Achaios von Eretria war ein griechischer Tragödiendichter des 5. Jhs. v.Chr., dessen Werke allein in Fragmenten erhalten sind. Er war Sohn eines Πυϑοδώρου oder Πυϑωρίδου und etwas jünger als Sophokles, der 496 v.Chr. geboren wurde. Achaios führte zum ersten Mal in der 83. Olympiade eine Tragödie auf und trat dabei gegen Euripides an. In seiner gesamten Karriere siegte er nur ein einziges mal. Da er an der Stelle der im Jahre 406 v.Chr. aufgeführten ‚Frösche’ des Aristophanes, wo von den noch lebenden Tragikern die Rede ist, nicht mehr genannt wird, nimmt man an, dass er zu dieser Zeit nicht mehr lebte.
Über die Zahl seiner Stücke sind in der Suda drei verschiedene Angaben verzeichnet: 44, 30 und 24. Er würde also mindestens 6 Tetralogien aufgeführt haben. Wir kennen noch 19 Titel. Als Satyrspiele sind bezeugt: Αἴϑων, Ἀλκμέων, Ἥφαιστος, Ἶρις, Λίνος, Ὀμφάλη; wahrscheinlich sind solche Ἆϑλα (oder Ἆϑλοι?), Κύκνος, Μοῖραι, Μῶμος. Die übrigen Titel sind Ἄδραστος, Ἀζᾶνες, Ἀλφεσίβοια, Ἐργῖνος, Θησεύς, Οἰδίπους, Περίϑοος, Φιλοκτήτης, Φρίξος. Die Tatsache, dass fast die Hälfte der Fragmente aus Satyrspielen stammt, passt zu dem Urteil des Menedemos (Diogenes Laertios II 133), dass Achaios im Satyrspiel nur dem Aischylos nachstehe. Sonst trifft man nur ganz vereinzelte Spuren seines Ruhmes; Euripides soll eine Sentenz des Achaios aus einem Satyrdrama entlehnt haben, einmal wird ein Vers des Aristophanes (Frösche 184) im Scholion als Parodie des Achaios bezeichnet. Aber in Alexandria wurde er neben Ion den drei großen Tragikern angereiht.
Testimonia
Athenaios VI (270A)
Athenaios X (451C)
Athenaios XV (689B)
Suda α 4683 (online)
Ausgaben
A. Nauck, Tragicorum graecorum fragmenta (Leipzig 1889 2) 746-759.
B. Snell (Hrsg.), Tragicorum graecorum fragmenta, I. Didascaliae ... (Göttingen 1971) 115-128.
B. Gauly u.a. (Hrsg.), Musa tragica. Die griechische Tragödie von Thespis bis Ezechiel. Ausgewählte Zeugnisse und Fragmente griechisch und deutsch, Studienhefte zur Altertumswissenschaft, 16 (Göttingen 1991) 81-89.
Literatur
F.G. Welcker, Die griechische Tragödie, III (Bonn 1841) 958 ff.
C.L. Urlichs, Achaei Er. quae supersunt collecta et illustrata (Bonn 1834).
G. Bernhardy, Grundriss der griechischen Litteratur, II Geschichte der griechischen Poesie, 2 Dramatische Poesie, Geschichte der Alexandriner, Byzantiner, Fabel (Halle 1872³) 54.
G. Hirschfeld, Funde im Piräus, Archäologische Zeitung 36, 1874, 106 f.
RE I (Stuttgart 1893) 207–208 s.v. Achaios Nr. 6 (A. Dieterich).
RE Suppl. IX (Stuttgart 1962) (V. Stoessl).
RE Suppl. XII (Stuttgart 1970) (V. Stoessl).
weblinks:
de.wikipedia.org/wiki/Achaios_aus_Eretria
Werke
Ἄδραστος, Adrastos
Ausgaben und Lit.:
Ἀζᾶνες
Ausgaben und Lit.:
Ἆϑλα (oder Ἆϑλοι?)
Satyrspiel
Ausgaben und Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 512-515; D.M. Pritchard, Athletics in Satyric Drama, Greece and Rome, 59, 2012, 1-16 (Academia.edu); P. O’Sullivan - C. Collard, Euripides’ Cyclops and Major Fragments of Greek Satyric Drama (Oxford 2013) (academia.edu)
Αἴϑων
Satyrspiel.
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 494-504.
Ἀλκμέων, Alkmeon
Satyrspiel.
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 505-511.
Ἀλϕεσίβοια, Alphesiboia
Ausgaben und Lit.:
Ἐργῖνος, Erginos
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 543; .
Ἥϕαιστος, Hephaistos
Satyrspiel.
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 516-523.
Ἶρις, Iris
Satyrspiel.
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 524-529
Κύκνος, Kyknos
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 543 f.
Λίνος, Linos
Satyrspiel. Für den Tragödiendichter Dionysios ist ebenfalls ein Titel 'Linos' überliefert. Um die Erziehung des Herakles bei Linos ging es in einer Komödie bei Alexis, im 'Herakles' von Astydamas II und wohl auch im 'Herakles' des Anaxandrides. Vermutet wurde dies auch für den 'Herakliskos' des Sophokles.
Ausgaben und Lit.: Nauck 752 fr. 26; R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 530-535.
Μοῖραι, Moiren
Satyrspiel.
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 536-538.
Μῶμος, Momos
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 544.
Οἰδίπους, Ödipus
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 536-538.
Ὀμϕάλη, Omphale
Satyrspiel. Ein gleichnamiges Satyrspiel ist vom Dichter Ion bekannt, siehe Weiteres dort.
Diogenes Laertios II 133-134:
„Er (d.i. Menedemos) war auch befreundet mit Aratos und Lykophron, dem Tragödiendichter, sowie mit dem Rhodier Antagoras. Über alle andern ging ihm Homer, dann auch die lyrischen Liederdichter, ferner Sophokles und auch Achaios, dem er den zweiten Platz unter den Dichtern der Satyrspiele zuerkannte, während der dem Aischylos den ersten einräumte. Daher er denn gegen seine Gegner im Staate, wie man sagt, sich mit folgenden Versen wehret:
'So wird der Schnelle von dem Schwachen eingeholt,
So von der Schildkröt auch der Aar in kurzer Zeit.'
Die sind die Verse des Achaios aus dem Satyrspiel Omphale. Mithin gehen die fehl, die behaupten, er habe nichts außer der 'Medea' des Euripides gelesen, von der Einige sagen, sie sei ein Werk des Neophron aus Sikyon.”
Lit.: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 539-542; P. O’Sullivan - C. Collard, Euripides’ Cyclops and Major Fragments of Greek Satyric Drama (Oxford 2013) (academia.edu).
Περίϑοος, Peirithoos
Im Schriftenverzeichnis aus dem Piräus IG II2, 2363, Z. 45 ist ein Stück dieses Titels verzeichnet, steht dort aber zusammen mit anderen Dramen von Euripides: Von diesem ist sonst allerdings keine Tragödie dieses Titels überliefert. Da Achaios in der Inschrift auch anderwärts auftaucht, könnte der Titel quasi als Irrläufer unter die Stücke des Euripides geraten sein. Entsprechendes könnte dann auch für die Titel Philoktet und Phrixos gelten, die freilich auch eine euripideische Fassung kennen.
Ausgaben und Lit.:
Φιλοκτήτης, Philoktet
Ausgaben und Lit.:
Φρίξος, Phrixos
Ausgaben und Lit.: