Livius
Plautus, poenulus 17. 57; amphitruo 91.
Servius
Sueton
Das lateinische Wort 'proscaenium' (vgl. griech. προσκήνιον, Proskenion) bedeutet 'vor der Bühne' und ist in seinem genauen Bedeutungsumfang etwas schillernd. Bei Servius wird es mit dem Pulpitum, also der flachen römischen Bühne gleichgesetzt. Die epigraphischen Zeugnisse berichten jedoch von der Weihung von Statuen oder Architekturteilen für das proscaenium, und dies bedeutet ganz ohne Zweifel, dass auch die scaenae frons zum proscaenium hinzugerechnet wurde. Kaiser Nero schaute dem Bühnentreiben vom höchsten Ort des proscaeniums aus zu, und dies kann nur bedeuten, dass auch die kaiserliche Loge bzw. das Tribunal über den aditus maximi als Teil des proscaeniums aufgefasst werden konnte. Bei Claudian ist es als pars pro toto für das ganze Theater des Pompeius in Rom zu verstehen.
Quellen
Suda 2731 s.v. προσκήνιον (Suda-online)
Claudian, de consulatu Stilichonis II 397-403:
Quae tum Flaminiam stipabunt milia vulgi!
fallax o quotiens pulvis deludet amorem
suspensum, veniens omni dum crederis hora!
spectabunt cupidae matres spargentur et omnes
flore viae, superes cum Pincia culmina consul
arduus, antiqui species Germana senatus.
Pompeiana dabunt quantos proscaenia plausus!
„What thousands will then throng the Flaminian Way! How often will the deceptive dust disappoint the loving expectation of those who trust to see thee arrive every minute! Anxiously our mothers watch for thee; every road will be strewn with flowers while the consul, true image of Rome's ancient senate, climbs the steep summit of the Pincian hill. What applause from the theatre of Pompey! " (engl. Übersetzung bei lacus curtius)
Lit. und Ausgaben:
weblinks:
Diomedes Grammaticus I 490 K
... tertia species est fabularum Latinarum quae a civitate Oscorum Atella, in qua primum coeptae, appellatae sunt atellanae, argumentis dictisque iocularibus similes satyricis fabulis Graecis. quarta species est planipedis, qui Graece dicitur mimus. ideo autem Latine planipes dictus, quod actores pedibus planis, id est nudis, proscenium introirent, non ut tragici actores cum cothurnis neque ut comici cum soccis; sive quod olim non in suggestu scenae sed in plano orchestrae positis instrumentis mimicis actitabant. ...
„Die dritte Art der lateinischen Stücke ist diejenige, die nach nach der Stadt Atella der Osker benannt ist, in welcher sie ihren Ursprung hat, sie werden Atellane genannt, mit einem gesprochenen und gespielten Inhalt ähnlich den griechischen Satyrspielen. Eine vierte Gattung ist der Planipes, welcher auf griechisch Mimos genannt wird. Im Lateinischen wird dies aber planipes genannt, weil die Schauspieler dort mit baren Füßen, d.h. nackt, auf die Bühne treten, nicht wie die tragischen Schauspieler mit Kothurnen und nicht wie die komischen Schauspieler mit Schühchen. Und früher sind sie nicht auf den Brettern der Bühne sondern auf dem Boden der Orchestra samt ihrem mimischen Instrumentarium aufgetreten."
Lit. und Ausgaben:
weblinks:
Corpus Grammaticorum Latinorum
Livius XL 51,3
Plautus, Poenulus 17:
scortum exoletum ne quis in proscaenio
sedeat, neu lictor verbum aut virgae muttiant,
neu dissignator praeter os obambulet
neu sessum ducat, dum histrio in scaena siet.
„Kein feiles Weibsstück nehm’ im Vordergrunde Platz,
Kein Liktor sprech ein Wort, kein Stecken rühre sich,
Kein Platzanweiser lauf’ auch uns Darstellenden
Vor der Nas’ herum, noch führ’ er während wir im Spiel
Begriffen sind, Zuschauer zu den Sitzen hin.“ (Übers. W. Binder)
Plautus, Poenulus 57.
Plautus, Amphitruo 91.
(Marcus) Servius (Honoratus), comm. ad Verg. Georgica II 381:
veteres ineunt proscaenia ludi primi ludi theatrales ex Liberalibus nati sunt: ideo ait 'veteres ludi'. proscaenia autem sunt pulpita ante scaenam, in quibus ludicra exercentur. et aliter: proscaenium procul dubio pulpitum dicit. 'veteres ludi' Dionysia; antiquissimi enim, quod rustici confecta vindemia faciebant.
„Die Alten haben die Proscaenia bei den ersten Spielen, den Theateraufführungen eingeführt, die aus den Spielen des Liber hervorgegangen sind. Die Proscaenia sind die pulpita vor der Bühne, auf welcher die Stücke aufgeführt werden. Und außerdem: das Proscaenium heißt ohne Zweifel Pulpitum. 'Die alten Spiele' sind die Dionysien. Die ältesten aber, weil sie die Bauern bei der Weinlese aufgeführt haben."
weblinks:
Sueton, Nero XII. vgl. Iuvenalia.
Bovillae, CIL XIV 2416:
]um [-]G[---]
[---]di aediculam V[---]
[---]ur additis vestibu[s ---]
[--- i]magines aureas n(umero) V[---]
[---]ibum posuerunt aream [---]
runt tetrastylum marmo[reum]
[Fa]ustinae Aug(ustae) cum statua
in proscenio [---]
um cum statera ante
dedicationem aedis
[e]pul(as) dederunt
dec(urionibus) et Aug(ustalibus) |(denarium) I deder(unt)
„ .... die Ädikula ... unter Hinzufügung von Kleidern ... goldene Bilder an der Zahl .... haben die Fläche gegeben ... das marmorne Tetrastylium der Kaiserin Faustina mit einer Statue im Proscaenium (aufgestellt) .... mit einer Waage vor der Einweihung des Gebäudes haben sie ein öffentliches Mahl den Ratsherren und den Augustalen und 1.000 Denare gegeben."
Lit: E.A. Hemelrijk, Local empresses: priestesses of the imperial cult in the cities of the Latin West (academia.edu)
Bolsena, CIL XI 2710
Supinum, CIL IX 3857.
Melanthus P(ubli) Deci
et collegae mag(istri) He(rculis)
tribunal novom a solo fecer(unt)
theatrum et proscaenium refecer(unt)
ludis scaenicis biduo dedicar(unt)
d(e) s(ua) p(ecunia)
„Melanthus, der Sohn des Publius Decius, und die Magister des Collegium des Hercules haben des Tribunal von Grund auf neu erstellt und das Theater sowie das Proscänium erneuert und dabei über zwei Tage sich erstreckende Spiele geweiht. Aus eigenen Mitteln."
Literatur
RE 23,1 (Stuttgart 1957) 1287-1296 s.v. Proskenion (Fensterbusch); F. Sear, Roman theatres. An architectural study (Oxford 2006) 7.