Aspendos, römisches Theater, porticus in summa cavea (Photo: G. Krämmer)

Inschriften

Zwei Widmungsinschriften in griechisch bzw. lateinisch an die Götter und das Kaiserhaus datieren unter Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) oder Lucius Verus und Marc Aurel (161-168 n. Chr.):

Aspendos, römisches Theater, Weihinschrift CIG 4342d; CIL III 231a (Photo: G. Krämmer).
CIG 4342d; IGRR III 803; CIL III 231a:

Dis patris et domui Aug(ustae)
ex testamento A(uli) Curti Crispini A(ulus) Curtius Crispinus Arr[u]n-
tian[us] et A(ulus) Curtius Auspicatus T[iti]nnianus fecerunt
ϑεοῖς πατρίοις καὶ τῷ οἴκῳ τῶν Σεβαστῶν
ἐκ διαϑήκης Α. Κουρτίου Κρεισπείνου Α. Κούρτιος Κρεισπεῖ-

νος Ἀρρουντιανὸς καὶ Α. Κούρτιος Αὐσπικᾶτος Τιτιννιανὸς
                  ἐποίησαν.

Für die väterlichen Götter und das Kaiserhaus haben nach dem Testament des Aulus Curtius Crispinus, Aulus Curtius Crispinus Arruntius und Aulus Curtius Auspicatus Titinnianus ausführen lassen."

Literatur: Ph. Le Bas - W. H. Waddington, Inscriptions grecques et latines en Grèce et en Asie Mineure (Paris 1870) 355 Nr. 1379 (Öffnet externen Link in neuem Fenstergoogle-Buch).

Aspendos, Weihinschrift des Theaters CIL III 231b (nach: Lanckoronski).
Aspendos, links und rechts oben Teile der Weihinschrift des Theaters CIL III 231b (Photo: G. Krämmer).
Weihinschrift auf den Sockeln der oberen Ordnung der scaenae frons; CIL III 231b:

A(ulus) Curtius Crispinus Arrun[tianus et Curtius Auspicatu]s Titinnianus


Literatur: Ph. Le Bas - W. H. Waddington, Inscriptions grecques et latines en Grèce et en Asie Mineure (Paris 1870) 355 Nr. 1378 (Öffnet externen Link in neuem Fenstergoogle-Buch); D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore IV (Rom 1974) 231 Nr. 26;  F. Quaß, Die Honoratiorenschicht in den Städten des griechischen Ostens (Stuttgart 1993) 216; M. C. Sturgeon, Dedications of Roman Theatres, in: ΧΑΡΙΣ: Essays in Honor of Sara A. Immerwahr, Hesperia Supplement 33 (Athen 2004) 423.

Zwei Ehreninschriften für den Architekten Zeno, CIG 4342d:

--- [σὺν παντὶ τῷ ἐπι]κειμενῷ κόσμῳ Ζήνων [Θεοδώρου αρχιτ]έκτων τοῦ ϑεάτρου ἀνέϑηκε [κ]αὶ α[πέδωκεν εἰς ἀγώνα] γυμνικὸν γενέϑλιον τοῦ ϑεάτρου (δηνάρια) τρισχείλια ---

„ ... mit allem unten aufgeführten Dekor, hat Zenon, Sohn des Theodoros, der Architekt des Theaters, aufgestellt und 3.000 (Denare) für einen gymnischen Wettkampf anlässlich der Einweihung des Theaters ... "

Literatur: Ph. Le Bas - W. H. Waddington, Inscriptions grecques et latines en Grèce et en Asie Mineure (Paris 1870) 356 Nr. 1381 (Öffnet externen Link in neuem Fenstergoogle-Buch); D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore, IV (Rom 1974) 232; W. Müller, Architekten in der Welt der Antike (Zürich – München 1989) 211; Öffnet externen Link in neuem FensterM.-Chr. Hellmann, Les signatures d'architects en langue grecque, ZPE 104, 1994, 157 Nr. 19 (Öffnet externen Link in neuem FensterJSTOR).

