Astydamas der Jüngere

Astydamas (der Jüngere) ist ein tragischer Dichter der 2. Hälfte des 4. Jhs. Er war Urgroßneffe des Aischylos, sein Sohn gleichen Namens und sein Vater waren ebenfalls tragische Dichter. Die Unterscheidung von seinem Vater, d.h. Astydamas dem Älteren, bereitet Schwierigkeiten. Er soll 240 Tragödien verfaßt haben, eine sicherlich viel zu hoch gegriffene Zahl. Nur 18 Verse sind erhalten. Der erste seiner fünf Siege erfolgte im Jahre 372 v. Chr., 347 gewann er mit den Tragödien Achilleus, Athamas und Antigone und 340 mit dem Lykaon und dem Parthenopaios. Kurz danach, das heißt noch vor Aufstellung der Statuen der drei großen Tragiker Aischylos, Euripides und Sophokles, wurde ihm eine Öffnet internen Link im aktuellen FensterSitzstatue im Dionysos-Theater zu Athen aufgestellt, die als typenbildend für das Bildnis des sitzenden Dichters gilt.

Testimonia

Diogenes Laertios II 43.

Suda s.v. Astydamas (Adler 4264; Öffnet externen Link in neuem FensterSuda-online):

Ἀστυδάμας, νέος, υἱὸς το προτέρου, τραγικς κα ατός. δράματα αὐτοῦ Ἡρακλῆς Σατυρικὸς, Ἐπίγονοι, Αἴας μαινόμενος, Βελλεροϕόντης, Τυρὼ, Ἀλκμήνη, Φοῖνιξ, Παλαμήδης.

„Astydamas der Jüngere, Sohn des Älteren, auch dieser war Tragödiendichter. Seine Stücke sind das Satyrspiel Herakles, die Nachfahren, der Rasende Aias, Bellerophon, Tyro, Alkmene, Phönix und Palamedes."

Suda, Adler 4265 (Öffnet externen Link in neuem FensterSuda-online).

, υἱὸς Μορσίμου το Φιλοκλέους, τραγικν μϕοτέρων, ϑηναος, τραγικός. γραψε τραγδίας σμʹ, νίκησε ιεʹ. κροασάμενος δ ν σοκράτους κα τράπη π τραγδίαν.

„Astydamas, der Ältere, Sohn des Morsimos, Enkel des Philokleos, die beide Tragödendichter waren, Athener, Tragödiendichter. Er schrieb 240 Tragödien, siegte 15 mal. Er war Schüler des Isokrates und wurde zu einem Tragödiendichter."

Kommentar: In diesem Suda-Eintrag liegt bezüglich seines Werkes eine Verwechselung mit dem jüngeren Astydamas vor.

Suda s.v. sautèn epneîs, Adler 161 (=Zenobios V 100; Photios, Lexicon p. 502,23; Öffnet externen Link in neuem FensterKock fr. 190) (Öffnet externen Link in neuem FensterSuda-online):

Σαυτὴν ἐπαινεῖς, ὥσπερ Ἀστυδάμας ποτέ: Ἀστυδάμᾳ τῷ Μορσίμου εὐημερήσαντι ἐπὶ τραγῳδίας διδασκαλίᾳ Παρθενοπαίου, δοθῆναι ὑπ' Ἀθηναίων εἰκόνος ἀνάθεσιν ἐν θεάτρῳ. τὸν δὲ εἰς αὑτὸν ἐπίγραμμα ποιῆσαι ἀλαζονικὸν τοῦτο: εἴθ' ἐγὼ ἐν κείνοις γενόμην, ἢ κεῖνοι ἅμ' ἡμῖν, οἳ γλώσσης τερπνῆς πρῶτα δοκοῦσι φέρειν: ὡς ἐπ' ἀληθείας ἐκρίθην ἀφεθεὶς παράμιλλος: νῦν δὲ χρόνῳ παρέχουσ', οἷς φθόνος οὐχ ἕπεται. διὰ γοῦν τὴν ὑπερβάλλουσαν ἀλαζονείαν παραιτήσασθαι τὴν ἐπιγραφήν. καὶ παροιμία παρὰ τοῖς κωμικοῖς ἐγένετο, ὡς παρὰ Φιλήμονι. λέγεται δὲ καὶ κατὰ ἀποκοπὴν τὸ σαυτὴν ἐπαίνεις.

Literatur

Öffnet externen Link in neuem FensterNauck, TGF (18892) 777-780.

Öffnet externen Link in neuem FensterSusemihl, Rheinisches Museum 49, 1894, Kleine Beiträge zur Geschichte der griechischen Tragödie, 473-476.

E. Capps, Chronological Studies in the Greek Tragic and Comic Poets, American Journal of Philology 21, 1900, 41 ff.;

RE Suppl. 1 (Stuttgart 1903) 156 s.v. Astydamas (Capps) (Öffnet externen Link in neuem Fensterwikisource)

T.B.L. Webster, Fouth Century Tragedy and the Poetics, Hermes 82, 1954, 305 ff.

B. Snell, Zu den Urkunden dramatischer Aufführungen, Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, 1. Phil.-Hist. Klasse 2 (1966) 33-37.

Werke

Ἀχιλλεύς, Achilleus (342/41 v. Chr.)

Öffnet internen Link im aktuellen FensterIG II2 2320 Z. 4.

Lit. und Ausgaben:

Ἀλκμέων, Alkmaion, Alkmeon

Von der Tragödie des Astydamas ist in der Suda allein ihr Titel überliefert. Von Öffnet internen Link im aktuellen FensterEuripides stammen die Tragödien 'Öffnet internen Link im aktuellen FensterAlkmaion in Korinth' und 'Öffnet internen Link im aktuellen FensterA. in Psophis'. Nach Bemerkungen der Komödiendichter Öffnet internen Link im aktuellen FensterTimokles in den 'Öffnet internen Link im aktuellen FensterFrauen beim Dionysosfest' und von Öffnet internen Link im aktuellen FensterAntiphanes in der 'Öffnet internen Link im aktuellen FensterPoesie' war die Darstellung vom Wahn des Alkmaion in der griechischen Tragödie nur allzu bekannt. In der Poetik des Aristoteles wird der Mythos ebenfalls zu den geläufgsten gezählt:

Aristoteles, Poetik XIII 3 (1453a):

„... Denn zuerst haben die Dichter beliebige Stoffe abgehandelt. Jetzt aber werden die besten Tragödien über eine kleine Anzahl von Geschlechtern zusammengesetzt, wie zum Beispiel über Alkmaion, Ödipus, Orestes Meleager, Thyestes  und Telephos und wer sonst noch Schreckliches erlitt oder tat. ..." (Übers. Manfred Fuhrmann)

In der römischen Öffnet internen Link im aktuellen FensterPantomime zählte der Stoff zum Standardrepertoire.

Alkmaions Wahnsinn war eine Folge des Zuges des Sieben gegen Theben: Alkmaions Vater, der Seher Amphiaraos, wollte nicht an diesem Kriegszug teilnehmen, weil er wußte, dass er diesen nicht überleben würde. Er wußte ebenfalls, dass seine Frau Eriphyle von Polyneikes überredet werden sollte, ihn dennoch zu einer Teilnahme an dem Feldzug zu bewegen. Daher verbot er seiner Gemahlin, irgendwelche Geschenke anzunehmen, was diese aber missachtete und sich durch das Geschenk eines Halsbandes der Harmonia bewegen ließ, ihren Gatten gegen dessen Überzeugung dennoch am Zug der Sieben gegen Theben zu beteiligen.

Das Halsband der Harmonia war von Hephaistos mit bösem Hintergedanken gefertigt worden: Er hatte nämlich seine Frau Aphrodite bei deren Affäre mit Ares beobachtet und aus Zorn geschworen, eine hieraus hervorgehende Nachkommenschaft zu verfluchen. Aphrodite gebar nun eine Tochter Harmonia, welcher Hephaistos später bei ihrer Hochzeit mit dem König von Theben, Kadmos, ein Halsband und einen Peplos schenkte. Am Besitzer dieses Halsbandes hing jedoch der Fluch des Hephaistos und dieser übertrug sich nun auf die Gattin des Amphiaraos.

Widerwillig nahm Amphiaraos dann am Krieg teil, trug aber gleichzeitig seinen Kindern auf, seinen Tod an der untreuen Mutter zu rächen. Für diese Tat wurde Alkmaion von den Erinyen überallhin verfolgt, wovor ihn auch die Billigung seines Mordes durch Apollon nicht schützte. Schließlich gelangte er nach langen Wanderungen nach Öffnet internen Link im aktuellen FensterPsophis, wo er von König Phegeus gereinigt wurde.

Phegeus gab ihm daraufhin seine Tochter Arsinoë oder Alphesiboia zur Frau. Sie erhielt nun die verhängnisvollen Kleinode, die vorher Eriphyle besessen hatte. Darauf wurde Arkadien von Unfruchtbarkeit heimgesucht, und Apollon verkündete, Alkmaion werde nicht eher zur Ruhe kommen, als bis er in ein Land komme, welches bei der Ermordung seiner Mutter noch nicht von der Sonne beschienen worden sei; an der Mündung des Flusses Acheloos werde er es finden. Alkmaion machte sich dorthin auf und fand neu angeschwemmtes Land. Er siedelte sich hier an und heiratete Kallirrhoë, die Tochter des Flussgottes. Um ihr das Halsband und den Peplos zu holen, kehrte Alkmaion nach Phegeia zurück. Er gab vor, er wolle die Kleinode dem Gott Apollon in Delphi opfern, um geheilt zu werden. Man gab sie ihm beide. Nachdem aber sein Diener den wahren Grund verraten hatte, wurde Alkmaion von den Söhnen des Phegeus für seine Untreue an Arsinoë getötet.

Lit. und Ausgaben: zum Mythos: Öffnet externen Link in neuem FensterW.H. Roscher (Hrsg.), Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, I 1 (Leipzig 1886) 242-246 s.v. Alkmaion (Stoll).

Αἴας μαινόμενος, Aias Mainomenos

Lit. und Ausgaben:

Ἀλκμήνη, Alkmene

Lit. und Ausgaben:

Ἀντιγόνη, Antigone (342/41 v. Chr)

Öffnet internen Link im aktuellen FensterIG II2 2320 Z. 6.

Lit. und Ausgaben: Chr. Zimmermann, Der Antigone-Mythos in der antiken Literatur und Kunst, Classica Monacensia, 5 (München 2001) 219-223.

Ἀθάμας, Athamas (342/41 v. Chr)

Öffnet internen Link im aktuellen FensterIG II2 2320 Z. 5.

Lit. und Ausgaben:

Βελλεροϕόντης, Bellerophon

Lit. und Ausgaben:

Ἐπίγονοι, Epigonoi

Von der Tragödie des Astydamas ist allein der Titel in der Suda überliefert. Bereits Öffnet internen Link im aktuellen FensterAischylos hatte eine Tragödie des Titels 'Öffnet internen Link im aktuellen FensterEpigonoi' geschrieben, von Öffnet internen Link im aktuellen FensterAccius stammt eine lateinische Fassung der Tragödie. Die Epigonoi bzw. Nachfahren waren die Abkömmlinge der Sieben gegen Theben, deren Versuch, die Stadt zu erobern gescheitert war. Nun taten dies die Söhne der gefallenen Krieger mit mehr Erfolg: Es waren dies Tersander, Sohn des Polyneikes und späterer König von Theben; Alkmeon oder Alkmaion, Sohn des Amphiaraos, und nach Apollodoros auch sein Bruder Amphilochos; Aigialeus; Diomedes, Sohn des Tydeus; Promachos (nach Hygin Tlesimenes), Sohn des Parthenopaios; Sthenelos, Sohn des Kapaneus; Polydoros, Sohn des Hippomedon.

Lit. und Ausgaben:

Ἕκτωρ, Hektor

Lit. und Ausgaben:

Ἡρακλῆς Σατυρικὸς, Herakles

Lit. und Ausgaben: Timo Günter, in: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 568-573.

Ἑρμῆς, Hermes (254 v.Chr.?)

Ein Satyrspiel 'Hermes' wurde in der unten genannten Didaskalie aufgelistet, es wurde unter dem Archontat des Alkibiades unter den 'Alten' Satyrspielen aufgeführt. Das Archontat des Alkibiades wird zumeist 254 v.Chr. datiert.

Athenaios XI 95 (Öffnet externen Link in neuem Fenster496E).

Öffnet internen Link im aktuellen FensterDidaskalien-Inschrift Athen, Agora Inv. Nr. I 297, Z. 12-14.

Lit. und Ausgaben: Ruth Bielefeld - Timo Günter, in: R. Krumeich - N. Pechstein - B. Seidensticker (Hrsg.), Das griechische Satyrspiel, Texte zur Forschung, 72 (Darmstadt 1999) 574-579.

Λυκάων, Lykaon (341/40 v. Chr.)

