Name mehrerer berühmter Pantomimen der römischen Kaiserzeit. Namengebend war vermutlich der trojanische Hirte
Paris, Sohn des Königs Priamos und der Hekabe: Er hatte den Streit der Göttinnen Aphrodite, Athena und Hera zu entschieden, welche die schönste sei. Die Episode des griechischen Mythologie wurde vielfach auf der Bühne des Theaters wiedergegeben (siehe
Daphne bei Antiocheia am Orontes; Korinth;
Kos).
Paris (I)
Pantomime der Zeit Kaiser Neros. Er wurde im Jahre 67 n.Chr. hingerichtet. Der namentlich nicht genannte Schauspieler bei Lukian ist vermutlich jener Paris gewesen.
Cassius Dio, Epitome Buch LXIII 18,1.
Digesten XII 4,3,5.
Lukian, de salt. 63.
Sueton, Nero LIV.
Tacitus, ann. XIII 19-21. 27.
CIL IV 1085 (Pompeji, Theater).
CIL IV 1294 (Pompeji, Casa dei Dioscuri).
CIL IV 8888 a-c (Pompeji III 5,3).
Lit.: L. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms (Leipzig 192110) II 143; IV 198; RE XVIII 2 (Stuttgart 1949) 1536 f. s.v. Paris Nr. 2 (E. Wüst).
Paris (II)
Pantomime der Zeit von Kaiser Domitian. Sein Verhältnis zu Domitia, der Gattin des Kaisers, führte zu seiner Ermordung auf offener Straße im Jahre 83 n.Chr.
Aurelius Victor, de caesaribus XI 7:
Is ergo magis magisque saevitia nimias eoque suspectior etiam suis libertorum consilio uxore non ignara, quae amorem histrionis viro praetulerat, poenas luit, quinto et quadragesimo vitae anno, dominationis circiter quintodecimo.
Aurelius Victor, Epit. XI 11:
Igitur metu crudelitatis et conscientiae suae coniuravere plerique impulsoribus Parthenio procurante cubiculum et Stephano et tum ob fraudem interceptae pecuniae supplicium suspectante Clodiano, ascita etiam in consilium tyranni uxore Domitia ob amorem Paridis histrionis a principe cruciatus formidante.
Cassius Dio LXVII 3,1:
„Er plante, seine Gemahlin Domitia wegen eines Ehebruchs hinzurichten, hielt davon aber auf Rat des Ursus Abstand und ließ sich von ihr nur scheiden. Zuvor hatte er aber den Schauspieler Paris wegen ihr auf offener Straße umbringen lassen." (Übers. nach O. Veh)
Juvenal VI 87.
Juvenal VII 87:
„Wenn er (d.i. Statius) aber mit seinen Versen die Sessel schier zerbrochen hat, dann muss er Hunger leiden, es sei denn, dass er dem Paris seine jungfräuliche Agaue verkauft. Dieser Tänzer verleiht sogar militärische Ehrenstellen und kann Dichtern nach sechsmonatiger Dienstzeit den goldenen Ritterring vermitteln. Was nicht Fürsten verleihen, verleiht ein Tänzer. Besuchst du die Häuser des höchsten Adels? Oberste macht Pelopeia, Hauptleute Philomela. Doch sollst du's einem Dichter nicht verargen, wenn ihn die Bühne ernährt.; denn wo findest du jetzt einen Mäcenas, einen Proculeius oder Fabius? ... "
Malalas X 49 (263 ed. Dindorf):
„Eben dieser Kaiser Domitian begünstigte den Tänzer der Grünen Partei von Rom namens Paris. Deshalb wurde er auch vom römischen Senat und vom Dichter Juvenal getadelt, weil er die Grünen bevorzugte. Der Kaiser schickte den Dichter Juvenal aber in die Verbannung nach Libyen, den Tänzer beschenkte er dagegen reich und sandte ihn nach Groß-Antiocheia. Dort sollte er außerhalb der Stadt wohnen. Dieser Tänzer Paris begab sich auch dorthin und wohnte außerhalb der Stadt, wo er sich eine Vorstadtvilla und ein Bad erbauen ließ, das bis heute existiert - es heißt Paradeisos - das Bad und das Haus. Er verstarb dort und liegt in einem Sarkophag hinter dem Haus in seinem Garten begraben.”
Martial XI 13.
Sueton, Domitian III 2:
„Später verlieh er seiner Gattin Domitia, die ihm während seines zweiten Konsulats einen Sohn geboren hatte, ... im zweiten Jahr seiner Regierung den Titel Augusta. Als sie sich Hals über Kopf in den Schauspieler Paris verliebte, verstieß er sie, ... "
Sueton, Domitian X 1.
Pompeji, Graffito; CIL IV 3867; ILS 5181a:
Paris unio scaenae
aci[
Vgl. die Graffiti von Paris (I?) im
Theater von Pompeji sowie in
III 5,3 sowie
VI 9,6.
Lit.: L. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms (Leipzig 192110) I 291; II 143; IV 198; RE XVIII 2 (Stuttgart 1949) 1537 s.v. Paris Nr. 3 (E. Wüst).
Paris (III)
Julius Paris ist ein im syrischen Apameia bezeugter Schauspieler in der Zeit von Kaiser Hadrian.
Ehreninschrift aus Apameia; AAAS 1973, 47 Nr. 10.
Paris (IV)
Der Schauspieler hieß ursprünglich Maximinus und wurde von Lucius Verus aus Syrien nach Rom gebracht. Kaum kann dieser mit dem in Antiocheia am Orontes bezeugten Paris (VI) identisch sein.
Galen XII 454 (Kühn).
SHA Verus VIII 7.
„Dazu kam, dass er aus Syrien Schauspieler, deren Star der von ihm Paris benannte Maximinus war, in einer Weise mit sich brachte, als wären sie für seinen Triumph gedachte Könige.”
Paris (V)
In Kleinasien bezeugter Schauspieler des mittleren 2. Jhs. n.Chr.
Galen I 492.
Ehreninschrift aus Thyateira, TAM V 2,1016 (
PHI).
Lit.: L. Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms (Leipzig 192110) II 143; IV 198; L. Robert, Hermes 1930, 109; RE XVIII 2 (Stuttgart 1949) 1538 s.v. Paris Nr. 5 (E. Wüst).
Paris (VI)
Seiner Zeit berühmter Pantomime in Antiocheia am Orontes. Der 192 n.Chr. verstorbene Philosoph Adrianos von Tyros widmete ihm einen θρῆνος , d.h. einen Trauergesang und einen megaloprepes entaphion, also ein großes Grabgedicht.
Libanios, pro salt. (64) 41 = IV 445,8.
Lit.: E. Rhode, Asianische Rhetorik und zweite Sophistik, Rheinisches Museum 41, 1886, 189,1; Bier, De saltatione pantomimorum, Diss. Bonn 1917, 86; RE XVIII 2 (Stuttgart 1949) 1538 s.v. Paris Nr. 4 (E. Wüst).