Der frühe athenische Tragödiendichter war ein Sohn des Polyphrasmon und benannte nach diesem auch seinen eigenen Sohn Polyphrasmon. Er ist nicht mit dem
Komödiendichter und einem weiteren Tragödiendichter, einem Sohn des Melanthas, zu verwechseln, schließlich gab es auch einen Schauspieler dieses Namens. Dieser älteste Phrynichos lebte ca. 540-470 v.Chr.
Testimonia
Aelian, var. hist. III 8.
Anonymus, de comoedia 9 (Kaibel).
Lit.: F. Dübner, Scholia graeca in Aristophanem (Paris 1877) XV z 42.
Aristophanes, Frösche 910 ff. 1298 ff.; Thesm. 164; Vesp. 220; Vögel 750.
Athenaios I (26d); VI (250b); XIII (603f); XIV (631a)
Pausanias X 31,4.
Plutarch, Themistokles 5,4.
Plutarch, quaest. conv. I 5 (615a).
Plutarch VIII 9,3 (732f):
„... Takt und Harmonie haben ihre bestimmten Verhältnisse, aber niemand ist imstande, die beim Leierspiel, beim Singen und Tanzen begangenen Fehler zu zählen. Ja der Tragödiendichter Phrynichos sagt von sich selbst:
Formen gab mir der Tanz so viel, als Wogern im Meer
Eine stürmische Nacht mitten im Winter erregt.'” (Übers. H. Conrad)
Plutarch, de musica XX (1137a).
Suda φ 762 s.v. Phrynichos (
online):
Φρύνιχος, Πολυφράδμονος ἢ Μινύρου, οἱ δὲ Χοροκλέους•Ἀϑηναῖος, τραγικός, μαϑητὴς Θέσπιδος τοῦ πρώτου τὴν τραγικὴν εἰσενέγκαντος. ἐνίκα τοίνυν ἐπὶ τῆς ξζʹ ὀλυμπιάδος. οὗτος δὲ πρῶτος ὁ Φρύνιχος γυναικεῖον πρόσωπον εἰσήγαγεν ἐν τῇ σκηνῇ, καὶ εὑρετὴς τοῦ τετραμέτρου ἐγένετο. καὶ παῖδα ἔσχε τραγικὸν Πολυφράσμονα. τραγῳδίαι δὲ αὐτοῦ εἰσιν ἐννέα αὗται• Πλευρωνία, Αἰγύπτιοι, Ἀκταίων, Ἄλκηστις, Ἀνταῖος ἢ Λίβυες, Δίκαιοι ἢ Πέρσαι ἢ Σύνϑωκοι, Δαναΐδες.
„Phrynichos, Sohn des Polyphrasmon oder des Minyros, nach anderen des Chorokles. Athener, Tragödiendichter, Schüler des Thespis, der als erster die Tragödie eingeführt hat. Er siegte in der 67. Olympiade (511-508 v.Chr.). Dieser Phrynichos hat als erster die weibliche Maske auf die Bühne gebracht und ist der Erfinder der Tetrameter geworden. Als Sohn hatte er den Tragödiendichter Polyphrasmon. Dies sind seine 9 Tragödien: Die Frauen von Pleuron, Die Ägypter, Aktaion, Alkestis, Antaios oder die Libyer, Die Gerechten oder Die Perser oder Die Beisitzer, Die Danaiden.”
Ausgaben und Literatur
A. Nauck, Tragicorum Graecorum Fragmenta (Leipzig 1887) 720-725.
F. Marx, Der Tragiker Phrynichus, Rheinisches Museum für Philologie 77, 1928, 348–351.
RE XX (Stuttgart 1941) 911-917 s.v. Phrynichos Nr. 4 (von Blumenthal).
M. Bieber, The history of the Greek and Roman theater (Princeton 1961) 19-20.
B. Snell (Hrsg.), Tragicorum Graecorum Fragmenta, I. Didascaliae ... (Göttingen 1971) 69-80.
Der Kleine Pauly, IV (München 1979) 827-828 s.v. Phrynichos Nr. 3 (F. Stoessl).
B. Gauly u.a. (Hrsg.), Musa tragica. Die griechische Tragödie von Thespis bis Ezechiel. Ausgewählte Zeugnisse und Fragmente griechisch und deutsch, Studienhefte zur Altertumswissenschaft, 16 (Göttingen 1991) 40-48.
Der Neue Pauly, 9 (Stuttgart 2000) 970–971 s.v. Phrynichos Nr. 1.
weblinks:
Werke
Αἰγύπτιοι, Die Ägypter
Lit. und Ausgaben:
Ἀκταίων, Aktaion
Der Mythos des Aktaion wurde auch in den 'Toxotides' des Aischylos behandelt, anderes ist über das Drama nicht bekannt.
Lit. und Ausgaben:
Ἀλκήστις, Alkestis
Eine Tragödie des Titels 'Alkestis' ist ebenfalls von Euripides bekannt.
Lit. und Ausgaben: A. Lesky, Alkestis, der Mythos und das Drama, SAWW 203,2, 1925, 63 ff.; L. Weber, Alkestis, Rheinisches Museum 79, 1930, 35-43.
Ἀνδρομέδα, Andromeda
Lit. und Ausgaben:
Ἀνταῖος ἢ Λίβυες, Antaios oder die Libyer
Ein Schauspiel 'Antaios' ist auch von Archestratos bekannt.
Antaios war ein in Libyen lokalisierter Gigant, der alle Durchreisenden zwang, mit ihm zu ringen, diese natürlich bezwang und anschließend tötete. Aus den Köpfen der Besiegten baute er einen Tempel für seinen Vater Poseidon. Erst in Herakles fand er seinen Meister, nach verbreiteter Version des Mythos indem er ihn in die Luft hob und ihm so den Kraftzufluss seiner Mutter, der Gê, abschnitt. Aus Scholion Arist. ranae 688 geht hervor, dass sich der Inhalt des Stückes vornehmlich um das Ringen drehte. Die Sage ähnelt dem Alkyoneus-Mythos.
Lit. und Ausgaben:
Δαναίδες, Die Danaïden
Lit. und Ausgaben:
Δίκαιοι ἢ Πέρσαι ἢ Σύνϑωκοι,
Lit. und Ausgaben: G. Nenci, Per una interpretazione storiografica del proemio dei Persiani, Parola del Passato 5, 1950, 215-223; C. Anti, Il vaso di Dario e i Persiani di Frinico, Archeologia Classica 4, 1952, 23-45; S. Mazzarino, Sui Δίκαιοι ἢ Πέρσαι ἢ Σύνϑωκοι di Frinico, Rheinisches Museum 100, 1957, 200.
Ἠριγόνη, Erigone
Lit. und Ausgaben:
Μιλήτου ἅλωσις, Die Einnahme von Milet
Aelian, var. hist. XIII 17.
Ammianus Marcellinus XXVIII 1,4.
Herodot VI 21:
„ ... Anders handelten die Athener: Sie gaben ihrem Schmerz über den Fall Milets auf verschiedene Weise Ausdruck. So dichtete Phrynichos ein Drama 'Der Fall Milets'. Als es zur Aufführung gelangte, weinten alle Hörer im Theater. Phrynichos musste 1000 Drachmen Strafe zahlen, weil er das Unglück ihres eigenen Stammes wieder aufgerührt hatte. Weiterhin bestimmten die Athener, niemand dürfe mehr dieses Drama aufführen." (Übers. J. Feix)
Plutarch, praecepta gerendae rei publicae 814b.
Strabo XIV 635.
Lit. und Ausgaben: Z. Freymuth, Zur ΜΙΛΗΤΟΥ ΑΛΩΣΙΣ des Phrynichus, Philologus 9, 1955, 51–69; G. Manganaro, La Μιλητου αλωσις di Frinico e l'oracolo epiceno per Argos e Mileto, Rivista di Filologia 38, 1960, 113-123; D. Rosenbloom, ‘Shouting “Fire” in a Crowded Theater: Phrynichos’s Capture of Miletos and the Politics of Fear in Early Attic Tragedy’, Philologus 137,2, 159–196 (academia.edu).
Πλευρώνιαι, Die Frauen von Pleuron
Pausanias X 31,4:
„Die Geschichte von dem Holzscheid aber, dass es von den Moiren der Althaia gegeben wurde und Meleager nicht eher den Tod finden sollte, als bis das Scheid vom Feuer verzehrt worden sei, und dass Althaia es im Zorn verbrannte, auf diese Geschichte hat zuerst Phrynichos , der Sohn Polyphrasmons, in dem Stück 'Die Pleuronierinnen' hingewiesen:
'Dem grausigen Geschick
entrann er nicht, und die schnelle Flamme verzehrte ihn,
da das Holzscheid vernichtet wurde durch die schreckliche,
Böses sinnende Mutter.'
Phrynichos hat aber diese Geschichte wohl nicht weiter ausgeführt, wie jemand eine eigene Geschichte ausführen würde, sondern sie nur berührt, weil sie damals schon in der ganzen griechischen Welt bekannt war." (Übers. nach E. Meyer)
Lit. und Ausgaben: Nauck 721-722 fr. 5-6.
Τάνταλος, Tantalos
Andere griechische Tragödien des Titels 'Tantalos' sind von Aristarchos,
Aristias und
Sophokles bekannt. In der römischen
Pantomime zählte der Stoff zum Standardrepertoire.
Lit. und Ausgaben:
Τρώïλος, Troilos
Lit. und Ausgaben:
Φοίνισσαι, Die Phönizierinnen
476 aufgeführtes Drama um die Trauer der Frauen der bei Salamis gefallenen Perser und Vorbild für 'Die Perser' des
Aischylos.
Lit. und Ausgaben: F. Stoessl, Die Phoinissen des Phrynichos und die Perser des Aischylos, Museum Helveticum 1945, 148-165.