(V 6,1) Ipsius autem theatri conformatio sic est facienda, uti, quam magna futura est perimetros imi, centro medio conlocato circumagatur linea rutundationis, in eaque quattuor scribantur trigona paribus lateribus; intervallis extremam lineam circinationis, tangant, quibus etiam in duodecim signorum caelestium astrologia ex musica convenientia astrorum ratiocinantur. Ex his trigonis cuius latus fuerit proximum scaenae, ea regione, qua praecidit curvaturam circinationis, ibi finiatur scaenae frons, et ab eo loco per centrum parallelos linea ducatur, quae disiungat Öffnet internen Link im aktuellen Fensterproscaenii Öffnet internen Link im aktuellen Fensterpulpitum et Öffnet internen Link im aktuellen Fensterorchestrae regionem.

(V 6,1) Das Theater selbst aber soll folgendermaßen gestaltet werden: Im Mittelpunkt eines Platzes, der so groß wie der Umfang des untersten Teils (der Orchestra) sein wird, setze man den Zirkel ein und schlage einen Kreis, und in diesen zeichne man vier gleichseitige Dreiecke ein. Diese sollen (mit ihren Spitzen) in gleichen Abständen den Kreis berühren, nach denen auch die Astrologen bei der Darstellung der 12 Sternbilder nach der Musik die Verhältnisse der Sterne berechnen. Von den Dreiecken, dessen Seite der Bühne am nächsten liegt, soll in dem Bereich, der das Kreissegment schneidet, die scaenae frons abgeschnitten werden, und von diesem Punkt soll man durch das Zentrum parallel eine Linie ziehen, welche das Pulpitum des Proscäniums und die Orchestra voneinander trennen.

(V 6,2) Ita latius factum fuerit Öffnet internen Link im aktuellen Fensterpulpitum quam Graecorum, quod omnes artifices in scaena dant operam, in Öffnet internen Link im aktuellen Fensterorchestra autem senatorum sunt sedibus loca designata. Et eius pulpiti altitudo sit ne plus pedum quinque, uti, qui in orchestra sederint, spectare possint omnium agentium gestus. Öffnet internen Link im aktuellen FensterCunei spectaculorum in theatro ita dividantur, uti anguli trigonorum, qui currunt circum curvaturam circinationis, dirigant ascensus scalasque inter cuneos ad primam Öffnet internen Link im aktuellen Fensterpraecinctionem; supra autem alternisÖffnet internen Link im aktuellen Fenster itineribus superiores cunei medii dirigantur. 

(V 6,2) So wird eine größere Bühne als beim Theater der Griechen geschaffen sein, weil alle Darsteller auf der Bühne spielen, in der Orchestra aber Plätze der Senatoren gekennzeichnet sind. Die Höhe dieser Bühne soll nicht mehr als 5 Fuß betragen, damit die, die in der Orchestra sitzen, die Gesten aller Schauspieler sehen können. Die Keile des Zuschauerraums im Theater aber sollen so eingeteilt werden, dass die Dreiecksecken, die ringsum auf dem Bogen der Kreislinie liegen, die Richtung der Aufstiege und Treppen zwischen den Keilen bis zum ersten Gürtel bestimmen. Darüber aber sollen die oberen Keile in ihrer Mitte durch eine weitere Treppe unterteilt werden.

(V 6,3) Hi autem, qui sunt in imo et dirigiunt scalaria, erunt numero VII; reliqui quinque Öffnet internen Link im aktuellen Fensterscaenae designabunt compositionem: et unus medius contra se Öffnet internen Link im aktuellen Fenstervalvas regias habere debet, et qui erunt dextra sinistra, hospitaliorum designabunt compositionem, extremi duo spectabunt Öffnet internen Link im aktuellen Fensteritinera versurarum. Öffnet internen Link im aktuellen FensterGradus spectaculorum, ubi Öffnet internen Link im aktuellen Fenstersubsellia componantur, gradus ne minus alti sint palmopede, ne plus pedem et digito sex; latitudines eorum ne plus pedes duos semissemque, ne minus pedes duos constituantur. 

(V 6,3) Die (Dreiecksecken) aber, die ganz unten sind und die Richtung der Treppen bestimmen, werden an Zahl 7 sein. Die übrigen 5 werden die Gliederung des Bühnenhauses bezeichnen. Und die eine (Dreiecksecke) in der Mitte muss gegenüber die Tür des Königspalastes haben, und die, die rechts und links liegen, werden die Lage der Gastwohnungen bezeichnen. Die beiden äußersten werden nach den Seiteneingängen sehen. Die Stufen des Zuschauerraums, auf dem die Subsellia stehen: Die Stufen sollen nicht niedriger als 1 ¼ Fuß sein, nicht höher als 1 Fuß 6 Zoll. Ihre Tiefe soll mit nicht mehr als 2 ½ Fuß, mit nicht weniger als 2 Fuß bestimmt werden.

(V 6,4) Tectum porticus, quod futurum est in summa gradatione cum scaenae altitudine libratum perspiciatur, ideo quod vox crescens aequaliter ad summas gradationes et tectum perveniet. Namque si non erit aequale, quo minus fuerit altum, vox praeripietur ad eam altitudinem, quam perveniet primo.

(V 6,4) Das Dach der Säulenhalle, die am obersten Sitzraum liegen wird, soll in gleicher Höhe mit dem Dach des Bühnenhauses gebaut werden, weil dann der Schall beim Aufsteigen gleichmäßig zu den obersten Sitzstufen und zum Dach gelangen wird. Wenn nämlich die Höhe nicht gleich ist, dann verflüchtigt sich, je geringer die Höhe ist, vorher der Schall bei der Höhe, zu der er zuerst gelangt.

(V 6,5) Orchestra inter grados imos quod diametron habuerit, eius sexta pars sumatur, et in cornibus, utrumque aeditus eius mensurae perpendiculum interiores sedes praecidantur, et quae praecisio fuerit, ibi constituantur itinerum supercilia; ita enim satis altitudinem habebunt eorum confornicationes.

(V 6,5) Von dem Durchmesser, den die Orchestra zwischen den untersten Sitzstufen hat, nehme man den sechsten Teil, und an beiden Enden des Halbkreises schneide man nach diesem Maß die inneren Sitze senkrecht ab, und, wo der Schnitt ist, dort lege man die Überwölbungen der Zugänge an. So nämlich werden ihre Gewölbe die genügende Höhe haben.

(V 6,6) Öffnet internen Link im aktuellen FensterScaenae longitudo ad orchestrae diametron duplex fieri debet. Podii altitudo ab libramento pulpiti cum corona et lysi duodecumam orchestrae diametri. Supra podium columnae cum capitulis et spiris altae quarta parte eiusdem diametri; epistylia et ornamenta earum columnarum altitudinis quinta parte.

 

Pluteum insuper cum unda et corona inferioris plutei dimidia parte. Supra id pluteum columnae quarta parte minore altitudine sint quam inferiores; epistylium et ornamenta earum columnarum quinta parte.

 

Item si tertia episcenos futura erit, mediani plutei summum sit dimidia parte; columnae summae medianarum minus altae sint quarta parte; epistylia cum coronis earum columnarum item habeant altitudinis quintam partem.

(V 6,6) Die Länge des Bühnenhauses muss doppelt so groß sein wie der Durchmesser der Orchestra. Die Höhe des Säulenpostaments soll von der Ebene der Bühne aus gerechnet einschließlich des Gesimses und der Lysis 1/12 Dm der Orchestra betragen. Über dem Säulenpostament die Säulen einschließlich der Kapitelle und Basen ¼ desselben Orchestradurchmessers hoch. Der Architrav mit dem Schmuck 1/5 der Höhe dieser Säulen.

 

Das Säulenpostament darüber mit der Unda und dem Gesims soll halb so hoch sein wie das untere Säulenpostament. Über diesem Postament sollen die Säulen ¼ niedriger sein als die unteren. Architrav und Schmuck 1/5 dieser Säulen hoch.

 

Ferner, wenn es noch ein drittes Stockwerk geben wird, soll das obere Postament halb so hoch sein wie das in der Mitte; die obersten Säulen sollen ¼ niedriger als die mittleren sein. Architrave mit dem Gesims sollen 1/5 der Höhe dieser Säulen betragen.

(V 6,7) Nec tamen in omnibus theatris symmetriae ad omnis rationes et effectus possunt respondere, sed oportet architectum animadvertere, quibus proportionibus necesse sit sequi symmetriam et quibus ad loci naturam aut magnitudinem operis temperari. Sunt enim res quas et in pusillo et in magno theatro necesse est eadem magnitudine fieri propter usum, uti Öffnet internen Link im aktuellen Fenstergradus, Öffnet internen Link im aktuellen Fensterdiazumata, pluteos,Öffnet internen Link im aktuellen Fenster itinera, ascensus, Öffnet internen Link im aktuellen Fensterpulpita, tribunalia et si qua alia intercurrunt, ex quibus necessitas cogit discedere ab symmetria, ne inpediatur usus. Non minus si qua exiguitas copiarum, id est marmoris, materiae reliquarumque rerum, quae parantur, in opere defuerint, paulum demere aut adicere, dum id ne nimium inprobe fiat sed cum sensu, non erit alienum. Hoc autem erit, si architectus erit usu peritus, praeterea ingenio mobili sollertiaque non fuerit viduatus.

(V 6,7) Jedoch können die Symmetrien nicht in allen Theatern allen Berechnungen und Ausführungen entsprechen, vielmehr muss der Baumeister sein Augenmerk darauf richten, bei welchen Proportionen er die Symmetrie befolgen und bei welchen sie im Hinblick auf die Beschaffenheit des Ortes oder die Größe des Bauwerks abgeändert werden muss. Es gibt nämlich Bauteile, die in einem sehr kleinen und in einem großen Theater wegen ihrer Verwendung immer in der gleichen Größe gebaut werden müssen, wie die Stufen, die Gürtelgänge, die Plutei, die Gänge, Treppen, die Bühnenhöhe, die Tribunalien, und wenn sich sonst noch etwas anderes bietet, das notwendigerweise dazu zwingt, von der Symmetrie abzuweichen, damit die Benutzung nicht behindert wird. Ebenso wird es, wenn irgendeine Knappheit an Baumaterial, d. h. an Marmor, Bauholz und anderen Dingen, die beschafft werden, eintritt, und sie beim Bau fehlen, nicht abwegig sein, ein wenig fortzunehmen oder hinzuzufügen, wenn dies nur nicht allzu übertrieben geschieht, sondern mit feinem Empfinden. Dies aber wird der Fall sein, wenn der Baumeister in seinem Fach Erfahrung besitzt und außerdem eines beweglichen und schöpferischen Geistes nicht bar ist.