Naevius war ein griechischer Dichter aus Kampanien und lebte von ca. 265 bis 204 v.Chr. Im ersten punischen Krieg war er Soldat. Von seinen Komödien und Tragödien sind nur Fragmente überliefert. Im Jahre 235 v.Chr. soll seine erste Aufführung stattgefunden haben.
Mit den togatae 'Romulus' und 'Clastidium' wurden 195 v. Chr. zum ersten Mal Tragödien im griechischen Stil mit national-römischen Stoffen öffentlich aufgeführt: die römische Gründungssage und der Sieg über den Gallierhäuptling Viridumar im Jahre 222 v. Chr. bei Clastidium in der Po-Ebene. Römische Helden traten in der toga praetexta auf.
Bekannt sind seine Angriffe auf die römische Aristokratie; schließlich mußte er ins nordafrikanische Utica ins Exil, wo er starb.
Testimonia
Cicero, Brutus 60:
At hic Cethegus consul cum P. Tuditano fuit bello Punico secundo quaestorque his consulibus M. Cato modo plane annis CXL ante me consulem; et id ipsum nisi unius esset Enni testimonio cognitum, hunc vetustas, ut alios fortasse multos, oblivione obruisset. illius autem aetatis qui sermo fuerit ex Naevianis scriptis intellegi potest. his enim consulibus, ut in veteribus commentariis scriptum est, Naevius est mortuus; quamquam Varro noster diligentissumus investigator antiquitatis putat in hoc erratum vitamque Naevi producit longius. nam Plautus P. Claudio L. Porcio viginti annis post illos quos ante dixi consulibus mortuus est Catone censore.
„Dieser Cethegus war nun Konsul zusammen mit Publius Tuditanus im 2. Punischen Krieg, Quästor war in diesem Konsulatsjahr Marcus Cato, gerade nur 140 Jahre vor meinem eigenen Konsulat. Und wären diese Dinge nicht durch das Zeugnis einen einzelnen Mannes, des Ennius, bekannt, so hätte der Gang der Zeit auch ihn - wie viele andere auch - in Vergessenheit begraben. Welcher Art der Stil jener Epoche war, läßt sich am besten aus den Schriften des Naevius erkennen. Im selben Konsulatsjahr ist Naevius nämlich, wie in den alten Aufzeichnungen geschrieben steht, gestorben. Aber unser Freund Varro, der überaus gründliche Altertumsforscher, hält das für einen Irrtum und setzt das Leben des Nävius länger an. Denn Plautus ist erst im Konsulatsjahr von Publius Claudius und Lucius Porcius, 20 Jahre nach dem obigen Konsulatsahr gestorben, als Cato Zensor war. " (Übers. nach B. Kytzler).
Civero, Brutus 75.
Cicero, Cato 50.
Gellius I 24,1-2:
Tria epigrammata trium veterum poetarum, Naevii, Plauti, Pacuvii, quae facta ab ipsis sepulcris eorum incisa sunt. Trium poetarum inlustrium epigrammata, Cn. Naevii, Plauti, M. Pacuvii, quae ipsi fecerunt et incidenda sepulcro suo reliquerunt, nobilitatis eorum gratia et venustatis scribenda in his commentariis esse duxi. Epigramma Naevi plenum superbiae Campanae, quod testimonium iustum esse potuisset, nisi ab ipso dictum esset:
inmortales mortales si foret fas flere,
fierent divae Camenae Naevium poetam.
itaque postquam est Orcho traditus thesauro,
obliti sunt Romae loquier lingua Latina.
„Die von den berühmten drei Dichtern Cn. Naevius, (Maccius) Plautus und M. Pacuvius hinterlassenen, selbst verfassten und zur Inschrift auf ihr Grabmal bestimmten Epigramme glaube ich ihrer Feinheit und Anmut wegen in dieser Abhandlung aufzeichnen zu müssen. (2) Die Grabinschrift des Naevius schmeckt stark nach campanischer Hoffarth, denn sein Inhalt würde nur dann als ein wohlverdientes Zeugnis für ihn gelten können, wäre das Gedicht nicht von ihm selbst verfaßt und herausgegeben. Es lautet:
Wenn Göttern um den Menschen Totentrauer ziemte,
Den Dichter Naevius weinten göttliche Camenen
Dieweil, seit er hinunter zu den Schatten abschied,
Verschollen ist in Rom der Ruhm der röm'schen Rede."
Gellius III 3,15:
Sicuti de Naevio quoque accepimus fabulas eum in carcere duas scripsisse, Hariolum et Leontem, cum ob assiduam maledicentiam et probra in principes civitatis de Graecorum poetarum more dicta in vincula Romae a triumviris coniectus esset. Unde post a tribunis plebis exemptus est, cum in his, quas supra dixi, fabulis delicta sua et petulantias dictorum, quibus multos ante laeserat, diluisset.
„So haben wir uns auch sagen lassen, dass Naevius zwei seiner Stücke im Gefängnis geschrieben habe, den 'Wahrsager' und den 'Leon', als er nach Art der griechischen Komödiendichter seine Tadelssucht und seine Vorwürfe mit rücksichtslosem Freimut ununterbrochen gegen die ersten Männer im Staat (gegen die Metelli und die Scipionen) hatte laut werden lassen und dafür in Rom von den Triumvirn mit Gefängnisstrafe belegt worden war. Daraus wurde er später mit Hilfe der Volkstribunen befreit, als er sich schließlich bereit erklärt hatte, in den beiden erwähnten Stücken Abbitte für seine Verfehlungen und Schmähungen zu leisten, durch die sich so viele gekränkt und beleidigt gefühlt hatten." (Übers. nach F. Weiss)
Lit.: H.B. Mattingly, Naevius and the Metelli, Historia 9, 1960, 414–439.
Gellius XVII 21,45-46 (lat. Text):
„(45) In eben diesem Jahr führte der Dichter Cn. Naevius seine Lustspiele vor dem Volke auf, und M. Varro sagt in dem eben zitierten ersten Buch 'Über die Dichter' von ihm, dass er im 1. Punischen Krieg im Felde gedient habe, und fügt hinzu, dass Naevius diese Tatsache selbst in seiner Dichtung erwähne, welche er über diesen Krieg verfaßt hat. Allein Porcius Licinius behauptet mit folgenden Versen, dass Naevius sich erst später auf die Dichtkunst verlegt habe:
Erst im zweiten Römerkrieg begab die Mus beschwingten Schritts
Sich hinein zum wilden rauhen Kriegervolk des Romulus.'
(46) Ungefähr 15 Jahre später wurde der Krieg gegen die Punier wieder aufgenommen." (Übers. nach F. Weiss)
Plautus, miles gloriosus 211.
Die Verse des Plautus werden auf den Gefängnisaufenthalt des Naevius bezogen.
Horaz, epistulae II 1, 50-65.
Literatur und Ausgaben
RE Suppl. VI (Stuttgart 1935) 622 ff. s.v. Naevius (E. Fraenkel).
E.V. Marmorale (Hrsg.), Naevius poeta (Florenz 19533).
weblinks
http://de.wikipedia.org/wiki/Gnaeus_Naevius
Werke
Acontizomenus (Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Aesiona (Tragödie)
Ausgaben und Lit.:
Agitatoria (Rennkomödie)
Ausgaben und Lit.:
Agrypnuntes („Die Schlaflosen", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Andromache
Ausgaben und Lit.:
Appella (Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Astiologa (Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Carbonaria („Kohlenkomödie“)
Ausgaben und Lit.:
Clastidium
Ausgaben und Lit.:
'Clastidium' war eine togata, d.h. ein Drama nach griechischer Art, aber mit einem nationalrömischen Inhalt. Hier ging es um den Sieg bei Clastidium im Jahre 222 v.Chr. über den Gallier Viridumar.
Colax („Der Schmeichler," Komödie, vgl. Menander)
Ausgaben und Lit.:
Corollaria (Kranzkomödie)
Ausgaben und Lit.:
Danae (Tragödie)
Ausgaben und Lit.:
Dementes („Die verrückten", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Dolus („Der Trick", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Equus Troianus
Das Stück behandelte die Abstammung der Römer aus Troja, eine Tragödie gleichen Titels ist von Livius Andronicus bekannt.
Ausgaben und Lit.:
Glaucoma (Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Hariolus („Der Weissager", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Hector Proficiscens (Tragödie)
Ausgaben und Lit.:
Iphigenia
Ausgaben und Lit.:
Leo („Der Löwe", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Lycurgus (Tragödie)
In der nach dem thrakischen König der Edoner benannten Tragödie geht es um die Gegner des Dionysoskultes:
Gegenstand der Sage ist, dass Dionysos Thrakien unterwerfen wollte, sich König Lykurg ihm entgegenstellte und alle Begleiterinnen des Dionysos gefangennahm. Dionysos selbst entkam, indem er sich ins Meer stürzte. Die Göttin Rhea schlug nun Lykurgos mit Wahnsinn, im Weinrausch hielt dieser seinen Sohn Dryas für einen Rebstock und tötete ihn mit einer Axt, indem er ihm die Glieder abhackte. Thrakien wurde daraufhin unfruchtbar. Dionysos kehrte zurück und verkündete den Bewohnern, dass das Land erst wieder fruchtbar werde, wenn Lykurgos getötet worden sei. Dieser wurde daraufhin von den Edonern gefangen genommen und auf dem Berg Pangaion von Pferden oder den Panthern des Dionysos zerrissen oder gefressen.
Gelegentlich finden sich in römischen Theatern Hinweise auf die figürliche Ausstattung mit Darstellungen des Lykurg-Mythos:
Ausgaben und Lit.:
Nautae („Die Schiffer", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Paelex ("Die Konkubine", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Personata („Die Frau mit der Maske", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Projectus (Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Quadrigemini („Vierlinge", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Romulus, oder Alimonium Romuli et Remi („Das Säugen von Romulus und Remus")
Das Stück 'Romulus' war eine togata, d.h. eine Tragödie im griechischen Stil mit einem nationalrömischen Inhalt, in dem die Hauptpersonen in der toga praetexta auftraten.
Darstellungen von Romulus und Remus gehörten gelegentlich zur Ausstattung römischer Theater, was aber eher als Hinweis auf den Mythos im Allgemeinen als auf die Tragödie des Naevius zu verstehen sein wird (Troja, Theater A).
Ausgaben und Lit.:
Stalagmus (Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Stigmatias („Der Tätowierte", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Tarentilla (“Die Tarentinerin”)
Die Tarentilla (Die kleine Tarentinerin, Das Mädchen aus Tarent) ist als einzige Komödie in größerem Umfang rekonstruierbar. Insgesamt sind 100 Verse erhalten.
Ausgaben und Lit.: M. Barchiesi, La Tarentilla revisitata: studi su Nevio comico (Pisa 1978).
Triphallus (“Der Mann mit drei Gliedern", Komödie)
Ausgaben und Lit.:
Tunicularia (Hemdenkomödie)
Ausgaben und Lit.:
Figulus („Der Töpfer", Komödie)
Ausgaben und Lit.: