In der Regel fand das Fest im Monat Poseideion statt, also im Dezember, und wurde an verschiedenen Orten aufgeführt. Zentrales Ereignis war die Prozession eines Phallos (vgl. Aristophanes, Acharner bes. 237 ff.). Nach dem Scholisten ui Aristophanes lag der Grund dieses Brauchs darin, dass die Athener das 'Agalma des Gottes, d.h. ein Bild seines Phallos, einst nicht wohlwollend aufgenommen hatten, woraufhin Dionysos den Athenern eine Krankheit schickte, die auch ihre Geschlechtsorgane befiel. Nur durch das Aufstellen von privaten und öffentlichen Phalloi ließ sich Dionysos versöhnen und sich die Krankheit abwehren. Nach den Prozessionen fanden auch Theatervorführungen statt. Zeugnisse der ländlichen Dionysien gibt es in mehreren Orten Attikas. Direkte Hinweise für theatralische Aufführungen bei den Festen jedes Ortes gibt es nicht immer und wenn, so sind sie hier am jeweiligen Ort aufgeführt.
Literatur:
A. W. Pickard-Cambridge, The Dramatic Festivals of Athens (Oxford 1968; ND 1999) 42-56.
R. Frederiksen, The Greek Theater: a typical building in the urban centre of the polis?, in: Th. H. Nielsen, Even more studies in the ancient Greek Polis, Historia Einzelschriften, 162 (Stuttgart 2002) 83 Anm. 92 mit Belegen.
S. Agelidis, Choregische Weihgeschenke in Griechenland, Contributiones Bonnensis, Reihe III, Bd. 1 (Bonn 2009) 16 f.
B. Seidensticker, Das antike Theater (München 2010) 16 ff.
Zur Feier der Dionysien an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, Plato, Staat V 475d:
„Denn zunächst scheinen mir die Schaulustigen alle von dieser Art zu sein, da sie lernbegierig sind. Die Hörbegierigen nehmen sich dann wunderlich aus, wenn man sie unter die Philosophen rechnet, sie, die zu wissenschaftlichen Erörterungen und ernster Unterhaltung solcher Art sich niemals aus freien Stücken einzufinden bereit sind, sondern, als hätten sie ihre Ohren verdungen, alle Chöre zu hören, bei den Dionysosfeiern von einer Feststätte zur anderen laufen und weder bei den städtischen noch bei den ländlichen fehlen.“
Vergil, Georgica 2,380-385:
„Nicht wegen anderer Schuld – nämlich weil er den neugefundenen Rebstock angefressen hatte – wird auf allen Altären für Bacchus der Bock getötet, und es kommen die ursprünglichen Spiele auf die Bühne, und ringsum in den Dörfern und an Kreuzwegen setzte das Volk des Theseus Preise aus für Begabungen, und beim lustigen Bechergelage sprangen sie in weichen Wiesen auf eingeölten Schläuchen.”