Öffnet internen Link im aktuellen Fenster IG II/III2 2320 Z. 22.

Lit. und Ausgaben:

Ναύπλιος, Nauplios

Lit. und Ausgaben:

Παλαμήδης Palamedes

Lit. und Ausgaben:

Παρθενοπαῖος, Parthenopaios (341/40 v. Chr.)

IG II 973;Öffnet internen Link im aktuellen Fenster IG II/III2 2320 Z. 20-21.

Über den Inhalt der Tragödie ist nichts bekannt. P. spielte auch in der römischen Tragödie Öffnet internen Link im aktuellen FensterAtalanta des Öffnet internen Link im aktuellen FensterPacuvius eine prominente Rolle.

Apulischer Krater vom Maler des Lykurg mit Darstellung des Parthenopaios, Mitte 4. Jh. v.Chr., Civico Museo Archeologico, Mailand.

Im Mythos ist er als argivischer Held und Teilnehmer des Zuges der 7 gegen Theben bekannt. Als sein Vater werden unterschiedlich Meleager, Melanion oder Ares überliefert, seine Mutter sei Atalante gewesen; schließlich soll er auch Talaos und Lysimache als Eltern gehabt haben. Sein Name wird entweder auf die geheuchelte Jungfräulichkeit seiner Mutter zurückgeführt oder seine Aussetzung auf den Berg Parthenion, wo ihn Hirten gefunden haben sollen. Seine Geschwister seien Adrastos, Aristomachos, Mekisteus, Pronax und Eriphyle gewesen. Er war vorderster Protagonist zum Zug der Sieben gegen Theben, wovon ihn seine Mutter Atalante vergeblich zurückzuhalten versuchte. Auf dem Weg dorthin erzielte er als Teilnehmer an den Leichenspielen zu Ehren des Opheltes oder des Öffnet internen Link im aktuellen FensterArchemoros einen Sieg bei den Nemeischen Spielen, sei es im Wettrennen oder im Bogenschießen. Verschieden wird angegeben, gegen welches der thebanischen Tore er anrückte, entweder gegen das krenäische oder das elektrische Tor. Noch unterschiedlicher werden die Gegner benannt, die ihn getötet haben sollen: entweder Peiryklomenos, der Sohn des Poseidon, oder Asphodikos, Amphidikos, der Sohn des Astakos, oder Dryas, ein Enkel des Orion. Vorherrschend ist die Version, nach welcher er durch einen Felsblock getötet wurde, der von einem belagerten Tor auf ihn herabgeworfen wurde. Der sterbende Parthenopaios schickte seinen Kameraden Dorkeus entweder mit der Botschaft zu seiner Mutter, dass dies die Strafe für seinen Ungehorsam sei oder, dass sie seine Locke anstatt seiner verbrennen solle. Sein Sohn Promachos zog als einer der Epigonen ebenfalls gegen Theben.

Lit. und Ausgaben: Öffnet externen Link in neuem FensterNauck, TGF (18892) 779-780. Zum Mythos: Öffnet externen Link in neuem FensterW.H. Roscher (Hrsg.), Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, III 1 (Leipzig 1902) 1651–1653 s.v. Parthenopaios (H. Lewy); RE 18,2 (Stuttgart 1949) 1932-1934 s.v. Parthenopaios (Fiehn); LIMC, 0008VIII (Zürich/München 1997) 942–944 s.v. Parthenopaios (K. Zimmermann).

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fensterhttp://de.wikipedia.org/wiki/Parthenopaios

Öffnet externen Link in neuem Fensterhttp://www.gottwein.de/Myth/MythP6.php

Darstellungen

Rotfiguriger Krater des Lykurg-Malers; AO: Mailand, Museo Civico Archeologico:

Die mit Beischriften versehehen Figuren ermöglichen die Identifizierung der Dargestellten: In der Mitte der auf einer Kline sitzende Parthenopaios, rechts daneben Atalante, links ein älterer Mann, vermutlich ein Seher: Ob er auf das Unglück des Zuges der Sieben gegen Theben verweist? Darüber die Götter Hermes, Apollon und Ares.

weblink:

Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.museoarcheologicomilano.it/le-collezioni-del-museo/collezione-greca/cratere-di-parthenopaios

 

 

Φοῖνιξ, Phoinix

Lit. und Ausgaben:

Τυρὼ, Tyro

Lit. und Ausgaben: