Der Name des Hauses geht auf eine Wandmalerei zurück, die aus Raum (20) stammt: Dort ist neben anderem Schreibgerät eine Wachstafel abgebildet, welches die Adresse:
M(arco) Lucretio flam(ini) Martis decurioni Pompei
"An Marcus Lucretius, den Priester des Mars und Ratsherrn in Pompeji"
enthält. Der ältere Name "Casa delle suonatrici" geht auf die Malereien von musizierenden Bacchantinnen in Raum 1 zurück.
Literatur zum Haus allgemein:
J. Overbeck, Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken (Leipzig 18844) 314-320; W.J.Th.Peters, La casa di Marcus Lucretius Fronto a Pompei e le sue pitture. Scrinium 5 (Amsterdam 1993); Ilkka Kuivalainen, Domus Pompeiana M. Lucretii IX 3, 5.24. The Inscriptions, Works of Art and Finds from the Old and New Excavations, Commentationes humanarum litterarum 136 (Helsinki 2019) (academia).
weblink:
sites.google.com/site/ad79eruption/pompeii/regio-ix/reg-ix-ins-3/house-of-marcus-lucretius
Trunkener junger Mann und Flötenspielerin; prothyron (1), Südwand:
Literatur: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1469; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 246; T.B.L. Webster - J.R. Green - A. Seeberg, Monuments illustrating New Comedy, Bulletin of the Institute of Classical Studies, Suppl. 50 (London 1995 3) II 410 (5NP 3); Pompei. Pitture e Mosaici, IX (Rom 1999) 145 ff. Abb. 6. 10-11.
Komödienszene (?), unterbrochene Hochzeit (?); prothyron (1), Nordwand:
Das Bild galt lange als zerstört, ist tatsächlich aber erhalten. Die Deutung auf eine Komödienszene ist nicht einheitlich: Sichtbar sind die Beinpartien dreier Frauen, die linke Frau hält zwei gesenkte Fackeln in Händen, was vermutungsweise als Zeichen einer unterbrochenen Hochzeitsszene innerhalb einer Komödie gedeutet wurde.
Literatur: Th. Panofka, BdI 1847, 130; ders., Museographisches, Archäologische Zeitung 1 (NF), 1847, 141; R. Rochette, Journal des Savants 1852, 70; W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1399; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 246; Pompei. Pitture e Mosaici, IX (Rom 1999) 144 f. Abb. 3-4.
cubiculum (4), Oberzonenbild mit den Musen Melpomene und Thalia:
Die Muse Melpomene steht bekleidet da, mit einer Keule in der rechten und vermutlich einer tragischen Maske in der linken Hand. Thalia mit aufgelösten Haare und ärmellosem Chiton hält in der linken eine Maske und in der rechten Hand ein pedum.
Literatur: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 876 (Melpomene). 880 (Thalia); K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 248; Pompei. Pitture e mosaici, La documentazione nell’opera di disegnatori e pittori die secoli XVIII e XIX (Rom 1995) 516 Abb. 33.
ala (8), Westwand, Wandbild mit Muse und Komödiendichter; AO: Neapel, Mus. Naz. Inv. 9030:
In der Oberzone der Wand sieht man in zwei Seitenfeldern links einen Dichter und rechts eine Dichterin oder Muse mit scrinium.
Literatur: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1458; HBr Taf. 66; S. Reinach, Répertoire des Peintures Grecques et Romaines (Paris 1922) 314,2; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 248; Pompei. Pitture e mosaici, La documentazione nell’opera di disegnatori e pittori die secoli XVIII e XIX (Rom 1995) 364 Abb. 181; 468 Abb. 50; Pompei. Pitture e Mosaici, IX (Rom 1999) 226 Abb. 127 (Südwand gesamt, ohne Mittelbild). 238 Abb. 143.
ala (8), Südwand, Wandbild mit Komödien-Schauspieler und Dichter; AO: Neapel, Mus. Naz. 9038:
Literatur: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1455; HBr Taf. 67; Reinach 314,1; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 248; Pompei. Pitture e mosaici, La documentazione nell’opera di disegnatori e pittori die secoli XVIII e XIX (Rom 1995) 466 f. Abb. 48-49; Pompei. Pitture e Mosaici, IX (Rom 1999) 230 Abb. 133.
Medea und die Kinder; ala (9), Westwand:
Literatur: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1466; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 247; Pompei. Pitture e Mosaici, IX (Rom 1999) 245 ff. Abb. 155. 157.
Komische Szene; ala (9), Nordwand:
Literatur: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1474; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 247; Pompei. Pitture e Mosaici, IX (Rom 1999) 241 ff. Abb. 148. 152
triclinium (16), Wände 4. Stils:
Die heute stark verblassten Dekorationen zeigen starke Anspielungen auf die dionysische Welt des Theaters. In der schwarzgrundigen Sockelzone sind Felder sichtbar, die Ranken und Szenen von Jagdhunden mit einem Eber zeigen. Darüber liegt eine rotgrundige Hauptzone aus je drei Feldern. Die mittleren zeigen großformatige Mittelbilder, die seitlichen kleine Bilder mit Eroten bei der Vorbereitung theatralischer Vorführungen. Die Lisenen dazwischen sind mit Dreifüßen in einer Ädicula geschmückt, einem charakteristischen Symbol des Musengottes Apollo.
triclinium (16), Ostwand
Mittelbild; Neapel, MN inv. 8992:
Das Mittelbild zeigt Herakles und Omphale. Herakles stützt sich schwer auf Priapos, hinter ihm schlägt eine Mänade das Tympanon, hinter seiner linken Schulter schaut ein Erote hervor, der ihm mit der Doppelflöte ins Ohr spielt. Zu seinen Füßen sind weitere Eroten mit seinen abgelegten Waffen beschäftigt. In seiner Re. hält er ein thyrsosartiges Szepter. Rechts von ihm steht seine Herrin Omphale mit dem Löwenfell über ihrem Haupt und auf die Keule des Herakles gestützt.
Der Mythos von Omphale und Herakles war bereits im griechischen Theater verbreitet. Ion und Achaios schrieben je ein Satyrspiel dieses Titels, in der Mittleren Komödie wurde der Stoff von Antiphanes und von Kratinos d.J. in Stücken namens Omphale auf die Bühne gebracht. Aber auch schon in der Alten Komödie war die Figur der den dorischen Helden beherrschenden Königin Omphale bekannt, so in den 'Cheirones' von Kratinos d.Ä. und den 'Philoi' des Eupolis.
Lit.: Zahn III 84; W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1140; PPM IX (Rom 1999) 257 ff. Abb. 171. 191a-d.
Bild mit Eroten, triclinium (16) Ostwand; AO: Neapel Mus. Naz. inv. 9207:
Unter einem velum und vor der Statue eines Dionysos sieht man Eroten und Psychen mit Kitharaspiel, beim Tragen einer Weinamphore und in angeregter Konversation.
Lit.: Helbig, 759; P. Herrmann, Denkmäler der Malerei des Altertums, I (München 1904-1931) 84 Taf. 64; PPM IX 267 Abb. 188.
triclinium (16), Nordwand
Mittelbild, in situ:
Das Bild zeigt den Triumph des Dionysos, hier mit der Errichtung eines Tropaion, vor dem Victoria auf einen Schild schreibt. Dazu gehören dionysische Figuren.
Lit.: Real Museo Borbonico XV 32; Zahn III 83; Niccolini I 2 Taf. V; Helbig 565; PPM IX 261 ff. Abb. 178-183.
Bild mit Eroten, triclinium (16) Nordwand; AO: Neapel, Mus. Naz. Inv. 9255:
Eroten und Psychen bereiten ein tragisches Schauspiel vor. Sie stehen unter einem Holzgestell, über das ein Sonnensegel geschlagen ist und das wie einige andere Bilder dieses Zyklus als ephemere Skene gedeutet werden kann. Vier Eroten stehen bzw. sitzen dort um einen Tisch herum, auf dem zwei tragische Masken liegen. Der Erote am rechten Rand hält eine bärtige Maske in seiner Li. und ein Pedum in seiner Re.
Lit.: Real Museo Borbonico XV 19; Zahn III 53; Helbig 768; S. Reinach, Répertoire des peintures grecques et romaines (Paris 1922) 93,2; Herrmann, Denkmäler ... I 82 Abb. 21; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 249; PPM IX 273 Abb. 193.
Bild mit Eroten, triclinium (16) Nordwand; AO: Neapel, Mus. Naz. Inv. 9191:
Eroten und Psychen üben einen dramatischen Chor.
Lit.: Zahn III 43; Helbig 767; Reinach 92,4; Herrmann, Denkmäler ... I 83 Abb. 22; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 249; PPM IX 259 Abb. 174.
triclinium (16), Südwand
Mittelbild; Neapel, Mus. Naz. 9285.
Das Bild zeigt den kleinen Dionysosknaben im Triumphzug in einem Wagen, der von zwei Ochsen gezogen wird.
Lit.: Zahn III 83; Helbig 379; J. Overbeck, Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken (Leipzig 18844) 318; PPM IX 277 Abb. 199.
Bild mit Eroten, triclinium (16), Südwand; AO: Neapel Mus. Naz. Inv. 9255:
Eroten und Psychen beim Bankett.
Lit.: Zahn III 51; Real Museo Borbonico XV 46; Helbig 757; Herrmann, Denkmäler ... I 85 Abb. 23; PPM IX 273 Abb. 193.
Bild mit Eroten, triclinium (16) Südwand (?); AO: Neapel, Mus. Naz. Inv. 9206:
Eroten und Psychen üben lyrischen Chor. Vor einem Gestell mit einem Sonnensegel darüber, der als eine Skene gedeutet worden ist, stehen bzw. sitzen 5 kindliche Eroten und Psychen. In der Mitte ist am deutlichsten ein Erote mit Kithara im langen Gewand des Kitharöden und mit einem Kranz auf dem Kopf, links von ihm steht eine dunkel gekleidete Psyche mit 4 Flügelchen und nochmals am linken Bildrand ein weiterer Erote, dieser ohne Kranz. Rechts neben dem Kitharöden erkennt man einen Requisitenkasten, an dem sich ein weiterer Erote zu schaffen macht, davor kniet eine weitere Psyche. Das Spiel mit der Kithara deutet auf eine Vorbereitung zum lyrischen Chor, während beim dramatischen Chor das Flötenspiel vorherrschte.
Literatur: Real Museo Borbonico XV 47; Zahn III 52; Helbig 766; S. Reinach, Répertoire des Peintures Grecques et Romaines (Paris 1922) 93,1; P. Herrmann, Denkmäler der Malerei des Altertums, I (München 1904-38) 82 Taf. 64 l.; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 249; PPM IX 279 Abb. 202.
4 Statuetten von Gladiatoren
Die Statuetten stammen aus einem Annexraum am Atrium des Hauses.
Lit.: Unter dem Vulkan. Meisterwerke der Antike aus dem Archäologischen Nationalmuseum Neapel, Die grossen Sammlungen, 2 Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, 17. Februar bis 5. Juni 1995 (Köln 1995) 156 f. Kat.-Nr. 49 A-D; M. Langner, Geschenke zum Fest - Terracottastatuetten im römischen Wohnhaus, Antike Welt 2013, Heft 6, 58. 61 f. Abb. 5a-d.