CRUCINIACUM (?), Bad Kreuznach (Germania Superior)
Literatur
CIL XIII 7544
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Literatur: E. Schmidt, 6. Bericht des Antiquarisch-historischen Vereins für Nahe und Hunsrücken 1865, 2; E. Schmidt, Miscellen 20. Mittheilung über die Ausgrabungen des Kastells auf der Heidenmauer bei Creuznach, Bonner Jahrbücher 39, 1866, 380; E. Schmidt, Ueber die auf dem Terrain des römischen Kastell bei Kreuznach, die Heidenmauer genannt, von October 1858 bis November 1866 stattgefundenen Ausgrabungen, Bonner Jahrbücher 47, 1869, 107 Taf. XII unter E; P. Engelmann, Das römische Kastell bei Kreuznach (Kreuznach 1869) Taf. I 3; O. Kohl, Die römischen Inschriften und Steinsculpturen der Stadt Kreuznach (Kreuznach 1880) 25; W. Boppert, Römische Steindenkmäler aus dem Landkreuis Bad Kreuznach, CSIR Deutschland II 9 Germania superior (Mainz 2001) 7 Anm. 46.
CIL XIII 7545
Mauri Catta(renses)
Literatur: E. Schmidt, 6. Bericht des Antiquarisch-historischen Vereins für Nahe und Hunsrücken 1865, 2; E. Schmidt, Miscellen 20. Mittheilung über die Ausgrabungen des Kastells auf der Heidenmauer bei Creuznach, Bonner Jahrbücher 39, 1866, 380; E. Schmidt, Ueber die auf dem Terrain des römischen Kastell bei Kreuznach, die Heidenmauer genannt, von October 1858 bis November 1866 stattgefundenen Ausgrabungen, Bonner Jahrbücher 47, 1869, 107 Taf. XII unter E; P. Engelmann, Das römische Kastell bei Kreuznach (Kreuznach 1869) Taf. I 2; O. Kohl, Die römischen Inschriften und Steinsculpturen der Stadt Kreuznach (Kreuznach 1880) 25.
CIL XIII 7546
Acerrani muro vic amantes
Literatur: E. Schmidt, 6. Bericht des Antiquarisch-historischen Vereins für Nahe und Hunsrücken 1865, 2; E. Schmidt, Miscellen 20. Mittheilung über die Ausgrabungen des Kastells auf der Heidenmauer bei Creuznach, Bonner Jahrbücher 39, 1866, 380; E. Schmidt, Ueber die auf dem Terrain des römischen Kastell bei Kreuznach, die Heidenmauer genannt, von October 1858 bis November 1866 stattgefundenen Ausgrabungen, Bonner Jahrbücher 47, 1869, 107 Taf. XII unter E; P. Engelmann, Das römische Kastell bei Kreuznach (Kreuznach 1869) Taf. I 1; O. Kohl, Römische Inschriften und Steinsculpturen (Kreuznach 1880) 25; R. Wiegels, Lopodunum III. Inschriften und Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59 (Stuttgart 2000) 190.
Beschreibung
Architektonisch gesehen wird man mit einem ländlichen Theater zu rechnen haben, dessen gerade Sitzsteine auf einer Anschüttung, einem aggestus lagen und dort eine unregelmäßig gerundete oder polygonale cavea bildeten. Ein solches Theater ist in guter Erhaltung im Altbachtal bei Trier ausgegraben worden; anzuführen ist auch die Parallele aus Vieux. Doch fanden sich ähnliche Sitzsteine in nicht mehr originalem Zusammenhang auch in Pachten, Alzey, Rottweil und Ladenburg.
Literatur
R. Schindler, Bericht über die Forschungsgrabungen im römischen Pachten, Ber. Staatl. Denkmalpfl. Saarland 11, 1964, 30-32 Abb. 10.
P. Engelmann, Das römische Kastell (die Heidenmauer) bei Kreuznach, Antiquarisch-historischer Verein für Nahe und Hunsrück 1869, 1 Abb. 1-3.
E. Bouley, Les théâtres cultuels de Belgique et des Germanies, Latomus 42, 1983, 546 ff.
U. Niffeler, Römisches Lenzburg: Vicus und Theater. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 8 (Brugg 1988) 150 Nr. 119.
M. Fincker – F. Tassaux, Les grands sanctuaires «ruraux» d'Aquitaine et le culte impérial, Mélanges de lÉcole Française de Rome, Antiquité 104, 1992, 62.
P. Ciancio Rossetto - G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani, II (Rom 1994-96) 60.
F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 217 f.
Reflexe und Darstellungen aus dem Theaterleben
Unmittelbare Zeugnisse zur Frage, welche Veranstaltungen das antike Theater in Bad Kreuznach gesehen hat, liegen nicht vor. Auch aus analogen Theaterbauten der gallischen und germanischen Provinzen ist diese Frage kaum viel konkreter zu beantworten. Die inschriftliche Überlieferung des architektonisch vielleicht vergleichbaren Theaters von Beda-Bitburg lässt aber doch vermuten, dass der stadtrömische Festkalender auch in der Provinz Geltung hatte, wenn auch wohl in bescheidenerem Umfang als in Rom oder anderen wichtigen Städten. So wird man doch voraussetzen dürfen, dass Veranstaltungen zur Verehrung des römischen Kaiserhauses wie Feiern zum Geburtstag des Kaisers oder dessen Regierungsantritt in allen Teilen des Reiches zelebriert wurden: Zu solchen Feiern gehörten auch Spiele. Der in Bad Kreuznach wie auch an den meisten anderen gallischen Orten zu vermutende Bezug des Theaters zu einem Heiligtum - hier von Merkur und Maia - legt außerdem die Annahme nahe, dass hier Vorführungen im Rahmen rein religiöser Feierlichkeiten stattfanden. Im mediterranen Bereich bestanden diese gewöhnlich aus dem Dreiklang von Opfer, Prozession und Spielen und es spricht nichts dagegen, dieses Schema auch in den gallischen und germanischen Provinzen voraussetzen zu dürfen. Die Frage, wer Bau und Veranstaltungen des Theaters bezahlt hat, führt neben gewissen staatlichen Unterstützungen stets zu den wohlhabenden Mitgliedern der Gesellschaft. Diese erhielten in Ehreninschriften von der Gemeinschaft ein bleibendes Andenken, wie aus zahlreichen Statuensockeln römischer Theater hervorgeht; insbesondere die nordafrikanischen Theater liefern reiches Anschauungsmaterial. Eine solche Ehrung ist zwar in Bad Kreuznach nicht erhalten, doch führt die Frage nach dem Personenkreis der Finanziers ganz zwangsläufig zu den Besitzern reicher Villen.
In der Tat liefert die Ausstattung der Palastvilla von Bad Kreuznach konkrete Hinweise auf das Interesse des Besitzers an Bühnenaufführungen bzw. ludi scaenici und Vorführungen in der Arena. Sein Interesse an ludi scaenici äußert sich in den Resten gemalter Textbeischriften, die ehemals auf Wänden seiner Villa gemalte figürliche Darstellungen schriftlich erläutert hatten. Die Texte sind so fragmentiert, dass eine sichere Ergänzung kaum möglich ist. Erkennbar ist aber einesteils das Vorhandensein eines Wortschatzes, der an Passagen der plautinischen Komödie erinnert und vermutlich eine Szene aus einem ähnlichen Stück erläutern sollte (Fragment 2). Vgl. Plautus, Casina 623. 646; Poenulus 1127; Rudens 1054; Trinummus 1072.
Ein anderes Fragment könnte auf den Mythos von Hercules, Deianeira und den Kentauren bzw. Fährmann Nessos zu beziehen sein (Fragment 1). Letztendlich führte die Geschichte zum qualvollen Tod des Hercules, eine Begebenheit, die in den Tragödien Senecas (Hercules Oetaeus und Medea; vgl. Lucan VI 392) und vorher bereits in den Trachinierinnen des Sophokles behandelt wurde. Nach Lukian, de salt. 50 (dt. Übers. von Pauly) war dieser Mythos für die in römischer Zeit so verbreiteten pantomimischen Darstellungen beliebt und somit auch für ein illiterates Publikum geeignet: „Gehen wir nach Ätolien über, so findet sich auch da nicht wenig Stoff für den Tänzer: ... Ferner der Kentaur Nessos, die Eifersucht der Deianeira und der Scheiterhaufen auf dem Öta, der dem Herakles dadurch angezündet wird." Ähnlich äußert sich der Rhetor Libanios aus Antiocheia am Orontes in seiner Rede gegen Aristides (or. LXIV 67), in der er den Pantomimus gegen seine Kritiker verteidigt und an dieser Stelle den Vorwurf seiner Weibischkeit entkräftet:
„Das Theater sah Deianeira, aber auch Oineus und Acheloos und Herakles und Nessos. Es sah Daphne fliehen, aber auch Apollon folgen. Es sah Atalante, aber nicht ohne Meleager. Ein Schauspieler stellte Phädra im Liebeswahn dar, aber auch die Anwesenheit des Hippolytos, die Enthaltsamkeit des jungen Mannes. Briseis wurde aus dem Zelt des Achill fortgeführt, aber von Herolden. Du hast Frauen und du hast Männer gesehen. Du hast einen Streitwagen auf dem Meer gesehen, das Geschenk Poseidons, der als Preis des hippischen Agon eine Nymphe trägt, und im gleichen Wagen hast du auch Pelops gesehen."
Die an dieser Stelle aufgeführten Mythen zählten zu den am häufigsten im römischen Theater dargestellten Stücken (vgl. Arnobius, adversus nationes VII 33,3). Von philologischer Seite wurde schließlich in der jüngeren Forschung betont, sich die Tragödien Senecas - die vielleicht hinter der besser erhaltenen gemalten Beischrift zum Abenteuer mit dem Fährmann Nessos stehen - Stücke waren, die für die pantomimische Aufführung geschrieben waren (anders als die früher vetretene Auffassung, wonach diese niemals aufgeführt wurden und reine Rezitationsdramen gewesen seien). Nach einer oft vertretenen Deutung der Darstellung von den pulpitum-Reliefs des Theaters in Sabratha ist dort in Szene 14 ein Schauspieler als Herakles gegenüber seinem mit Deianeira gezeugten Sohn Hyllos wiedergegeben und würde bei Richtigkeit der Deutung von archäologischer Seite die Beliebtheit dieses Themas im römischen Theater eindrucksvoll unterstreichen. Diese Art der Darstellung ohne Worte käme auch der bisweilen in Zweifel gezogenen Fähigkeit der gallo-römischen Bevölkerung entgegen, ein lateinisches Stück verstehen zu können. Quintilian XI 3,87 schrieb denn auch über die Pantomime (lat.): „ ut in tanta per omnis gentes nationesque linguae diversitate hic mihi omnium hominum communis sermo videatur." (So möchte ich, so verschieden die Sprachen bei allen Völkern und Stämmen sind, hierin die gemeinsame Sprache der Menschheit erblicken." Übers. H. Rahn)
Nach Tertullian, apologeticum XV 4 (Textpassage auch hier unter Daphne) wurde der auf die Deianeira-Episode folgende Feuertod des Hercules gerne in der Arena durch zum Tode Verurteilte nachgestellt und man fragt sich, ob dieser Schluss als sensationeller Höhepunkt nicht die eigentliche Attraktion breiter Zuschauermengen darstellte. An anderer Stelle (Tertullian, ad nat. I 10,47) kritisiert er, wie ein offenbar Verurteilter als Hercules verkleidet brennend durch die Arena lief. Ob dem Geschmack des Villenbesitzers in Bad Kreuznach, der seine Affinität zum Geschehen in der Arena großartig ausgedrückt hat, ein solcher event entgegengekommen ist, wissen wir freilich nicht wirklich.
Die an dieser Stelle aufgeführten Mythen zählten zu den am häufigsten im römischen Theater dargestellten Stücken (vgl. Arnobius, adversus nationes VII 33,3). Von philologischer Seite wurde schließlich in der jüngeren Forschung betont, sich die Tragödien Senecas - die vielleicht hinter der besser erhaltenen gemalten Beischrift zum Abenteuer mit dem Fährmann Nessos stehen - Stücke waren, die für die pantomimische Aufführung geschrieben waren (anders als die früher vetretene Auffassung, wonach diese niemals aufgeführt wurden und reine Rezitationsdramen gewesen seien). Nach einer oft vertretenen Deutung der Darstellung von den pulpitum-Reliefs des Theaters in Sabratha ist dort in Szene 14 ein Schauspieler als Herakles gegenüber seinem mit Deianeira gezeugten Sohn Hyllos wiedergegeben und würde bei Richtigkeit der Deutung von archäologischer Seite die Beliebtheit dieses Themas im römischen Theater eindrucksvoll unterstreichen. Diese Art der Darstellung ohne Worte käme auch der bisweilen in Zweifel gezogenen Fähigkeit der gallo-römischen Bevölkerung entgegen, ein lateinisches Stück verstehen zu können. Quintilian XI 3,87 schrieb denn auch über die Pantomime (lat.): „ ut in tanta per omnis gentes nationesque linguae diversitate hic mihi omnium hominum communis sermo videatur." (So möchte ich, so verschieden die Sprachen bei allen Völkern und Stämmen sind, hierin die gemeinsame Sprache der Menschheit erblicken." Übers. H. Rahn)
Die Ausstattungen von römischen Häusern haben oftmals Bezüge zum antiken Theater oder anderen Orten antiker Spiele. Man geht in der Forschung mittlerweile mehr und mehr davon aus, dass diese Darstellungen nicht allein ein eher touristisches Interesse des Besitzers hieran dokumentieren, sondern auch und vor allem eine Anspielung auf dessen großzügige Spende solcher Veranstaltungen sein sollten. Einen solchen Fall wird man mit guten Gründen auch für den Besitzer der Palastvilla in Bad Kreuznach voraussetzen dürfen. Wer sonst wäre im Umfeld der antiken Siedlung eher in der Lage gewesen, als großzügiger Spender hervorzutreten? Vollends tritt die Affinität des Besitzers der Villa zum antiken Spielebetrieb in seinem Gladiatorenmosaik zutage. Auch hier mag man sich nicht vorstellen, dass sich allein wohlfeiles Interesse an der Arena spiegelt, zumal eine gewisse Gesellschaftsschicht diese Spiele ja bezahlen musste und zu dieser Schicht gehörte der Eigentümer der Villa.
Literatur zu den gemalten Inschriften:
R. Gogräfe, Die Wand- und Deckenmalereien der Villen von Bad Kreuznach und Bingen-Kempten, Mainzer Archäologische Zeitschrift 4, 1997, 45 mit Abb. 33. 95; ders., Die römischen Wand- und Deckenmalereien im nördlichen Obergermanien, Archäologische Forschungen in der Pfalz 2 (Neustadt a. d. W. 1999) 192 ff. Abb. 140; p. 249 Kat.-Nr. 46; M. Pappini, Munera gladiatoria e venationes nel mondo delle immagini, Memorie. Atti della Accademia Nazionale dei Lincei, classe di scienze morali, storiche e filologiche 19/1, 2004, 61.
Zu den Theateraufführungen aus den Mythen des Herakles: W. Weismann, Kirche und Schauspiele, Cassiciacum, 27 (Würzburg 1972) 35 f.; 42 Anm. 54; 57. Zur Aufführungspraxis der Tragödien Senecas: A. Dihle, Seneca und die Aufführungspraxis der römischen Tragödie, Antike und Abendland 29, 1983, 162-171.; B. Zimmermann. Seneca und Pantomimus, in: G. Vogt-Spira (Hrsg.), Strukturen der Mündlichkeit in der römischen Literatur, Scripta Oralia, 19 (Tübingen 1990) 161-167.
blog: http://cruciniacum.blogspot.com/2010/04/romisches-theater-auch-in-kreuznach.html