Ion von Chios, (490-423/22 oder 422/421 v.Chr.) war sowohl Dichter als auch Geschichtsschreiber. Von seinem dramatischen Werk sind allein Fragmente überliefert, ihm werden in der antiken Literatur zwischen 12 und 40 Tragödien zugewiesen, von denen 11 Titel bekannt sind. Im Jahre 428 belegte er hinter Euripides' Hippolytos und Iophon einen dritten Platz.
Testimonia
Anthologia Palatina VII 43.
Aristophanes, Frieden 832:
„SKLAVE: Und wer ist denn nun dort als Stern?
TRYGAIOS: Der Chier Ion, der den 'Morgenstern'
Einst dichtet': als er oben angelangt,
Da nannten alle gleich ihn 'Morgenstern'.” (Übers. L. Seeger)
Scholion Aristophanes 835.
Athenaios I (3f):
„Ion von Chios gab, als er im Tragödienwettbewerb Sieger wurde, jedem Athener einen Krug Chioswein.
'Aus welchem Grunde sollte wohl ein Mann
die Götter bitten um Besitz und Geld,
als um den Freunden hilfreich sein zu können
und Samen auszustreun der süßen Dankesgöttin?
Denn Speis und Trank erfreut uns alle gleich
und nicht bedarf es prächtiger Gelage,
den Hunger uns zu stillen'
wie Antiphanes es ausdrückt.”
Athenaios (426e)
Athenaios (436).
Athenaios XIII (603e)
Athenaios XIV 634.
Pseudo-Longinus, de subl. 33,5.
weblink:
Plutarch, Kimon 9,1.
Plutarch, Perikles 5:
„Allein behauptet der Dichter Ion, Perikles habe im persönlichen Verkehr Eitelkeit und hochmütige Herablassung nicht verbergen können und seine stolzen Worte seien von großer Überheblichkeit und Menschenverachtung geprägt gewesen. Im Gegensatz dazu lobt er den Takt, die gewinnende Freundlichkeit und feine Sitte, die Kimon im Umgang zeigte. Ions Urteil braucht uns indessen nicht lange zu beschäftigen. Nach seiner Meinung ist eben der Spott mit der Tugend verquickt wie das Satyrspiel mit der Tragödie.. ... ” (Übers. nach K. Ziegler)
Suda ι 487:
„Ion von Chios, tragischer und lyrischer Dichter, Sohn des Orthomenes, einige nennen ihn auch Xythos. In der 82. Olympiade (452/51-449/48 v.Chr.) begann er Tragödien aufzuführen. Es gibt 12 Dramen von ihm, einige sagen 30, andere 40. ... Der Komödiendichter Aristophanes nannte ihn Morgenstern. Nachdem er im Wettbewerb der Tragödien gesiegt hatte, spendete er jedem Athener einen Krug Wein. ”
Suda δ 1029.
Scholia in Lycophron (ed. Scheer, Lycophronis Alexandra, scholia vetera et recentiora partim Isaac et Joannis Tzetzae, Berlin 1965) Z. 65.
Strabo XIV 1,35 (645).
Ausgaben und Literatur
Th. Bergk, Griechische Literaturgeschichte, II (Berlin 1883) 251.
A. von Blumenthal, Ion von Chios. Die Reste seiner Werke (Stuttgart 1939).
B. Snell (Hrsg.), Tragicorum Graecorum Fragmenta, I. Didascaliae tragicae ... (Göttingen 1971) 94-114.
B. Gauly u.a. (Hrsg.), Musa tragica. Die griechische Tragödie von Thespis bis Ezechiel. Ausgewählte Zeugnisse und Fragmente griechisch und deutsch, Studienhefte zur Altertumswissenschaft, 16 (Göttingen 1991) 64-81.
V. Jennings - A. Katsaros (Hrsg.), The world of Ion of Chios (Leiden 2007).
weblinks:
Werke
Ἀγαμέμνων, Agamemnon
Athenaios XI (468c).
Hesychios i 806; 3,295.
Lit. und Ausgaben:
Ἀλκμήνη, Alkmene
Lit. und Ausgaben:
Ἀργεῖοι, Die Argiver
Lit. und Ausgaben:
Μέγα δρᾶμα, Das große Drama
Lit. und Ausgaben:
Φρουροῖ, Phrouroi, Die Wächter
Lit. und Ausgaben:
Φοίνιξ ἢ Καινεύς, Phoinix oder Kaineus
Aristophanes, Frösche 706.
Athenaios III (91d); X (451d)
Lit. und Ausgaben: M.Delcourt, La légende de Kaineus, Revue de l'histoire des religions 1953, 144; 2, 129-150; F. Lecocq, Caeneus auis unica (Ovide, Mét. 12, 532) est-il le phénix?, in: L. Gosserez (Hrsg.), Le phénix et son Autre. Poétique d'un mythe (Rennes 2013) 201-210.
Φοίνιξ δεύτερος, Phoinix Deuteros
Athenaios IV (185a) (Übers. K. und U. Treu, S. 41)
Lit. und Ausgaben:
Τεῦκρος, Teukros
Lit. und Ausgaben:
Ὀμϕάλη, Omphale
Satyrspiel. Es ist weder bekannt, wann das Satyrspiel aufgeführt wurde, noch in welchem tetralogischen Zusammenhang es stand. Ein Satyrspiel gleichen Titels gab es von Achaios von Eretria, Komödien des Titels sind von Antiphanes und Kratinos dem Jüngeren überliefert. Unsicher ist, wie weit bereits in diesem Stück des 5. Jhs. v.Chr. die Unterwerfung des Herakles unter die Herrschaft der Omphale getrieben worden ist. In den Komödien des 4. Jhs. tritt dieser Charakterzug jedenfalls ausgeprägt hervor, wie auch aus den Fragmenten der Komödie 'Cheirones' des Kratinos und in den 'Philoi' des Eupolis erkennbar ist.
Darstellungen in der Vasenmalerei des 5. Jhs. zeigen Omphale jedoch bereits in den Kleidern des Herakles und diesen in ihren Gewändern, man wird also mit guten Gründen vermuten können, dass die Rolle des dorischen Helden am Hofe der lydischen Königin bereits mit allen später überlieferten Charakteristika ausgeprägt war. In der römischen Wandmalerei 4. Stils ist der Mythos etwa im Haus des Lucretius in Pompeji dargestellt: Der gesamte Raum weist zahlreiche Anspielungen auf das Theaterwesen auf und zumindest wird auch im fraglichen großen Mittelbild der Ostwand ein Reflex antiker Theaterthematik zu sehen sein.
Lit. und Ausgaben: B. Gauly u.a. (Hrsg.), Musa tragica. Die griechische Tragödie von Thespis bis Ezechiel. Ausgewählte Zeugnisse und Fragmente griechisch und deutsch, Studienhefte zur Altertumswissenschaft, 16 (Göttingen 1991) 68-73 19 Ion 17a; R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstedt 1999) 480-490; P. O’Sullivan - C. Collard, Euripides’ Cyclops and Major Fragments of Greek Satyric Drama (Oxford 2013) (academia.edu).
Εὐρυτίδαι, Eurytidai, Kinder des Eurytos
Lit. und Ausgaben:
Λαέρτης, Laertes
Lit. und Ausgaben: