- Troja, Theater A (Photo: Cl. Philippe).
Inschriften
Ehreninschrift für Malusios aus Gargara für den Bau des Theaters, Sylloge3 330 (306 v. Chr.):
„Beschluß der Synhedroi: Da Malusios, der Sohn des Bakchios, aus Gargara, sich fortgesetzt als trefflicher Mann gegenüber dem Heiligtum der Athena Ilias und den Städten erweist und schon früher vielfach dem Synhedrion und den Städten nützlich wurde, indem er sowohl für Bauwerke des Heiligtums und der Panegyris und für die abgeschickten Gesandtschaften und für das Sonstige der Panegyris Nützliche zinslose Darlehen gab, als auch überhaupt jegliche Geneigtheit bei allen Gelegenheiten mit großem Wohlwollen zeigte, und da er jetzt für die an
Antigonos abgeschickte Gesandtschaft zinslose 300 Goldmünzen vorstreckte und für die Fertigstellung des Theaters Geld nach Ilion brachte und den Aufsehern gab, soviel sie erbaten, 1.450 Goldmünzen ohne Zinsen. Da Malusios fortgesetzt bei allen Gelegenheiten bereitwillig Nutzbringendes für die Göttin und die Städte tut und sagt, zum guten Gelingen, mögen die Synhedroi beschließen: Man soll Malusios, den Sohn des Bakchios, aus Gargara, loben und am gymnischen Agon wegen seines ausgezeichneten Verhaltens gegenüber dem Heiligtum und der Panegyris und der Gemeinschaft der Städte mit einem goldenen Kranz im Wert von 1.000 Drachmen bekränzen und ihm die Atelie verleihen in der Form, in der sie ihm verliehen worden ist. Und man soll auch seinen Nachkommen Steuerfreiheit bei Verkäufen und Käufen gewähren. Die Agonotheten sollen diesen Beschluß auf einer Stele aufzeichnen und im Heiligtum der Athena aufstellen. Die Bewohner von Gargara mögen dafür sorgen, daß alle erfahren, daß die Gemeinschaft der Städte den für sie wirklich guten Männern Dank abzustatten weiß. Beschluß der Synhedroi: Da Malusios, als die Synhedroi betreffs der Freiheit und Autonomie der Städte, die am Heiligtum und der Prytanis teilhaben, Gesandte an den König schickten, den Abgesandten zinslose Darlehen vorsreckte, wieviel die Synhedroi befahlen, und da er für ein Bühnengebäude zinslose Darlehen gab und auch sonst bereitwillig aushilft, wozu immer das Synhedrion auffordert, zum guten Gelingen, mögen die Synhedroi beschließen: Man soll Malusios, den Sohn des Bakchios, aus Gargara, loben, weil er ein trefflicher Mann in Bezug auf das Heiligtum und die Panegyris und die Gemeinschaft der Städte, und man soll ihn mit einem goldenen Kranz im Wert von 1.000 Drachmen am gymnischen Agon bekränzen. Man soll dieses Delkret auf der Stele verzeichnen, welche man über die Synhedrion-Tätigkeit des Malusios im Heiligtum aufstellen wird, und die Bewohner von Gargara mögen dafür sorgen, daß alle erfahren, daß die Gemeinschaft der Städte den für sie wirklich vortreflichen Männern Dank abzustatten weiß. Beschluß der Synhedroi: Da Malusios dazu auffordert, daß das Synhedrion ihm sogleich mitteilt, wieviel Geld es für das Theater von ihm erbittet und für die anderen Gdebäude und die Opfertiere und die Gesandtschaft, und da er sagt, daß er bereit sei, in Gegenwart der Synhedrioi gleich alles zu übergeben, zum guten Gelingen, mögen die Synhedroi beschließen: Man soll Malusios mitteilen, den Agonotheten ein zinsfreies Darlehen in Höhe von 3.500 Goldmünzen zu gewähren, einschließlich der im Vorjahr geschuldeten Summe. Die
Agonotheten sollen, was sie nötig haben, verbrauchen, den Rest im Heiligtum deponieren. Wenn etwas übrig bleibt, nachdem die Bauarbeiten vergeben sind, soll man es Malusios zurückgeben. Beschluß der Synhedroi: Da Malusios, der Sohn des Bakchios, aus Gargara, sich fortgesetzt als trefflicher Mann gegenüber dem Heiligtum der Athena Ilias und das Synhedrion erweist, mögen die Synhedroi beschließen: Man soll Malusios mit einem goldenen Kranz im Wert von 30 Goldmünzen bekränzen, man soll ihn bei den Panathenäen unter Namensnennung auf Ehrenplätze bitten. Die Ehrenplätze sollen für ihn und seine Nachkommen bestehen. Die Agonotheten sollen dieses Dekret auf einer Stele verzeichnen und im Heiligtum der Athena aufstellen. Beschluß der Synhedroi: Da Malusios sich fortgesetzt als trefflicher Mann gegenüber dem Heiligtum der Athena Ilias und die Gemeinschaft der Städte und die Panegyris erweist, zum guten Gelingen, mögen die Synhedroi beschließen: Jede der Städte, die am Heiligtum und an der Panegyris teilhaben, soll die Ehrungen, mit denen Malusios vom Synhedrion ausgezeichnet woren ist, aufzeichnen und die die Stele an der für jede stadt geswetzmäßigen Stelle aufstellen. Simalos aus Lampsakos stellte den Antrag: Da Malusios aus Gargara …“
Lit.: P. Frisch, Die Inschriften von Ilion. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 3 (Bonn 1975) Nr. 1 mit deutscher Übersetzung; H. Schwingenstein, Die Skulpturenausstattung des griechischen Theatergebäudes. Münchener archäologische Studien 8 (München 1977) 81 Anm. 6; L. Migeotte, L.’Emprunt public dans les cités grecques. Recueil de documents et analyse critique (Quebec - París 1984) Nr. 79; Frank Verkinderen, The Honorary Decree for Malousios of Gargara, Tyche 2, 1987, 247-269; Ch. Brian Rose, Studia Troica 1, 1991, 69 ff.; ders., Studia Troica 2, 1992, 45-49; F. Quaß, Die Honoratiorenschicht in den Städten des griechischen Ostens (Stuttgart 1993) 204.
IK 3-Ilion 158 (
PHI):
Lit.: Schliemann, Troja 262; Fensterbusch Nr. 12; P. Frisch, Die Inschriften von Ilion (Bonn 1975) 244 Nr. 158.
Beschreibung
Das griechische Theater liegt unterhalb des Siedlungskerns von Ilion an einem natürlichen Hang und kann aufgrund einer Stifterinschrift in das Jahr 306 v. Chr. datiert werden. Aus augusteischer Zeit stammt die scaenae frons mit 3 Etagen in dorischer, ionischer und korinthischer Ordnung. Der Skene sind Ziegel mit dem Stempel ΘΕΑΤΡΟ[Ν zuzuweisen. Die Segmente des Zuschauerrundes trugen die Namen trojanischer Helden.
Ausstattung
Romulus-und-Remus-Relief:
Lit.: C. Dulière, Lupa romana. Recherches d’iconographie et essai d’interpretation (Brüssel – Rom 1979) 122. 229.
Literatur
W. Dörpfeld, Troja und Ilion (Athen 1902) 239-240 Taf. 2.
C.W. Blegen, Troy, I (Princeton 1950) 9-10 Abb. 123-122. 417.
D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore, IV (Rom 1974) 12 Abb. 5.
E. Akurgal, Ancient civilisations and ruins of Turkey (Istanbul 1978) 62.
C.B. Rose, American Journal of Archaeology 95, 1991, 314 (JSTOR).
C.B. Rose, The Theater of Ilion, Studia Troica I (1991) 69-77.
C.B. Rose, The 1991 post-bronze age excavations at Troia, Studia Troica, II (Mainz 1992) 46-49 Taf. 4,1-2.
P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, III (Rom 1994) 447. Abb.
H. R. Goette, Griechische Theaterbauten der Klassik – Forschungsstand und Fragestellungen, in: E. Pöhlmann, Studien zur Bühnendichtung und zum Theaterbau der Antike. Studien zur klassischen Philologie 93 (Frankfurt 1995) 32.
D. Hertel, Die Mauern von Troja. Mythos und Geschichte im antiken Ilion (Münchden 2003) 143-144.
C.B. Rose, Auf mythengetränktem Boden – Ilion in griechischer, römischer und byzantinischer Zeit, in: M. O. Korfmann (Hrsg.) Troia, Archäologie eines Siedlungshügels und seiner Landschaft (Mainz 2006) 195.
Yaşar Yılmaz, Anadolu antik tiyatroları (Istanbul 20102) 160-161.
Veranstaltungen
Spiele zu Ehren der Athena Iliaka
Den zahlreichen in der unten aufgeführten Inschrift festgehaltenen Informationen ist hinzuzufügen, dass die Verehrung Antiochos’ I. im Rahmen eines Kultes an diesem Fest bekannt gemacht werden sollte.
Lit.: Chr. Habicht, Gottmenschentum und griechische Städte. Zetemata 14 (München 1970) 83-85.
Inschrift über die Finanzierung des Festes der Athena-Ilias, OGIS 444:
„ Übereinkunft und Abkommen zwischen den Städten über das Fest. … Kranz als Siegespreis. Die Festprozession ist auch jetzt so wie früher zu veranstalten und durchzuführen. Das Opfer ist so wie früher darzubringen. Die Kühe sind aus der Einnahme von allen Feldern zu kaufen, die von der Göttin verpachtet sind. Man soll der Göttin nach dem überlieferten Gesetz eine weitere Kuh opfern, so wie dem Zeus Polieus und ebenfalls allen Göttern, so wie es gesetzlich niedergelegt ist. Das Salböl sollen auch jetzt die Agonotheten und die Synhedroi zur Verfügung stellen, indem sie es für die künftige Pachteinnahme vorausstellen. Und was die Bühnenagone und die Vorträge betrifft, sollen sie die Agonotheten und die Synhedroi durchführen, indem sie die Kosten für die künftigen Einnahmen vorlegen. Der gymnische und hippische Agon soll bei den Großen Panathenäen stattfinden. Indessen soll man auch bei den Kleinen Panathenäen in gemeinsamer Entscheidung der Agonotheten und Synhedroi soviel wie möglich von der Einnahme reservieren. (weitere Bestimmungen) …“
Lit.: IGRR IV 197; Supplementum Epigraphicum Graecum 4, 661; P. Frisch, Die Inschriften von Ilion. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 3 (Bonn 1975) Nr. 10; K. Brodersen – W. Günther – H. H. Schmitt, Historische griechische Inschriften in Übersetzung, III. Der griechische Osten und Rom (250-1 v. Chr.). Texte zur Forschung 71 (Darmstadt 1999) 155-157 Nr. 509.
Dionysien
Festspiele zu Ehren des Gottes Dionysos wurden nachweislich in zahlreichen griechischen Städten veranstaltet. Diese Feierlichkeiten fanden vor allem im Theater statt, wie im Falle von Troja auch konkret überliefert ist.
Ehreninschrift für Laodike I. und ihre Söhne, 246/44 v. Chr., P. Frisch, Die Inschriften von Ilion. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 3 (Bonn 1975) Nr. 36:
„… Die Prytanen sollen die Ehrungen alljährlich bei den Dionysien ausrufen, wenn der tragische Agon im Theater stattfindet. …“
Lit.: H. Kotsidu, τιμη και δοξα. Ehrungen für hellenistische Herrscher im griechischen Mutterland und in Kleinasien unter besonderer Berücksichtigung der archäologischen Denkmäler (Berlin 2000) 304 f. Nr. 209.
Xenien
Spiele für Seleukos I.
Aus einem Ehrendekret für Seleukos I. Nikator mit Beschluß musischer, gymnischer und hippischer Agone geht hervor, dass zu Ehren des seleukidischen Herrschers auch Veranstaltungen musischer Art im Theater von Troja stattfanden.
OGIS 212 (281 v. Chr.):
(Text folgt)
Lit.: P. Frisch, Die Inschriften von Ilion. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 3 (Bonn 1975) Nr. 31.
Panathenäen des Koinon von Ilion
Ähnlich wie in Athen gab es auch in Troia-Ilion "Große" und "Kleine"
Panathenäen. Ihre Gründung in Ilion hängt vermutlich mit dem Aufblühen der Stadt seit der Zeit des frühen Hellenismus zusammen als sowohl ein neuer Tempel der Athena Ilias als auch ein Städtebund gegründet wurden. Die bevorzugte Stellung Ilions hing mit ihrer Identifikation mit dem Troja Homers zusammen und dokumentierte sich etwa im Kultbild des neuen Athenatempels, der eine Nachbildung des legendären Palladions war. Man wird vermuten dürfen, dass auch Rhapsoden bei Gelegenheit des Festes die Heldentaten aus Ilias und Odyssee rezitierten. Konkreter legen zwei Inschriften Zeugnis über den Ablauf der Panathenäen ab, die u. a. einen Wettbewerb von Tragödienaufführungen im Theater belegen.
Inschrift, P. Frisch, Die Inschriften von Ilion. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 3 (Bonn 1975) Nr. 10 (77 v. Chr.):
(Text folgt)
Ehrungen für einen Gymnasiarchen im Theater, P. Frisch, Die Inschriften von Ilion. Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 3 (Bonn 1975) Nr. 2:
„… und die Agonotheten sollen sowohl am Agon der Tragödien wie an dem der Athletik ausrufen lassen: „Die Ilier und die Städte, die am Agon und Fest teilnehmen, ehren Kydimos aus
Abydos mit einem goldenen Kranz und einem ehernen Standbild, ihn, der an den Kleinen und Großen Panathenäen schön und gemäß der Würde seines Vaterlandes und der Panegyris Gymnasiarch war.“ Man soll das Standbild im Heiligtum der Athena aufstellen und darunterschreiben: „Die Ilier und die Städte, die am Agon und Fest teilnehmen, ehren Kydimos aus Abydos mit einem goldenen Kranz und einem ehernen Standbild, ihn, der an den Kleinen und großen Panathenäen schön und gemäß der Würde seines Vaterlandes und der Panegyris Gymnasiarch war.“ … Man soll aber auch eine Verkündung des Standbildes und des Kranzes an den Dionysien und Xenien im Theater vornehmen. …“
Lit.: Alan H. Shapiro, Mousikoi Agones: Music and Poetry at the Panathenaia, in: Jenifer Neils (Hrsg.), Goddess and Polis. The Panathenaic Festival in Ancient Athens (Princeton 1992) 72-75;Ch. Brian Rose, Ilion in griechischer und römischer Zeit, in: Troia - Traum und Wirklichkeit, Begleitband zur Ausstellung (Stuttgart 20012) 182-183.