMegalenses enim et Öffnet internen Link im aktuellen FensterApollinares, item Cereales et Neptunales et Latiares et Öffnet internen Link im aktuellen FensterFlorales in commune celebrantur, reliqui ludorum de natalibus et sollemnibus regum et publicis prosperitatibus et municipalibus festis superstitionis causas habent. (3) inter quos etiam privatorum memoriis legatariae editiones parentant, id quoque secundum institutionis antiquitatem. nam et a primordio bifariam ludi censebantur, sacri et funebres id est deis nationum et mortuis. (4) sed de idololatria nihil differt apud nos, sub quo nomine et titulo, dum ad eosdem spiritus perveniat, quibus renuntiamus. licebit mortuis, licebit deis suis faciant, perinde mortuis suis ut diis faciunt; una condicio partis utriusque est, una idololatria, una renuntiatio nostra adversus idololatrian.

„ (1) Hinzu kommt zum Erbe dieser Vergangenheit die darauf folgende Zeit, welche die Art ihres Ursprungs aus den Bezeichnungen der Zeit offenkundig macht, durch welche angezeigt wird, für welches Idol und für welchen Aberglauben die Spiele beiderlei Art bestimmt sind. (2) Die Megalensischen Spiele nämlich und die Apollinarischen, ebenso die Cerealischen und die des Neptun und die Latiarischen und die Floralien werden gemeinschaftlich gefeiert; die übrigen Spiele haben als Grund ihrer Entstehung die Geburtstage und Feste der Könige und glückliche Staatsereignisse und abergläubische Munizipalfeste. (3) Dazu zählen auch die legatarischen Veranstaltungen zum Andenken an Privatpersonen, ebenfalls eine Einrichtung hohen Alters. Denn von Anfang an sind die Spiele auf zweifache Weise charakterisiert worden, nämlich als heilige und als Leichenspiele, d.h. solche für die Götter der Leute und für die Totengötter. (4) Aber wenn es sich um Idolatrie handelt, macht es für keinen Unterschied, unter welchem Namen und welcher Bezeichnung sie firmieren, solange es sich auf ihre Geister bezieht, von denen wir uns abwenden. Ob sie dieselben den Toten oder ihren Göttern veranstalten, sie veranstalten sie in jedem Falle Toten; ein und dieselbe Beschaffenheit ist beiden gemeinsam, sie stellen einen Götzendienst dar, dem ein und derselbe Protest von uns gegen den Götzendienst."

Lit.: Öffnet externen Link in neuem FensterBibliothek der Kirchenväter; K.-W. Weeber, Tertullian. De spectaculis - Über die Spiele, lateinisch - deutsch, Reclams Universalbibliothek, 8477 (Stuttgart 1988).

Literatur

Öffnet externen Link in neuem FensterTh. Mommsen, Die Ludi Magni und Romani, Rheinisches Museum 14, 1859, 79-87.

Th. Mommsen, CIL I2 1 (Berlin 1893) 305-309. (Öffnet externen Link in neuem FensterArachne)

Öffnet externen Link in neuem FensterL. Friedländer, Die Spiele, in: J. Marquardt, Römische Staatsverwaltung, III, Handbuch der römischen Altertümer, VI (Leipzig 1878) 462-544.

W.W. Fowler, The Roman festivals of the period of the Republic (London 1899; ND 1969).

Öffnet externen Link in neuem FensterDictionnaire des Antiquitès Grecques et Romains, III 2 (Paris 1904) 1362-1378 s.v. Ludi publici (J. Toutain).

RE Suppl. V (Stuttgart 1931) s.v. ludi publici (E. Habel).

L.R. Taylor, The opportunities for dramatic performances in the time of Plautus and Terence, TAPA 68, 1937, 284-304.

Inscriptiones Italiae XIII, Fasti et Elogia, 2. Fasti Anni Numani et Iuliani. Accedunt Ferialia, Menologia Rustica, Parapegmata (Rom 1963)

W. Backhaus, Öffentliche Spiele, in: H. Überhorst (Hrsg.), Geschichte der Leibesübungen, 2 (Berlin - München - Frankfurt 1978) 200-249.

E. Ruggiero (Hrsg.), Dizionario epigrafico, IV 3 (Rom 1946-1985) 2005-2097 s.v. ludi (M. Malavolta).

F. Bernstein, Ludi publici. Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung der öffentlichen Spiele im republikanischen Rom, Historia Einzelschriften, 119 (Stuttgart 1998).