Aspendos, Zuschauerraum des römischen Theaters (Photo: Th. Weber).
Aspendos, römisches Theater, Grundriss (nach: Lanckoronski).
Aspendos, römisches Theater (Photo: W. Taube).
Aspendos, römisches Theater (Photo: E. Baltes).
Aspendos, römisches Theater (Photo: F. Negroni).
Aspendos, römisches Theater, Mittelgiebel in der scaenae frons mit Darstellung des aus dem Akanthusbusch wachsenden Dionysos (Photo: G. Krämmer).
Aspendos, römisches Theater, Gebälkverkröpfung der unteren Etage der scaenae frons mit figürlich verzierten Kassettenreliefs (Photo: W. Taube).
Aspendos, rekonstruierte scaenae frons des Theaters (nach: Lanckoronski).
Aspendos, Maskendarstellung aus einer Kassette des Bühnendaches (Photo: W. Taube).
Aspendos, römisches Theater, Rückseite des Bühnenhauses, rechts und links die Eingänge mit den lateinisch/griechischen Weihinschriften (nach: Lanckoronski).
Aspendos, Bühnenhaus des römischen Theaters.

 

Beschreibung


Das Theater von Aspendos ist neben jenen von Öffnet internen Link im aktuellen FensterBosra und Öffnet internen Link im aktuellen FensterOrange das besterhaltene Theater der Antike.

Es handelt sich um ein in Teilen an einen Hang gebautes, halbkreisförmiges römisches Theater. Die dennoch umfangreichen Substruktionen des Zuschauerraumes wurden nicht als Zugänge benutzt, wie es bei ebenerdig gebauten römischen Theatern der Fall ist. Den oberen der beiden Ränge konnte man durch Tore in der Außenmauer der cavea betreten. Von SW und NO verliefen von außen je 2 schrägwinklig geführte Gänge (Öffnet internen Link im aktuellen Fenstervomitoria) in einen konzentrisch verlaufenden und überwölbten Gang hinter der Podiumsmauer des oberen Sitzranges. Von diesem andernorts crypta genannten Gang führten 5 Pforten auf die praecinctio, d.h. den offenen Umgang zwischen unterem und oberem Sitzrang.

Ein anderer Eingang führte von außen durch die aditus maximi in die orchestra: Neben dem Bühnengebäude verläuft durch zwei Doppeltore in der Analemma-Wand je ein rechtwinklig umknickender Weg. Über den Eingangstoren stehen die beiden griechisch-lateinischen Weihinschriften nach der Testamentsverfügung des Aulus Curtius Crispinus durch dessen beide Söhne. Verfolgt man den Weg weiter, so gelangt man unterhalb der tribunalia in die orchestra.

Die tribunalia liegen symmetrisch über beiden aditus maximi. Sie bilden einen Balkon, hinter dem weitere Sitzstufen liegen. Diese Ehrentribünen des Spielegebers waren über eine schmale Treppe in den Paraskenien bzw. versurae erreichbar und führten durch eine kleine Tür zu ihnen.

Bühnengebäude und cavea bilden eine architektonische Einheit. Die orchestra überschreitet den Halbkreis geringfügig. Die cavea ist in 2 Ränge unterteilt, deren unterer 20 und deren oberer 21 Sitzreihen aufweist. Über der summa cavea verläuft ein Arkadengang ähnlich dem Theater in Perge. Diesen erreichte man durch weitere Eingänge in der Außenmauer der cavea. An den Enden der porticus gelangte man zu einer in der Mauer der analemma-Wand gelegenen Treppe, die in die dritte Etage des schon erwähnten Treppenhauses führte. Diese Verbindung diente den Bewegungen der Bedienmannschaft der Sonnensegel, deren Masten um das gesamte Theatergebäude verteilt waren. Enge Treppen in den Enden der cavea-Mauer waren von der porticus in summa cavea erreichbar und führten auf das Dach der porticus.

Die scaenae frons weist allein rechtwinklige Verkröpfungen auf und unterscheidet sich dadurch von der zeitgemäßen westlichen Theaterarchitektur. Dazu passend weist sie 5 anstatt der sonst üblichen 3 Tore auf. Die untere columnatio zeigt auf 10 Podien 20 ionische (?) Säulen, die obere korinthische. Vom architektonischen Schmuck der Bühnenrückwand sind vor allem die vorkragenden Giebel und Nischen erhalten. In den Kassetten der Geisonsblöcke der unteren Etage sind verschiedene Masken dargestellt. Darunter liegt eine Bukranienfries. Darüber beginnt die obere Etage der columnatio mit Podien, auf deren Vorderseite die Reste der lateinischen Bauinschrift des Aulus Curtius Crispinus Arruntianus und des Curtius Auspicatus Titinnianus erhalten sind. Über der porta regia befand sich ein Standbild des römischen Kaisers und darüber in einem Giebeltympanon eine Dionysosfigur.

Die Form des Bühnendaches konnte aus den Abarbeitungen im Mauerwerk für das Trägergerüst der Balken rekonstruiert werden. Sein Dach bestand aus einer Kassettendecke, in deren Felder wiederum Theatermasken dargestellt waren. Im obersten Teil des Bühnengebäudes sieht man an der Außenseite 17 Halterungen für die Masten der Sonnensegel (Öffnet externen Link in neuem Fenstervela): Es handelt sich um paarweise übereinander angeordnete Konsolen, deren obere ein durchgehendes Loch und deren untere ein Auflager für einen Mast besitzt. Ferner konnte man aus dem neben Orange und Bosra besterhaltenen Bühnengebäude die Maschinerie für Theateraufführungen bedienen.

Zuschauer: 20.000.

Ausstattung


D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore, IV (Rom 1974) 139 Abb. 202.

 

Literatur

Öffnet externen Link in neuem FensterCh. Texier, Description de l’Asie Mineure, III (Paris 1849) Taf. Öffnet externen Link in neuem Fenster232-Öffnet externen Link in neuem Fenster241.

K. Lanckoronski, Städte Pamphyliens und Pisidiens, I (Wien 1890) 91. 102-120; Taf. XX-XXVII.

J. Durm, Die Baukunst der Griechen, Handbuch der Architektur, II 1 (Leipzig 19103) 468 Abb. 421a.

Öffnet externen Link in neuem FensterE. R. Fiechter, Die baugeschichtliche Entwicklung des griechischen Theaters (München 1914) 91 f.; 95. 115. 123-125; Abb. 91-92.

H. Bulle, Untersuchungen an griechischen Theatern, Abhandlungen der bayerischen Akademie der Wissenschaften, philosoph.-philolog. und hist. Klasse 33 (München 1928) 267.

M. Bieber, History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 208-210. 221.

A. Neppi Madona, Gli edifici teatrali greci e ramani (Florenz 1961) 166 f.

Th. Kraus, Das römische Weltreich, Propyläen Kunstgeschichte, 2 (Berlin 1967) 176 f. Nr. 64.

D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore, III (Rom 1970) 161-174 Abb. 172-200 Taf. XXXI-XXXV; Bd. IV (Rom 1974) 15 Abb. 10; 138f. Abb. 201-202; Taf. E.

G. E. Bean, Kleinasien, 2. Türkische Südküste von Antalya bis Alanya (Stuttgart 1970) 61-65 Taf. 9. 10 unten.

W.-D. Heilmeyer, Korinthische Normalkapitelle. Römische Mitteilungen Ergänzungsheft 16 (Heidelberg 1970) 105.

M. Lyttelton, Baroque Architecture in Classical Antiquity (London 1974) 264 Taf. 184-186.

J. und H. Wagner, Die türkische Südküste (Frankfurt/Wien 1977/78) Abb. 134-135; S. 189 Abb. 34.

J. Wagner, Türkei. Die Südküste von Kaunos bis Issos. Artemis-Cicerone (München 1980) 177-180 Abb.

J.Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions, I-II (Paris 1988) 240.

P. Ciancio Rossetto/G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, III (Rom 1994) 393-395 Abb.

R. G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 91 f.Abb.

H. Brandt/F. Kolb, Lycia et Pamphylia. Orbis Provinciarum (Mainz 2005) 69 Abb. 88.

E. Burmeister, Antike griechische und römische Theater (Darmstadt 2006) 136-142 Abb.

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F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 366 Abb. 383 Taf. 122-125.

M. Hasenpflug, Der antike Theaterbau, in: Satyr – Maske – Festspiel. Aus der Welt des antiken Theaters, Katalog einer Ausstellung im Winckelmann-Museum vom 16. Juli bis 8.Oktober 2006 (Mainz – Ruhpolding 2006) 34.

U. Pappalardo, Antike Theater. Architektur, Kunst und Dichtung der Griechen und Römer (Petersberg 2007) 125-127.

Yaşar Yılmaz, Anadolu antik tiyatroları (Istanbul 20102) 206 f.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fenstermimarlik muzesi

Öffnet externen Link in neuem Fensterhttp://www.vitruvius.be/theateraspendos.htm

Öffnet externen Link in neuem Fensterhttp://www.schule-studium.de/Geschichte/Alanya-Aspendos/Region-Alanya.html