THUBURSICUM NUMIDARUM, Khamissa (Africa Proconsularis)
Maße
Dm cavea 70 m; 56,8 m (Sear)
Dm orchestra 22,5 m; 24,85 m (Sear)
Breite pulpitum 43,6 m
Tiefe pulpitum 8,3 m
Höhe pulpitum 1,19 m
Beschreibung
Das römische Theater ist an einen natürlichen Hang gebaut worden. Nur die Seiten der cavea ruhen auf Substruktionen. Der Bau wurde in Quadermauerwerk aus lokalem Kalkstein errichtet, bei den Gewölben kam auch Gussmauerwerk zur Anwendung.
Der Zuschauerraum ist in 2 Ränge unterteilt, deren unterer in 15 Sitzreihen ohne eine Unterteilung in cunei gegliedert ist. Vom oberen Rang sind 5 Sitzreihen erhalten, die durch Treppen in 4 cunei gegliedert sind. Beide sind durch einen Umgang, eine praecinctio, voneinander getrennt. In der orchestra gab es 3 Sitzreihen für die bisellia, die durch einen balteus vom eigentlichen Zuschauerraum getrennt waren.
Einer der gewölbten Zugänge zur orchestra zeigt auf seinem Schlußstein eine Maske, darunter hat man das Wort EVNVC(H)V(S) gelesen. Ein eigener Zugang führte zu den tribunalia.
Das pulpitum weist abwechselnd rechteckige und halbrunde Nischen auf. Zwei kleine Treppen führen von der orchestra auf die Bühne. Vor der mittleren halbrunden Nische öffnet sich der Zugang zu einem Wasserkanal: Vermutet wurde, dass an dieser Stelle Wasserspiele mit Brunnenfiguren stattgefunden haben können, wie man es auch in vielen anderen römischen Theatern annimmt. Die scaenae frons zeigt drei halbrunde Nischen, die mittlere ist die größte davon. Ursprünglich war die Front 2-stöckig. Hinter der Bühne lagen 4 Räume, an den Seiten zwei weitere Säle. Hinter diesen gab es eine Porticus. Die Anlage stammt aus der mittleren römischen Kaiserzeit.
In unmittelbarer Nähe des Theaters liegt ein Nymphäum, durch das ein Wadi hindurchläuft. Zumindest stellt sich bei dieser Konstellation die Frage, inwieweit Kult, Nymphäum und Veranstaltungen im Theater zusammen zu betrachten sind.
Literatur
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XIII.
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Veranstaltungen
Aufführung der Komödie 'Eunuchus' des Terenz (?):
Die von Boissier gelesene Inschrift mit dem Wort EVNVC(H)V(S) könnte man vielleicht als einen Hinweise verstehen, dass in diesem Theater das Stück "Eunuchus" des Terenz gegeben wurde. Der Beleg wäre von Bedeutung, weil er belegen würde, dass das bereits 161 v.Chr. uraufgeführte Stück auch noch in der römischen Kaiserzeit in der Provinz bekannt war und gezeigt wurde.
Lit.: G. Maurach, Kleine Geschichte der antiken Komödie (Darmstadt 2005) 110 ff.; R. May, Apuleius and the Drama. The Ass on Stage (Oxford 2006) 23.